Eine Zusammenarbeit und eine Rettung, jung und alt, gemeinsam und sich gegenseitig unterstützend. So kann Leben gelingen.

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Life is too short for boring stories

Lorenz brachte Teller und Besteck, so dass sie sich das mitgebrachte Essen kameradschaftlich teilten.
„Ich denke,“, sagte Sue endlich, nachdem sie länger über Lorenz Frage nachgedacht hatte, „Dass es unabhängig ist vom Alter, wer mit wem etwas zu tun haben will. Ich bin überzeugt davon, dass jede*r viel einbringen kann, wenn sie oder er einfach nur den richtigen Platz findet. Deshalb bin ich so froh, dass ich dieses Geschäft hier gefunden habe, denn es ist optimal für meine Bedürfnisse und ebenso froh bin ich, dass Sie mein Vermieter sind, denn ohne Sie hätte ich das nicht geschafft und ich würde mich freuen, wenn Sie sich weiterhin einbringen würden, ich meine, so weit es Ihnen Spaß macht und Sie das möchten.“
„Das ist das Schönste, was ich seit Jahren gehört habe“, erklärte Lorenz, „Ich denke, dass es auch ein großes Glück für mich ist, dass Sie gerade hierher gefunden haben. Manchmal meint es das Leben auch gut mit einem.“  

„Wie meinen Sie das?“, fragte Sue irritiert.
„Ich hatte eine große Familie“, begann Lorenz daraufhin zu erzählen, „Ich war ungefähr in Ihrem Alter, da lernte ich meine Frau kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick, wie man so schön sagt und was man dann doch nicht glauben mag. Aber es war und blieb so, während all der Jahre, immerhin 53, die wir verheiratet waren und das trotz der fünf Kinder, die wir großzogen, der finanziellen Herausforderungen und all der Sorgen, die ein eigenes Geschäft mit sich bringt. Meine Frau, sie hieß übrigens Sarah, war mir immer die beste Gefährtin und Freundin, Ich konnte mich auf sie verlassen, so wie sie sich auf mich. Die Kinder wuchsen heran, zogen aus und zerstreuten sich in alle Winde, von Kanada bis Australien, von Argentinien bis Japan, so dass zuletzt nur wir zwei übrigblieben. Wir beschlossen, diese Jahre zu genießen, die wir nun wieder ganz für uns hatten, schmiedeten Reisepläne und vieles andere. Doch dann wurde mir meine Frau völlig unvermutet von der Seite gerissen. Dabei war ich überzeugt, dass sie mich überleben würde. Es war so unfassbar, wie leer mein Leben plötzlich war. Ich verfiel in eine tiefe Depression, in eine lange dunkle Nacht, von der ich meinte, sie würde niemals enden. Aber auch diese endete und ein Lichtschein erschien am Horizont.“
„Was ist passiert?“, fragte Sue nach.
„Sie sind passiert“, erwiderte Lorenz schmunzelnd, „Es war mittlerweile so schlimm geworden, dass ich mich sogar mit Selbstmordgedanken trug. Das hätte ich nie für möglich gehalten, hatte ich mich doch selbst immer für einen sehr robusten Menschen gehalten, aber so ein Verlust, mag sogar die stärkste Eiche zu fällen. Und dann, mitten hinein in diese Endzeitstimmung, so kann man das sagen, läutete unvermutet das Telephon und Sie fragten wegen dem Lokal.“ Verblüfft sah ihn Sue an. „Sie können mir das ruhig glauben, genau so war es“, sagte Lorenz.
„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, meinte Sue verlegen, „Natürlich freue ich mich, dass alles so passt, aber ich hätte mir natürlich noch mehr für Sie gewünscht, es wäre anders gewesen.“
„Es ist wie es ist und manche Dinge lassen sich nun mal nicht ändern“, erwiderte Lorenz nachdenklich, „Aber man ist offenbar nie zu alt, um nochmals eine Chance zu bekommen.“
„Aber dann habe ich eine Idee“, erklärte Sue, „Ich bin mir sicher, dass es mehr einsame Menschen in dieser Stadt gibt. Was halten Sie davon, wenn Sie Kurse oder gemeinsame Abende anbieten, für Menschen, die neuen Anschluss suchen nach einem Schicksalsschlag oder aus anderen Gründen. Was halten Sie davon?“
„Das wäre großartig“, zeigte sich Lorenz begeistert, „Aber nur unter einer Bedingung.“
„Und die wäre?“, fragte Sue irritiert. „Dass wir uns jetzt Duzen“, erklärte Lorenz.  

So arbeiteten sie gemeinsam ein Programm für Workshops, Plauderrunden und sonstige Veranstaltungen aus, das rechtzeitig zum Eröffnungstag fertig war. Die Eröffnung selbst war ein voller Erfolg und die angebotenen Veranstaltungen wurden mit Freuden angenommen. Tatsächlich fanden sich Menschen ein, die ebenso wie Lorenz mit Einsamkeit und Depressionen zu kämpfen hatten. Es musste einfach nur jemand den Anstoß geben oder eine Möglichkeit bieten, sich aus dem dunklen Tal herauszuarbeiten. Auch wenn man den ersten Schritt selbst machen musste, fand man dann Menschen, die einem bei den weiteren zur Seite standen. Und vor allem zeigte die Zusammenarbeit von Sue und Lorenz, dass weder Nationalität noch Alter noch Geschlecht ein Hindernis darstellen müssen. Sie werden es erst, wenn man es zulässt oder es gar provoziert. Manchmal ist es nicht so leicht zu unterscheiden. Leicht kann hingegen sein, sich aufeinander einzulassen, die persönlichen Stärken einzubringen und füreinander da zu sein. Es ist nur der Wille, der zählt.


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