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Life is too short for boring stories

Wir zerstören die Natur, die Artenvielfalt, die Biodiversität, die Meere und damit uns selbst. Die ersten Vorboten sind da und lassen sich nicht wegleugnen. Australien hat gebrannt. Kanada auch. Macht nichts, das ist weit weg von uns. Doch nun kommen die Auswirkungen auch zu uns. Es brennt in Europa. Zwar am Rande, aber doch schon recht nahe. Sintflutartige Regenfälle mitten in Europa. Viele Menschen verlieren innerhalb von wenigen Stunden alles, was sie haben. Das ist schon bedenklicher. Aber da müssen wir uns um die armen Menschen kümmern und nicht um Umweltschutz. Natürlich müssen wir uns um die Menschen kümmern, aber nicht sagen zu dürfen, dass dieses Leid hausgemacht ist, weil die Politiker*innen weltweit ihre Hausaufgaben nicht erledigt haben, das geht dann schon zu weit. Es hätte vermieden werden können, wie vieles andere, was nun folgen wird. Das sollte man tunlichst auch für sich behalten, denn das klingt nach Besserwisserei. Doch der Hauptgrund ist, es verdirbt einem doch so den Spaß.

Wir wollen Spaß. Das Leben ist schwer genug. Da wollen wir doch nicht über Umweltzerstörung, Leiden der Lebewesen nachdenken, denn das Leben ist schon schwer genug. Und weil das Leben so schwer und problematisch ist, kann man sein eigenes Tun nicht noch reflektieren und hinterfragen. Und ganz bestimmt nicht hören, wir sollten doch weniger konsumieren oder produzieren oder auf sonst etwas verzichten. Das würde zum Schluss noch dazu führen, dass man etwas änderte am Gewohnten, das macht es noch komplizierter. Wer den ganzen Tag einer sinnentleerten Arbeit nachgeht und das beim Konsum fortsetzt, will nicht intellektuell gefordert werden, sondern sich in der Seichtigkeit verlieren, im Nichtssagenden die Probleme vergessen. Deshalb boomen seichte, aber gleichzeitig oberflächliche Liebesromane, die vor Klischees und Stereotypen nur so triefen, ganz gleich ob als Buch oder als Film. Das hat natürlich den Vorteil, man kann mit breitem Konsens rechnen. Ebenso im Kabarett, in dem die ewig selben Mann-Frau-Probleme bis zur Vergasung wiederholt werden, um sich sicher zu sein, dass das normal ist, weil wenn alle anderen auch darüber lachen, dann passt das schon. Und es macht so ungeheuer Spaß. Außerdem wird der Alkoholkonsum angeheizt, denn das benebelt noch mehr und man braucht keine Angst davor haben, versehentlich doch noch einen klaren Gedanken zu fassen. Nicht zu vergessen, die Musik. Vor Schmalz triefende Schnulzen mit den ewig gleichen Melodien, um den Wiedererkennungsfaktor zu erhöhen und damit die Annahme durch die Hörenden, ist das Erfolgsgeheimnis. Natürlich dürfen die Themen sich nur um Herz und Schmerz bewegen. Alles andere würde schon zu tief gehen und den ganzen Spaß verderben.

Natürlich macht es keinen Spaß, ständig Hiobsbotschaft zu verbreiten und es wäre schöner es nicht zu müssen, aber so lange unser Überleben auf dem Spiel steht, so lange wir die Zukunft der folgenden Generationen zerstören, ist es notwendig und es gibt wohl kaum etwas Verantwortungsloseres, als all diese Dinge unter dem Mantel des Spaßes zu verstecken, weil es denselben eben verdirbt. Blöd bloß, dass der Mantel immer poröser wird und der Sand, in den man den Kopf steckt, hinweggespült wird. Spätestens dann, wenn man selbst betroffen ist, bleibt einem das Lachen im Hals stecken. Aber keine Sorge, dann kann man immer noch sagen, man habe es nicht gewusst, denn vor lauter Spaß konnte man nichts anderes wahrnehmen. Andererseits, bis es tatsächlich so weit ist, sind die, die sich jetzt so vehement für eine anhaltende Spaßkultur aussprechen, tot. Deshalb kann es ihnen auch ziemlich egal sein, weil wenn hinter mir die Sintflut kommt, dann kann ich zumindest sagen, mir hat es Spaß gemacht.

Spaß und Lebensfreude sind etwas Schönes – und ich freue mich auf den Tag, an dem ich guten Gewissens keine Hiobsbotschaften mehr verbreiten muss, schlicht, weil es sie nicht mehr gibt. Doch bis dahin, ist es notwendig auch Dinge zu denken und zu tun, die keinen Spaß machen, aber uns dafür das Leben rettet. Ich weiß schon, dass die Zwangs-Spaß-Habenden und aus Prinzip-Oberflächlichen nichts daran ändern werden, aber es gibt auch andere, die empathisch, verstehend und reflektiert sind. In jene setze ich meine Hoffnung.

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