Es kann sein, dass das Leben gut ist, trotz aller Gefahren, möglichen Entbehrungen und Unvorhersehbarkeiten, aber es ist gut, weil es ein autonomes, selbstbestimmtes ist, weil Mütter ihre Kinder zur Welt bringen und so die Familien erweitern, weil sie zusammen sind und geborgen. Freiheit ist der Lebensraum, in den einen die Evolution gesetzt hat, mitten in den Kreislauf des Lebens, teil zu sein, der Umwelt wie des Sozialverbandes. Es gibt nur ein Lebewesen, das in diesem Kreislauf des Lebens keinen Platz hat, und das ist der Mensch. Und als ihm das bewusst wurde, machte er aus der Not eine Tugend und platzierte sich kurzerhand an die Spitze, zwar immer noch außerhalb des Kreislaufes, aber als selbsternannter Herrscher.
„Macht Euch die Erde untertan“, wiederholte Christian nochmals, als sie an einem Ort anlangten, an dem anmutige, freiheitsliebende Meeressäuger wie Delfine und Orcas, in Gefangenschaft gehalten werden, auch euphemistisch Aqua-Zoos genannt. „Und damit scheint auch das Recht einherzugehen, dass solche Tiere unter den widrigsten Bedingungen gehalten werden. Aber nicht nur das, sie werden abgerichtet, dressiert, dass sie für die geifernde Menge ihre Kunststückchen vorführen, durch Nahrungsentzug oder Isolation, wenn sie nicht so tun wie die Menschen wollen. Wenn die Manege aufgeht, die Musik erschallt und im Anschluss der Applaus, stehen diese hochsensiblen Tiere unter Dauerstress. So sehr, dass sie immer wieder krank werden, ja sogar Selbstmord verüben. Dabei beginnt ihr Leidensweg noch viel früher.“
„Aber ich dachte, mittlerweile sind in diesen Zoos nur mehr solche Exemplare, die in Gefangenschaft geboren wurden?“, fragte Martinique, die noch Hoffnung hegte, dass der Mensch vielleicht doch nicht so grausam sei, wie es nun anmutete.
„Was die Delfine betrifft, so stammen die meisten aus einer Treibjagd in Taiji, einer Bucht in Japan“, erläuterte Christian, „Die Vorgansweise ist folgende. Mithilfe von Booten werden die ach so putzigen Meeressäuger in flaches Wasser getrieben und mit Netzen eingekreist. Die Delfintrainer suchen sich die schönsten Exemplare aus und der Rest wird ermordet. Manche sterben auch durch den Schock oder den Stress, Schwangere erleiden Fehlgeburten, verfangen sich in den Netzen oder brechen vor Erschöpfung zusammen und ertrinken. Gäbe es keine Zoos, die Delfinnachschub brauchen, gäbe es auch keine Delfinjagd, da das Fleisch von minderer Qualität ist. Das ist aber dennoch erst der Beginn ihres Leidensweges, der erste Einschnitt, die Trennung von ihren Familien. Dem folgt die Überführung in den jeweiligen Zoo.“
„Jetzt wird aber von den jeweiligen Zoos behauptet, dass die Meeressäuger artgerecht gehalten werden, dass sie immer genügend gesundes Futter bekämen, Sozialkontakte hätten und die Vorführungen und Trainings nur dazu da seien, sie zu beschäftigen“, warf Martinique ein, auch wenn sie sich eingestehen musste, wie absurd das klang, aber behauptet wurde es. Aber der Mensch findet für alles was er macht Gründe. Das heißt noch lange nicht, dass sie gut sein müssen. Immer wird es andere Menschen geben, die bereit sind es zu glauben, wenn sie sehen wie wilde Tiere wie ferngesteuertes Spielzeug, Marionetten behandelt werden.
„In der freien Natur schwimmen diese Meeresbewohner bis zu 150 km und tauchen hunderte Meter tief. Hier steht ihnen ein Becken mit zehn Meter Länge, zehn Meter Breite und fünf Meter Tiefe zur Verfügung, wenn sie Glück haben sogar 12 Meter Tiefe und mehrere Becken, aber weißt Du wie groß das Becken sein müsste, dass ein Delfin nur eine einzige Minute geradeaus schwimmen könnte?“, entgegnete Christian.
„Sag es mir, ich habe keine Ahnung“, meinte Martinique.
„Es müsste 850 Meter lang sein. Es ist jetzt nicht nur, dass sie sich nicht ausreichend bewegen können, sondern diese Lebewesen orientieren mit Hilfe des Sonars. Damit tasten sie ihre Umgebung ab und finden Beute. Doch hier werden sie immer nur von Wänden zurückgeworfen, was diese hochsensiblen Geschöpfe in den Wahnsinn treibt, nach und nach. Deshalb wird auch nicht mit Psychopharmaka gespart. Dazu kommt noch der hohe Anteil an Chemikalien im Wasser. Der hoher Chlorgehalt führt dazu, dass sie die Augen nicht mehr öffnen können und sich die Haut beginnt abzuschälen. Die Kunststücke, die sie machen, kann man wohl auch in freier Natur beobachten, aber da dienen sie der Kommunikation. Letztlich geht es aber wie immer nur ums Geld“, sagte Christian ernst.
„Aber zumindest die Delfintherapie ist doch eine gute Sache“, nahm Martinique einen letzten Anlauf zur Ehrenrettung der Angehörigen ihrer Spezies.
„Meinst Du?“, erwiderte Christian mit einem süffisanten Lächeln, „Es gibt bisher keine Belege, dass diese Therapie wirklich einen Nutzen hat, so dass man davon ausgehen kann, dass bei dieser Art der ‚Therapie‘ nichts anderes geschieht, als verzweifelten Eltern das Geld aus der Tasche zu ziehen.“
„Und was kann man tun?“, fragte Martinique zerknirscht.
„Auf jeden Fall keine solchen Gefängnisse besuchen. Draußen bleiben und Flugblätter verteilen, Leserbriefe schreiben und Familie und Freunde informieren“, meinte Christian, und deshalb nahm Martinique ihn an der Hand. Sie gingen hinaus und fingen sofort an diese Maßnahmen in die Tat umzusetzen.
Und wann fängst Du damit an?
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