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Life is too short for boring stories

Inspiriert von Kieran Halpin „Fragile Heart“ von der CD „Doll“

war es, weil ich wollte, dass Du bleibst, bei Dir. „Darf ich Dir ein Bild malen von dem was Glück ist?”, hatte ich Dich gefragt, und Du wolltest es hören, denn es wäre doch egal ob Du jetzt gingst oder später. Auf das käme es nicht mehr an. Das dachtest Du, und ich wusste es dennoch, auch wenn Du es nicht sagtest. Ich sah es in Deinen Augen, die den Abschluss spiegelten. Und es war nicht einfach so ein Irgendwie, sondern ein fester Entschluss. So wie meiner, Dir noch ein Bild zu malen vom Glück. Oder vielleicht war es auch nur ein Offenlegen dessen, was Du schwarz übermalt hattest. Und meine Malutensilien waren meine Worte, nicht Farbe und Pinsel, aber dessentwegen nicht weniger bunt.

Ich tanze. Nackte Füße auf feuchtem Gras. Ein langes schwarzes Kleid. Eng und umschmeichelnd bis zu den Hüften, doch dehnbar an den Körper, das Atmen anschmiegend. Weit und luftig bis zu den Knöcheln, getragen von der Melodie des Windes. Die Blumen heben ihre Köpfchen, wenn meine Füße neben ihnen aufsetzen. Immer neben den Klippen, preisgegeben den brandenden Wogen. Und die untergehende Sonne wirft ihre feurigen Strahlen auf mein gerötetes Gesicht. Und Du reichst mir die Hand, ziehst mich an Dich. Hörst Du sie auch, die Melodie des Windes? Und Du schenkst der Melodie die Worte.

Ich sitze. Nackte Füße auf der Couch. Die Beine liegen locker über Deinen. Ich verstehe Deine Worte besser, wenn ich Dich ansehen und spüren kann. Du nimmst meine Hände. Aber immer wieder brechen sie aus, denn ich brauche sie um zu sprechen. Du kannst sie nicht zähmen. Du willst es auch nicht. Das Lachen brandet immer wieder auf. Was wir sprechen, das verstehe ich nicht. Die Worte fließen als eine Melodie der freundschaftlichen Innigkeit. Ich habe Lust Dir einen Kuss auf die Nasenspitze zu geben. Deshalb spitze ich die Lippen und folge dem Impuls. Verärgert siehst Du mich an. Gespielter Ärger. Hörst Du die Ungebändigtheit der Melodie des Lachens? Und Du schenkst der Melodie die Worte.

Ich gehe. Nackte Füße auf Asphalt. Umgeben von Menschen mit Schuhen. Alle tragen Schuhe. Ich blicke zu Boden, weil ich mich schäme, so ausgesondert. Bin ich die einzige, die keine Schuhe mehr erträgt? Ich kann nicht atmen, wenn ich der Erde nicht verbunden bin. Und auch nicht tanzen. Und auch nicht lachen. Und auch keine Bilder malen oder auch nur offenlegen, schon gar nicht vom Glück. Die Erde schwingt in ihrer eigenen Melodie, mit der ich nur mitschwingen kann, wenn ich sie spüre. Und als ich Dich erkenne, da beginne ich zu laufen, weil ich nicht schnell genug zu Dir gelangen kann. Und Du hast Deine Schuhe ausgezogen. Spürst Du die Melodie der Erde? Und Du schenkst der Melodie die Worte.

Ich weine. Der Schmerz, mit all seiner Intensität, der Allmacht, lässt mich erbeben. Wut und Ohnmacht und Hilflosigkeit. Alles sinnlos. Da nimmst Du mich in den Arm. Auch wenn ich mit aller verbliebenen Kraft auf Deine Brust schlage, Du lässt mich nicht los. Auch wenn ich Dir das Gesicht zerkratze. Du lässt mich nicht los. Du hältst mich, weil ich nicht Dich meine, sondern alles andere. Ich weiß nicht genau was. Langsam verebbt mein Weinen in ein Schluchzen in eine Erschöpfung. Du lässt mich nicht los. Deine Hand streicht über meine Wange. Du hältst mich. Ich lehne meine Stirn an Deine Schulter. Liebst Du die Melodie des Lebens? Und Du schenkst der Melodie die Worte.

Und es war mein Bild vom Glück, das ich Dir mit Worten malte oder auch nur offenlegte. Vielleicht würdest Du bleiben. Zumindest bei Dir. Es wäre ein glücklicher Tag.

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