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Life is too short for boring stories

„Wer kennt sie nicht, die Bilder von den Kindern mit den aufgeblähten Bäuchen und den abgemagerten Extremitäten? Meistens werden sie für Spendenaufrufe verwendet. Das macht ein schlechtes Gewissen. Die armen, braunen Babys, die nichts dafürkönnen. Vor allem vor Weihnachten funktioniert das sehr gut. Schließlich müssen die meisten von uns nicht hungern“, sagte Martinique.

„Und auf der anderen Seite wird uns ständig erzählt, dass sie doch selbst schuld seien“, ergänzte Christian, „Würden sie nicht so viele Kinder bekommen und wären sie nicht so faul und wären ihre Regierungen nicht so korrupt und würden sie nicht ständig Kriege führen, dann müssten wir nicht ständig spenden. Die kriegen ihr Leben einfach nicht selbst in den Griff, trotz aller Maßnahmen, die wir für sie setzen. Trotzdem wir ihnen ständig erklären, wie sie es machen müssen, dass es ihnen eines Tages genauso gut geht wie uns. Wir sind aber dennoch so großzügig und geben ihnen ein bisschen was von dem Wohlstand ab, den wir haben, weil wir sie ausbeuten. Ist doch ein nobler Zug von uns. Und dabei tragen wir einen großen Teil der Schuld. Denn der moderne Imperialismus wird über die Wirtschaft geführt. Da kann man sich offiziell gut die Hände in Unschuld waschen.“

„Aber es ist unsere Umweltverschmutzung, die die Pole schmelzen lässt und Bangladesch unter Wasser setzt“, meinte sie.

„Es ist unsere Gier nach billiger Baumwolle, die in Regionen das Wasser gänzlich verschwinden lässt, in denen es sowieso knapp ist“, sagte er.

„Es ist unsere Gier nach immer neuen elektronischen Geräten, die den Krieg im Kongo finanziert, auch wenn deutsche Firmen damit offiziell nichts zu tun haben“, ergänzte sie.

„Doch es gibt noch viel subtilere Wege, die beschritten werden, abseits der Öffentlichkeit, im Verborgenen, hinter verschlossenen Türen, hinter denen über das Schicksal, über Leben und Tod von vielen Millionen von Menschen entschieden wird. Und die, die entscheiden haben die zwar Macht, aber weder Gewissen noch Skrupel“, meinte er.

„Wovon sprichst Du genau?“, fragte sie.

„Bauern in Afrika und Asien haben schon seit Jahrhunderten ihr eigenes Saatgut gehabt. Das wurde immer weiterentwickelt und von Generation zu Generation weitergegeben. Es war optimal ausgerichtet auf die Bedingungen in den jeweiligen Ländern“, erklärte er, „Den Großteil der sog. Subsistenzarbeit wurde und wird von Frauen erledigt. Das Saatgut wurde als Gemeingut betrachtet. Niemand kam auf die Idee, es unter Verschluss zu halten. Mittlerweile wird der weltweite Handel mit Samen von fünf großen Firmen beherrscht. Das ist möglich, weil die Handelsverträge still und heimlich den Passus beinhalten, dass nur aus entsprechender Herstellung stammendes Saatgut verwendet werden darf. Damit sind die kleinen Landwirte, oder besser gesagt in erster Linie Landwirtinnen, gezwungen, ihr Saatgut beispielsweise bei Monsanto zu kaufen, das genmanipuliert und hybrid ist. Das bedeutet, dass es im nächsten Jahr nicht mehr verwendet werden kann, so wie sie es gewohnt waren. Sicherheitshalber werden die Pestizide gleich mitgeliefert, die notwendig sind, damit dieses Saatgut überhaupt verwendet werden kann. Damit zwingt Monsanto sie, bei ihnen zu kaufen. Gestützt wird das durch die Politik.“

„Und wenn das noch nicht reicht, so verschiffen wir unsere Überproduktion an Fleisch an den afrikanischen Markt“, ergänzte sie, „Dieses Fleisch ist so hoch subventioniert, dass die regionalen Erzeuger damit umgebracht werden, weil sie diese Preise nie halten können. Und hinterher wird davon gefaselt, dass das eben der Verdrängungsmechanismus auf einem freien Markt ist. Frei ist daran höchstens die Möglichkeit diese Länder an die Kantare zu nehmen, denn sie können diese Importe nicht einmal verhindern, weil ihnen sonst die Weltbank die Kredite fällig stellt. Eine Art des Wirtschaftsimperialismus, wie sie perfider nicht sein könnte.“

„Enteignung, wirtschaftliche Knebelung, Unterdrückung, das sind die Mittel derer sich die reichen Industrienationen bedienen, damit sie auf Kosten anderer noch reicher werden können, und auch da nur einige wenige“, sagte er.

„Und wenn wir uns jetzt einsetzen die Tiere aus der Ausbeutung zu befreien, dann setzen wir uns dafür ein, die Menschen aus der Ausbeutung zu holen“, fasste sie zusammen, „Damit wir einen Weg finden in eine Welt, in der die Wirtschaft wieder für den Menschen, für alle Lebewesen da ist. Wie schön wäre das.“ Martinique kuschelte sich noch enger an Christian und träumte von einer Welt ohne Ausbeutung und Versklavung, einer Welt des Miteinander und der Verbundenheit.

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