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Life is too short for boring stories

Inspiriert von Kieran Halpin „Nothing to show for it all“

Menschen treten in unser Leben. Manche bleiben nur kurz bevor sie sich wieder verabschieden. Andere wiederum begleiten uns eine weite Wegstrecke, doch irgendwann führen die Wege uns auch wieder auseinander. Manchmal fällt uns der Abschied leicht, vor allem, wenn er schleichend passiert. Geänderte Lebensumstände. Einer zieht weg, weit weg, und langsam, heimlich, still und leise schläft der Kontakt ein. Manchmal ist es schwer und wir leiden unter diesem Abschied, fühlen uns wie zerrissen, als hätte man einen Teil unserer Selbst entfernt. Eine schmerzhafte Wunde bleibt, die nur langsam verheilt. Manchmal ist so ein Abschied jedoch auch eine Entlastung, denn manche Menschen belasten uns und hindern uns an unserer Entwicklung. Doch dann gibt es immer wieder die ganz besonderen, die uns sanft an der Hand nehmen, die uns sein lassen, nicht einfach nur wie wir sind, denn das ist zu wenig, sondern die uns ermutigen zu wachsen, die uns unsere Möglichkeiten aufzeigen, so dass wir werden, was wir sein können. Doch wenn es so ist, dass Menschen in unser Leben treten, bloß um es wieder zu verlassen, wäre es dann nicht besser sich nicht zu begegnen, denn dann muss man auch den Schmerz nicht erleiden? Was bleibt von einer Begegnung, wenn sie vergangen ist?

Es bleibt die Erinnerung. Nicht, indem man rückwärtsgewandt daran festhält, sondern in Momenten, in denen Szenarien vergleichbar werden, ist da ein Satz, ein Wink, ein Fingerzeig, der uns daran erinnert wie man damit umgehen kann, damit der Umgang gelungen ist. Dann bist Du plötzlich wieder präsent. Du kannst noch so weit weg sein, in diesem Moment bist Du wieder bei mir. Hier bin ich mit Dir entlanggegangen. Hier hast Du mich auf eine Wolke aufmerksam gemacht, die die Form eines Pferdes hatte, zumindest mit viel Phantasie, und plötzlich weiß ich auch wieder was wir gesprochen haben, als würde ich daneben stehen und uns belauschen. Vielleicht huscht nun ein Lächeln über mein Gesicht, ein Lächeln der Freude, gewürzt mit ein wenig Wehmut. Denn sofort frage ich mich warum Du jetzt nicht da sein kannst. Vielleicht finden wir wieder eine Pferdchenwolke. Auch wenn Du irgendwie da bist. Aber ich freue mich auch, denn wenn ich mich Dir damals nicht geöffnet und mich nicht auf die Begegnung eingelassen hätte, so wäre mir nichts geblieben, so wäre nichts entstanden, was bleiben konnte. Du hast mich berührt, in Deiner Präsenz, und ganz gleich ob Du für immer gegangen bist, oder nur für eine kleine Weile, diese Berührung bleibt.

Was bleibt, wenn ich gehe? Gibt es etwas, was bleibt von mir? Gibt es etwas was wert ist von mir zu bleiben? Vielleicht sind es meine Geschichten, die immer noch berühren, die Menschen zueinander bringen und von der Wohltat dieses Zusammen-seins erzählen. Vielleicht bleibt die Berührung in den Menschen, denen ich begegnet bin, und wenn sie an mich denken, an die Zeit unseres Miteinanders, dann huscht hoffentlich ein Lächeln über ihr Gesicht, ein Lächeln der Freude, gewürzt mit ein klein wenig Wehmut. Das wäre es, was ich mir wünschte, dass von mir bliebe.

Aus: Lebensbilder


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