Leicht wie eine Feder fühlte sie sich an, die kleine Nanna, in ihren Armen. Immer wieder griff Pippa sanft auf ihren Brustkorb, um sich zu vergewissern, ob sie noch atmete. Sie spürte wie ihr Herz schlug, leise, aber regelmäßig. Es war so, als es bereits dämmerte und auch noch, als die tiefschwarze Nacht das Land überzog. Pippa und Leo waren auf der Couch eingeschlafen, trotz der Sorge und der Anspannung. Pippa träumte, sie schliefe und als sie aufwachte lag sie in einem Container. Sie war bis zur Hüfte in irgendetwas begraben, doch sie erkannte nicht was es war, weil es viel zu dunkel war. Deshalb nahm sie das Handy aus ihrer Jacke und schaltete die Taschenlampe ein. Mit Entsetzen erkannte sie, dass sie umgeben war von toten Schweinen. Es war der Abfallcontainer einer Schweinefabrik. Doch plötzlich begann sich das vermeintlich tote Schwein vor ihr zu bewegen. Ein Schrei des Entsetzens entfuhr ihr, so dass sie aufwachte. Und selbst im Wachen spürte sie noch die Bewegungen des Schweines, das man lebend auf den Müll geworfen hatte.
Nein, es war nicht in ihren Traum, wie sie auf den zweiten Blick feststellte, die kleine Nanna war es, die sich in ihrem Arm rekelte.
„Was ist passiert?“, drang Leos schlaftrunkene Stimme durch die Nacht zu ihr.
„Ich denke, sie ist munter“, antwortete Pippa, gedämpft hoffnungsvoll. Leo reagierte erwartungsgemäß schnell.
„Ich mach ihr Fläschchen“, erklärte sie, schaltete das Licht ein und begab sich in die Küche. Aus leuchtenden Kinderaugen sah Nanna zu Pippa hoch, als wollte sie sie begrüßen, sie und das Leben, das noch immer da war. Nanna wollte es so lange halten, so lange es ging. Pippa war noch in ihren Anblick versunken, da kam Leo mit dem Fläschchen zurück.
„Hat es auch die richtige Temperatur?“, fragte Pippa mit Argwohn.
„Hey, was glaubst Du von mir, ich habe zwei kleine Brüder, wie Du weißt“, entgegnete Leo knapp und drückte Pippa das Fläschchen in die Hand. Und wie sie das wusste, Max und Alex, die Zwillinge, die Nachzügler, die jetzt gerade erst in den Kindergarten gekommen waren. Nachdem die beiden auf die Welt gekommen waren, hatte Leo ihre Mutter tatkräftig unterstützt. Wenn wer was von der Versorgung von Säuglingen verstand, dann war es Leo. Deshalb setzte Pippa den Silikonsauger vorsichtig an Nannas Lippen und ließ einen Tropfen der weißen Flüssigkeit darüberrinnen. Kurz tat sich gar nichts. Wollte Nanna nicht trinken? Konnte sie nicht? Doch endlich schleckte die Zunge über die Lippen, zu kosten, um sich dann zu öffnen, so dass Pippa den Sauger zwischen die Lippen schieben konnte und wenige Sekunden später war das schlürfende Geräusch das einzige, das den Raum erfüllte. Stumme Tränen der Freude rannen über Pippas Wangen. Sie hatte es tatsächlich geschafft. Nanna hatte überlebt. Und sie zeigte die neugewonnene Kraft auch gleich dadurch an, dass sie das Fläschchen bis zum letzten Tropfen austrank. Wie schön, wie unglaublich schön war das. Dem Tod mit knapper Not entronnen, lag nun ein zufriedenes, sattes Baby in Pippas Armen. Schmatzend spürte Nanna dem Geschmack des Getrunkenen noch nach, streckte sich, um sich dann wieder einzurollen und friedlich einzuschlafen. Voller Freude und Dankbarkeit schloss auch Pippa wieder die Augen, während Leo nach Hause ging um sich noch ein paar Stunden hinzulegen.
Das nächste was Pippa weckte war etwas Warmes, Nasses, das sich langsam, aber stetig auf ihrem Bauch ausbreitete. Es dauerte eine Weile, bis Pippa begriff worum es sich handelte. Ganz offensichtlich hatte Nanna sie angepinkelt. Eigentlich ein gutes Zeichen. Dennoch wischte Pippa die Kleine sauber, legte sie auf eine frische Decke, bevor sie sich selbst wachen und umziehen ging. Als Pippa in ihr Zimmer zurückkehrte, bewaffnet mit einem weiteren Fläschchen, hatte sich Nanna auf die kleinen Beinchen gestellt. Ein wenig unsicher wirkte sie, aber bereit die Welt um sie zu erobern. Eine weitere Welle dieses Glücksgefühls, das Pippa bereits in der Nacht erlebt hatte, strömte durch ihren Körper. Seit langem war sie nicht so glücklich gewesen.
Während Nanna das Fläschchen leertrank, überlegte Pippa was sie tun sollte. Alleine lassen wollte sie die Kleine auf gar keinen Fall. Deshalb beschloss Pippa kurzerhand sie mit in die Schule zu nehmen. So bettete sie Nanna in ein kleines Körbchen. Sie waren bereit für ihren ersten gemeinsamen Ausflug.
Buchempfehlungen zu Veganismus & Tieren:

Vegan ist Körperverletzung & Die Zukunft ist vegan hier ansehen


Niemand weiß, wohin es ihn trägt hier ansehen
***