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Life is too short for boring stories

Der Mensch ist als Mensch, an sich und an und für sich, als Art und als Spezies, als atmend und säugend, als schauend und sprechend, als hörend und grapschend, als konsumierend und arbeitend, völlig sinn- und nutzlos. Letztendlich – so sehr es der Mensch auch zu verleugnen versucht – bleibt ein Rest an Unbehagen über diese Offensichtlichkeit. Das lässt sich am deutlichsten am Verdrängen dieser Wahrheit ausweisen, aber auch am Schönreden.

Der Mensch hat es geschafft sein Leben angenehm und bequem zu gestalten. Mit all den tollen Errungenschaften und Erfindungen, hat er sich weit über alle anderen Spezies, erst recht über die tumbe Erde emporgeschwungen, so hoch, dass er regelmäßig am Bauch landet, wenn auch auf selbsterfundenen Matratzen oder Airbags. Das hat der Mensch schon toll gemacht. Nicht nur das, es ist einzigartig und unvergleichlich. Kein anderes Lebewesen macht so tolle Sachen. Und weil der Mensch eine solche Freude hat, all dieses Sachen zu machen, fuhr er damit fort. Auch darin sich selbst zu reproduzieren. In Kombination dieser beiden Komponenten bedeutet dies, dass immer mehr Menschen immer mehr Sachen machen. Sachen, die sich aufhäufen und die eigentlich niemand mehr braucht, zumindest von denen, denen sie zugänglich sind, denn die anderen bekommen sie gar nicht erst zu Gesicht, außer sie produzieren sie zufällig. Aber um diese Sachen machen zu können braucht der Mensch Rohstoffe, die er in immer größerem Ausmaß der Erde entreißt, denn um Sachen zu machen braucht man Ausgangsmaterialien, und umso mehr Sachen man macht, desto mehr braucht man. Nun sind die Stoffe, aus denen man Sachen macht zumeist nicht unerschöpflich vorhanden, so dass der Mensch irgendwann dasteht und sich wundert, dass nichts mehr da ist, zum Sachen machen und die, die sie wollen sind erbost darüber, dass es keine gemachten Sachen mehr gibt, die sie kaufen können, bloß um sie neben alle anderen zu stellen, die sie haben und auch nicht brauchen. Aber erbost darf man wohl sein, wenn man in seiner Konsumwut gehemmt wird. Auch, in seiner Sachenmachenobsession. Da kann man schon sagen, diesen Nutzen hat der Mensch.

Natürlich ist das zu kurz gegriffen, denn bis jetzt habe ich nur von nicht erneuerbaren Ausgangsmaterialen gesprochen. So kurz denkt der Mensch aber nicht. Er hat durchaus auch durchschaut, dass es Ausgangsmaterialien gibt, die reproduzierbar sind, die man so unendlich und unerschöpflich vermehren kann, dass man daraus bis in alle Ewigkeit und in allen Quantitäten Sachen machen kann. Vielleicht sind wir dann sogar so gütig jenen was abzugeben, die nichts davon haben, aber nur im äußersten Notfall und wenn wir so viel Sachen haben, dass man der einen oder anderen überdrüssig ist, auch weil sie nicht mehr dem Trend entsprechen. Vorher schmeißt er sie allerdings weg. Das ist besser, denn wenn ich schon nichts mehr davon habe, dann auch kein anderer. Also setzt sich die Reihe fort, Sachen machen und Sachen kaufen und Sachen wegschmeißen. Daraus folgt, dass immer mehr Ausgangsmaterialien benötigt werden, die wohl reproduzierbar sind, aber selbst die Reproduktionskräfte der Erde übersteigen, immer mehr Energie verbraucht wird, was dem Klima schadet, immer mehr Geld ausgegeben wird für die produzierten Sachen, das man verdienen muss, indem man andere Sachen macht, um sie zum Schluss wegzuwerfen, so dass wir die Erde nach und nach in eine einzige große Müllhalde verwandeln.

Dennoch sieht der Mensch keinen Anlass sich in der Eigenreproduktion einzuschränken, denn jeder Winkel muss bevölkert und mit Sachenmachern ausgestattet werden. Es wird immer enger, das Land und die Ressourcen immer knapper. Deshalb macht der Mensch neben all den Sachen zu seinem persönlichen Gebrauch oder zur Produktion, Sachen sich gegenseitig umzubringen. Auch das ist in erster Linie ein gutes Geschäft. Und um den Verkauf dieser Sachen voranzutreiben, hat er zwei weitere Dinge erfunden. Auf der einen Seite den Krieg, in dem diese Sachen zum Umbringen in enormen Ausmaßen verbraucht werden und die Angst vor den anderen, die einem was wegnehmen wollen, so dass diese Kriegssachen gehortet werden. Für alle Fälle. Und wenn nach dem Krieg alles kaputt ist, dann kann man aufbauen. Alles wieder von vorne, vor allem neue Sachen machen. Da kann man doch so richtig stolz auf sich sein, auf seine Gattung und Art und Spezies als Mensch. Die Krone der Schöpfung. Der Primat mit dem größten Gehirn. Und mit Daumen.

So gesehen muss ich meine eingangs aufgestellte These von der Sinn- und Nutzlosigkeit des Menschen revidieren. Er hat einen, sich selbst zu vernichten und eigentlich bleibt nur die Hoffnung, dass er es bald tut.

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