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Life is too short for boring stories

Inspiriert von Kieran Halpin “Farewell to pride”

Gefangen in den Alltäglichkeiten,
vereinnahmt von all den Dingen,
die zu tun sind,
zusammengepresst vom Druck des Faktischen,
hatte ich keine Wahl,
weil ich sie nicht haben wollte.
Keine Zeit.
Keine Geduld.
Keine Notwendigkeit.

Ich brauchte keine Kraft zu kämpfen,
weil ich nichts sah,
wofür zu kämpfen sich lohnte.
Ich war überzeugt,
meine Sicht auf die Dinge ist richtig,
da ich sie mit so vielen teilte.
Und ich glaubte,
was sie mich gelehrt hatten.
Und die Mutlosigkeit kam in der Nacht.

Ich habe die Zeichen gesehen,
als ich aufsah,
blinzelnd,
ein wenig die Scheuklappen lüftend.
Ich sah,
was ich nicht sehen wollte,
hörte,
was ich nicht hören wollte,
und die Bilder und Schreie
brannten sich ein in meine Seele,
auch wenn ich sie in den hintersten Winkel verbannte,
mich abwandte und ging,
doch ich hatte es gesehen
und konnte nicht länger leugnen,
nicht länger sagen,
alles ist in Ordnung.

Ich hatte keine Kraft zu kämpfen,
weil ich nicht kämpfen wollte,
da ich keinen Sinn sah.
Ich sah die Sicht,
die ich für richtig hielt,
schwanken und zerbrechen.
Ich verlor den Glauben,
an das, was ihr mich lehrtet,
aber ich wagte es nicht zu sagen.
Und die Angst in der Nacht.

Als ich endlich die Augen öffnete,
da sah ich die Verbrechen dieses Spiels,
die Lügen, die uns eingetrichtert werden,
die Beweggründe derer,
die uns in unsere kleinen Leben sperren wollen.
Ihr habt keine Zeit.
Lasst es doch.
Wir machen das schon alles für Euch.
Wir machen das schon richtig.
Und ich war schwach,
denn wie kann man vorgehen,
gegen die Mächtigen,
gegen die Reichen,
die alle Möglichkeiten haben,
so dass ich brav weiterlächelte,
auch wenn es eine Qual war,
so dass ich untertänig weiterging,
mich darauf ausruhte,
dass es so viel Arbeit gab.

Ich bat um die Kraft zu kämpfen,
denn es ging nicht nur um mich,
sondern um uns alle.
Ich war auf dem Weg zu einer neuen Sicht,
die wirklich richtig war,
aber ich hielt es geheim,
blieb stumm.
Ich bat um den Glauben an das,
was ich nun gelernt hatte.
Und um Mut durch die Nacht.

Ich habe sie gesehen,
die dunkle Seite,
mit all ihren Schrecken und Qualen,
die mir die Tränen schenkte,
endlich,
Tränen der Verzweiflung für die Entrechteten,
Tränen der Wut über die Herrscher über Leben und Tod.
Ich habe beobachtet,
wie ein Leben wird,
das in Gefangenschaft beginnt und darin endet,
ein Leben,
das niemals etwas anderes kennen darf,
als diesen Ort,
bis zum Gang zum Tod.
Ich habe mich mit meinen Dämonen konfrontiert,
der Angst, dem Zweifel, der Feigheit,
sie zu benennen und zu erkennen.

Ich habe die Kraft zu kämpfen,
für die, die nicht für sich selbst eintreten können.
Ich weiß, dass die Sicht richtig ist,
die ich habe,
seit ich die Scheuklappen ablegte.
Ich habe den Glauben,
in all das, was ich erfahren habe,
seit ich hinsah.
Und ich habe den Mut,
selbst durch die dunkelste Nacht
bis zum letzten Atemzug.

Aus: Leben & leben lassen. Geschichten von Veganismus und Aktivismus

5 Gedanken zu “Bis zum letzten Atemzug

  1. nyxnachtgedanken sagt:

    Denn das Leben hat sein Recht und seine Würde in sich selbst.
    Niemand hat das Recht diese anzugreifen,
    vielmehr haben wir die Pflicht alles in unseren Möglichkeiten Stehende zu tun,
    diese zu verteidigen.

  2. eatclean2017 sagt:

    So tolle Zeilen! Du gibst damit sicher vielen Menschen Kraft und Mut…WUNDERbar! Vielen Dank 🙂

    1. novels4utoo sagt:

      Das hoffe ich so sehr

  3. eatclean2017 sagt:

    Kieran habe ich mir gerade angehört- wow, deshalb bist du von ihm so inspiriert! Er singt aus dem Herzen..

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