
Feminismus ist die Einsicht, dass es keinen Grund gibt, dass ein Menschenmann mehr wert sein darf als eine Menschenfrau. Er richtet sich gegen Unterdrückung und eine Herrschaft der Willkür, bei der sich der weiße Mann an die Spitze der Evolution setzte. Jeder Mensch ist gleich an Wert und Würde, so steht es auch in den Menschenrechten. Doch wer hier stehen bleibt, ist nicht einmal die Hälfte des Weges gegangen, denn so lange es irgendeine Form der Unterdrückung gibt, stellt sich der Feminismus als bloßer Etikettenschwindel dar, der nichts weiter will, als den weißen Mann an der Spitze der Pyramide durch die weiße Frau zu ersetzen. Das ändert nichts daran, dass sich der Mensch aus der Natur ausklinkt und sich als unabhängig von ihr versteht, so dass er weiterhin ausbeuterisch und zerstörend wirkt. Denn sobald sich jemand an die Spitze einer Hierarchie setzt, gang gleich wer das ist, gibt es andere, die ihn stürzen möchten, so dass der ewige Krieg aufrechterhalten bleibt.
Feminismus ist erst dann das, was er zu sein vorgibt, wenn er das Ziel hat jedes Lebewesen im Kreislauf des Lebens eingebettet zu sein, ohne hierarchische und damit unterdrückende Strukturen, an die Stelle der Über- und Unterordnung, ein Miteinander zu stellen und sich für das Leben in all seinen Schattierungen einzusetzen.
Eine Lesung zum Internationalen Weltfrauentag
07. März 2020 um 11.00 Uhr im BORG Wr. Neustadt, Herzog-Leopold-Str. 32
aus meinem Buch “Ungezähmt. Anleitung zum Widerstand”
