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Life is too short for boring stories

Ein Stück des Weges gehen wir gemeinsam, Hand in Hand. Niemand vermag zu sagen wie lange dieses Stück sein wird – oder wie kurz, und ich will es mir auch gar nicht sagen lassen. Irgendwann wird es vorbei sein, irgendwann – bloß nicht heute, und vielleicht ist uns auch noch die nächste Nacht vergönnt und die übernächste, aber ich will nicht vorgreifen. Ich bin vorbereitet, auf den Abschied, bin vorbereitet, auf das Unvermeidliche, und doch weiß ich, dass es mich treffen wird, wie mich noch nie etwas getroffen hat, weil mich noch nie jemand derart berührte, denke ich. Ich bin vorbereitet, auf das Unausweichliche, und ertappe mich doch immer und immer wieder dabei, dass ich vorplane, als gäbe es einen Teil in mir, der um das Nicht-zu-verleugnende weiß, und einen anderen Teil, der es einfach ignoriert, das Gewußte schlicht nicht zur Kenntnis nimmt, wenn nicht gar leugnet.

Ich fasste Deine Hand nur umso fester, wohl um mir zu versichern, dass Du da warst, noch da und bei mir warst, zu versichern, dass es heute noch nicht so weit war, atmete auf. Wir gingen den Weg hinauf zur Burg, den von uns erdachten, von uns erschaffenen Weg, lachend und unbekümmert, bis wir das große, schwere, schmiedeeiserne Tor erreichten. Was wohl dahinter sein mochte? Wie wohl die Burg von innen aussehen würde? Sicherlich, wir hatten die Burg sprechend erschaffen, sprechend dem Fluss des Chaos entrissen, und dennoch, wer vermag schon mit offenen Augen und ungeschönt, ohne Weichzeichner in sein eigenes Herz zu sehen?

Vorsichtig öffneten wir die großen Torflügel, und noch bevor wir Einzelheiten auszunehmen vermochten, empfing uns ein betörend süßer und zugleich herber Duft. Der Innenhof war quadratisch, wie die Burg selbst, umrahmt von einem Säulengang, doch in seiner Mitte, ein prächtiger, blühender Rosengarten, ein wunderschöner, dichtbewachsener Rosengarten: Da hatte kein Landschaftsgärtner hineingepfuscht, hatte niemand Hand angelegt. Diese Rosen waren nicht mit irgendwelchem Werkzeug malträtiert worden. Sie durften wachsen wie sie wollten und ihre ganze Pracht und Vielfalt entfalten. So wie wir, ungezähmt, wild und unerforschlich war dieser Rosengarten. Weder seine Schönheit noch seine Widerspenstigkeit war beherrschbar. Sich einzulassen oder sich nicht einzulassen, das waren die Möglichkeiten, die wir hatten, die jeder hat, der mich besucht.

„Willst Du Dich auf mich einlassen? Willst Du?“, wollte ich Dich wissen.
„Willst Du Dich denn auf mich einlassen? Willst Du denn?“, wolltest Du mich wissen.
„Als ob ich das nicht längst getan hätte.“, ließ ich Dich wissen.
„Hier gibt es kein längst getan. Hier gibt es nur das Hier und Jetzt der Entscheidung.“, ließt Du mich wissen.
„Ich will mich auf Dich einlassen, auf das Blühend-Sanfte, wie auf das Dornig-Wilde.“, ließ ich Dich wissen.
„Ich will mich auf Dich einlassen, auf das Sanft-Samtene und auf das Spröd-Raue.“, ließt Du mich wissen.

Und so gingen wir gemeinsam, hinein in unseren Rosengarten, noch Hand in Hand, hinein, und es war mir, als sähe ich einen sanften, blauen Schimmer, versteckt in seiner Mitte.

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