Jona fühlt sich schlecht. Er flieht, vor seiner Aufgabe und den möglichen Folgen, doch das ist nicht so einfach, wie gedacht.

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Life is too short for boring stories

Und da stand er also, der gute Jona, der nicht an Gott glaubte, auch jetzt noch nicht, da er offenbar dafür gesorgt hatte, dass er direkt vor dem Konferenzhotel gelandet war. Aber das war noch nicht einmal seine Sorge, denn diese bestand darin, dass er da jetzt hineingehen würde, wenn sie ihn denn überhaupt hinein ließen, er sein Referat hielte, wenn er es denn überhaupt halten durfte und dann ausgelacht werden würde. Das konnte doch nur schief gehen. Wenn sie auf ihn hörten, was so gut wie unmöglich war und damit den Klimawandel Einhalt geboten, ebenso, als wenn sie es nicht taten, was fast sicher der Fall war. Würden sie auf ihn hören und damit den Klimawandel stoppen, würde es heißen, was er denn rede, das war eh nie eine Gefahr. Wenn es ihm nicht gelinge, dann würde er als Versager dastehen. Eine dritte Option gab es nicht und die anderen beiden sagten ihm ganz und gar nicht zu. Deshalb suchte er das Weite, schlich sich, wie er meinte, heimlich, still und leise davon.

Natürlich nicht aufs Meer, denn das kannte er bereits. Da würde ein Sturm aufkommen, den angeblich Gott inszeniert hätte. Dann würde er zugeben, dass er daran Schuld trüge, woraufhin sie ihn über Bord werfen würden. Im Wasser gelandet würde ein Wal kommen und ihn verschlingen. Dann säße er drei Tage in dessen Magen, was ja überhaupt völliger Schwachsinn ist, denn die Magensäfte hätten ihn längst zersetzt, in dieser Zeit, aber wie auch immer, nachdem er da so gesessen hätte, würde er alles versprechen, was ihm einfiele, bloß um dieser Situation zu entrinnen, z.B. zu dieser Konferenz zurückzukehren und seine Aufgabe zu erfüllen. Daraufhin würde er vom Wal ausgespuckt werden und er müsste einlösen, was er versprochen haben würde. Nein, das wusste er bereits und das konnte er nicht tun. Aber zum Glück war er ein findiger Bursche und beschloss sich in Disneyland zu verstecken. Erstens wollte er da eh schon immer mal hin und zweitens meinte er, dass er dort von niemanden gefunden werden würde, nicht einmal von Gott.

So schlenderte Jona einige Stunden später bereits durch das gelobte Land der Bespaßung und unkultivierten Unterhaltung. D.h. er versuchte es sich einzureden, dass er schlenderte, denn in Wahrheit wurde er geschoben, gedrückt und eingezwängt, denn er war bei Weitem nicht der Einzige, der auf diese großartige Idee gekommen war. Und dann setzte der Regen ein. Nein, nicht bloß ein Regen, sondern Massen von Wasser ergossen sich vom Himmel. Gerade eben war noch strahlendster Sonnenschein und im nächsten fürchtete er in den Fluten unterzugehen. Sämtliche Menschen verließen fluchtartig die bezaubernde Örtlichkeit, so dass er jetzt tatsächlich hätte schlendern können. Doch die Lust darauf war ihm vergangen. Bis auf die Haut durchnässt, suchte er Unterschlupf in einem eher merkwürdigen Raum, der aber am nächsten zu ihm lag. Eine große Zunge sah er, als er sich, zumindest im Trockenen angekommen, wie ein Hund schüttelte. Zu spät wurde ihm bewusst, dass er sich im Maul eines lebensecht nachgebauten Wales befand, der auch im selben Moment dasselbe schloss. Was für eine Ironie. Jetzt war er extra nicht aufs Meer gefahren, um genau dieser Situation zu entkommen und dann fand er sich in dieser wieder. „Aber was sich schließen lässt, lässt sich auch wieder öffnen“, dachte er frohgemut und suchte nach einem Mechanismus, der dazu führte, dass es sich öffnete. Er fand aber keinen. Deshalb verlegte er sich darauf, um Hilfe zu schreien, doch ihm wurde nur allzu schnell bewusst, dass seine Stimme im Tosen des in unverminderter Stärke herabrauschenden Regens unterging, so dass er dessen Ende abwartete. Da war es dann allerdings schon zu spät, um erwarten zu können, dass irgendjemand anwesend wäre, der ihn hören könne. Wohl oder übel richtete er sich für die Nacht ein. Kaum dass sein Kopf die Zunge berührt hatte, war er auch schon eingeschlafen. „Siehst Du, ich bin nicht im Magen des Wals gelandet, und spätestens morgen wird mich hier jemand rausholen. Deine Geschichte geht also nicht auf“, war der letzte klare Gedanke. Doch Gott legte offenbar keinen Wert darauf, etwas zu erwidern oder Jona hatte es einfach nicht mehr gehört. Am nächsten Morgen erwachte er, da er durch die Ritzen, die es doch da und dort in der Walfigur gab, die Sonne hereinscheinen sah. Er brauchte eine Weile, um sich zu erinnern, wo er sich aufhielt, aber sobald es ihm eingefallen war, begann er laut um Hilfe zu rufen.

Hier geht es zu Teil 3.

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