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Life is too short for boring stories

Es gibt mittlerweile die eine oder andere Keule, die gerne geschwungen werden und sogar ab und antreffen, so wie das blinde Huhn das Korn. Das Fatale daran ist jedoch, dass jede Diskussion sofort unterbunden wird, sobald sie auch nur in die Hand genommen wird, ohne weiters darüber nachzudenken ob sie nun passend ist oder nicht. Eine davon ist die Sexismuskeule. Es mag einem so erscheinen, als hätten die, die sie schwingen, irgendwann, irgendwo einmal diesen Begriff aufgeschnappt, um ihn dann bei jeder passenden, wohl auch unpassenden Gelegenheit einzusetzen.

Sexismus ist, laut Duden (1990) eine „Haltung, Grundeinstellung, die darin besteht, einen Menschen allein auf Grund seines Geschlechts zu benachteiligen; insbesondere diskriminierendes Verhalten gegenüber Frauen.“

Sexismus als Haltung oder Grundeinstellung bedeutet etwas, das mein Handeln und Denken leitet. Dies bringt mich dazu Menschen zu benachteiligen, und das nur aufgrund ihres Geschlechts. Mittlerweile ist diese nicht mehr nur auf Frauen bezogen, sondern auch auf alle anderen geschlechtlichen „Minderheiten“, was einigermaßen grotesk anmutet, da es mehr Frauen als andersgeschlechtliche auf der Welt gibt. Beispiele für diese diskriminierende Grundeinstellung finden sich genügend, wenn man ein wenig die Augen aufmacht. Mir fallen spontan die Mädchen ein, die hübsch und adrett, im knappen Outfit neben den Motorradfahrern mit Schirm posieren. Hier werden Menschen als Aufputz verwendet, und zwar als reine Körper. Es ist also durchaus nachvollziehbar dies als sexistisch zu bezeichnen.

Aber ist wirklich jegliche Darstellung des nackten bzw. spärliche bekleideten Körpers automatisch sexistisch? Und vor allem, wo bleibt die Selbstbestimmung der Frau? Wie der Duden schreibt, geht es um eine Haltung, eine Grundeinstellung. Das Fatale daran ist, diese kann ich nicht direkt einsehen, sondern kann sie nur indirekt erkennen. Frauen und Motorräder stehen für eine solche Haltung, wo der weibliche Körper als Verzierung verwendet wird. Anders verhält es sich mit den nackten Tatsachen in der Kunst. Aber selbst Akte werden auf entsprechenden sozialen Plattformen bereits gesperrt, weil eine weibliche Brustwarze zu sehen ist. Damit unterstelle ich Klimt, Schiele, und jedem anderen Maler, aber auch Photographen, darstellenden Künstlern, sie seien Sexisten.

Doch wann ist die Darstellung des nackten weiblichen Körpers sexistisch und wann nicht? Kann ich eine generelle Richtlinie ziehen? Eine Frau, die sich auf einer Motorhaube rekelt zeigt eine andere Grundhaltung, als eine, die bei einer Aktion zum Ausdruck kommt, die sich gegen Tierleid richtet. Bei solch einer Aktion, die als Nacktaktion apostrophiert wurde, lagen Aktivisten und Aktivistinnen auf einem weißen Leintuch, bekleidet mit hautfarbener Unterwäsche. Allerdings hatte eine Aktivistin keinen BH dabei, so dass sie ihre Brüste, besser gesagt ihre Brustwarzen, mit den Händen bedeckte.

Nun schlief sie dummerweise bei der Aktion ein und eine Hand verrutschte, so dass eine Brustwarze sichtbar wurde. Sofort war der Polizist da und forderte sie auf diese doch wieder zu bedecken. Ganz abgesehen davon, dass mir nicht eingehen will warum es legitim ist nackte männliche Brustwarzen in der Öffentlichkeit zu zeigen, aber weibliche nicht. (Widerspricht das nicht dem Gleichheitsgrundsatz?) So ist die Sexismuskeule völlig fehl am Platz. Nackt ist nicht gleich nackt. Vielleicht wäre es opportun ein wenig nachzudenken bevor man Keulen auspackt.

Die Darstellung des nackten menschlichen Körpers ist nicht an sich sexistisch, sondern wird es im Kontext und durch das Maß der Selbstbestimmtheit. Eine Botschaft, die einem am Herzen liegt, mit Hilfe seines Körpers darzustellen, selbstbestimmt und unabhängig, unterminiert die Würde nicht, sondern sie unterstreicht sie.

Aus: Weibliche Ohn-machten

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