Muss man als Mieter*in tatsächlich alles hinnehmen, was der Hausbesitzer tut? Hat man eine Möglichkeit, etwas dagegen zu tun? Eine Lösung gibt es nur im Miteinander und in der Zusammenarbeit.

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Life is too short for boring stories

Ein kleines Häuschen hatten sie gehabt. Lea hatte es mit Begeisterung eingerichtet. Gemütlich und einladend war es geworden. Ein Ort, an dem man gerne wohnte. Sie hatte von einem eigenen Gemüsebeet im Garten geträumt, doch dann kam dieser Unfall. Seitdem saß Martin im Rollstuhl, weil er seine Beine nicht mehr benutzen konnte. Deshalb hatten sie das Häuschen verkaufen und unverzüglich eine neue Bleibe finden müssen. Diese Wohnung war die einzige gewesen, die sie sich leisten konnten. Im Dachgeschoss gelegen, verfügte sie zwar über 70 m2 Wohnraum, der allerdings nicht vollständig nutzbar war, da die Dachschrägen im Weg waren. Dennoch war es Lea gelungen es gemütlich einzurichten. Sie wollte, dass sich ihre kleine Familie wohlfühlte. Billig war die Miete nicht, aber es ging sie gerade so aus. Lea war sehr geschickt und findig beim Einsparen. Doch dann kam der Schlag. Ohne irgendwelche Vorwarnungen, hatte der Vermieter beschlossen, die monatlichen Zahlungen um 20% zu erhöhen. Mit dem Zusatz, dass sie ja ausziehen könnten, wenn es ihnen nicht passte. „Unmöglich, das schaffen wir nie“, dachte Lea verzweifelt, „Was sollen wir tun?“ Im selben Moment klingelte es an der Wohnungstüre.  

„Hallo Magdalena!“, begrüßte Lea ihre Nachbarin, die in der Wohnung, die gegenüber der ihren lag, wohnte.
„Hallo Lea!“, erwiderte Magdalena ihren Gruß, „Darf ich reinkommen, ich muss mit Dir reden.“ Lea ging ihr voraus in die Küche. Nachdem sie Kaffee für Magdalena und sich selbst eingeschenkt hatte, setzten sich die Frauen an den Küchentisch. Lea sah Magdalena gespannt an.
„Hast Du auch diesen Brief mit der Ankündigung einer Mieterhöhung bekommen?“, fragte Magdalena.
„Ja, haben wir“, antwortete Lea seufzend, „Und ich habe keine Ahnung, wie wir uns das leisten sollen.“
„Genau, aber das ist noch nicht alles“, meinte Magdalena, „Der Typ hat seit Jahren nichts investiert, außer das aller Notwendigste und das hat er eh den Mieter*innen verrechnet. Und dann sieh Dir dieses Vogelhäuschen mal an. Im Winter ist es kalt, im Sommer so heiß, dass man es kaum aushält und dafür will er noch mehr Geld. Dagegen müssen wir was unternehmen. Seid ihr dabei?“
„Ach Magdalena, ich verstehe, was Du meinst, aber wir können es uns nicht leisten, auf der Straße zu sitzen, Du kennst doch meine Lebensumstände.“
„Niemand wird auf der Straße sitzen!“, versprach Magdalena, „Pass auf, wir machen es so. Wir laden alle zu einem Gespräch und ich erzähle Euch von meiner Idee. Kommst Du auch?“
„Klar komme ich“, meinte Lea energisch, denn sie hatte das Gefühl, dass Magdalena tatsächlich eine gute Idee hatte.  

Drei Tage später versammelten sich sämtliche Hausbewohner*innen in der Wohnung von Professor Leonhard Lang, Seine Gatten, Eleonore, empfing sie im geräumigen Esszimmer. Insgesamt befanden sich zehn Wohnungen in diesem Haus. Sämtliche Bewohnerinnen waren Magdalena Mayrichs Aufforderung gefolgt, wobei sich der Professor der Bodenkultur, mittlerweile im Ruhestand, sofort bereit erklärt hatte, seine Räumlichkeiten für die Zusammenkunft zur Verfügung zu stellen. Magdalena wartete, bis alle zur Ruhe gekommen waren, dann wandte sie sich an die Versammlung.
„Ich freue mich sehr, dass ihr alle gekommen seid“, begann sie ihr Anliegen vorzubringen, „Es geht hier um etwas, das uns alle angeht und zwar, die Mieterhöhung. Ich habe lange darüber nachgedacht und denke, dass wir etwas dagegen tun können bzw. ich habe einen Ausweg.“ Ein leises Raunen ging durch die Reihen.
„Magst Du uns erzählen, was Dir vorschwebt?“, unterbrach der Professor das Stimmengewirr, woraufhin wiederum alle Augenpaare auf Magdalena gerichtet wurden.
„Ich denke, es ist verlorenes Geld, wenn wir es einem Vermieter in den Rachen werfen, statt es in etwas Eigenes zu investieren“, sagte sie, „Und deshalb wäre meine Idee, ein geeignetes Haus zu finden, das wir miteinander erwerben und auch bewohnen. Statt Miete zahlen wir dann einen Kredit zurück und irgendwann gehört das Gebäude uns. Dabei können wir auch, über die individuellen Bedürfnisse, Gemeinschaftsräume einrichten und so die Mütter entlasten oder auch etwas schaffen, wo man ungezwungen zusammen sein kann. Die Kinder könnten dort spielen und wenn man für sich sein will, kann man sich auch zurückziehen. Was sagt ihr dazu?“
„Ich finde das großartig“, erklärte Lea Loft, „Wenn es möglich ist, im Erdgeschoss zu wohnen und ich könnte mich einbringen beim Dekorieren und Nähen.“ Sie fand rundherum Beifall, und gerade als Magdalena meinte, es wären alle einverstanden, trat ein Mann nach vorne, dessen Erscheinung auf einen alternden Playboy schließen ließ, dessen blonde Frau hinter ihm stand.
„Also, diesen kommunistischen Unsinn, mache ich ganz bestimmt nicht mit. Wir brauchen keine Gemeinschaft, meine Frau und ich, denn wir haben immer alles alleine geschafft und halten es weiterhin so“, erklärte er rundheraus, „Mit solchem Hippiegesocks wollen wir nichts zu tun haben.“

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