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Life is too short for boring stories

Du tust mir gut, weil Du mich herausholst aus meiner Versponnenheit mit mir selbst. Wie eine Puppe hatte ich mich eingesponnen in einen Kokon aus Gedanken und Träumen. Es war an der Zeit ihn aufzuschneiden und mich zum Schmetterling zu entfalten, doch ich hatte Angst, dass es nicht gelingt, dass das Licht mich trifft, aufs Neue, das gleißende, unbarmherzige Licht der Realität und ich nichts weiter bin als eine Puppe. Ich wollte es nicht wissen. Doch Du, Du hast es gewusst und den Kokon aufgeschnitten, mir zu mir selbst und meiner Entfaltung zu verhelfen. Und es war, dass ich die Flügel ausbreitete, die ich tatsächlich hatte. Ich war keine Puppe mehr, sondern ein Schmetterling. Und Du hast es mir gezeigt.

Du tust mir gut, weil Du mich in meiner Hilf- und Orientierungslosigkeit behütetest und beschützt. Ich hing an diesem Ast, die Flügel bereit zur Entfaltung, doch es brauchte seine Zeit. Zarte Flügel, die es noch nicht vermochten mich fortzutragen. Da warst Du da und schirmtest mich ab vor den Gefahren und der Willkür, denen ich noch nicht standgehalten hätte, in diesem Stadium des Werdens. Du warst da, bereit alles abzuwehren, was mir hätte schaden können, die Entwicklung unterbrochen hätte. Erst als Du merktest, dass ich stark genug war, nahmst Du den Schutz weg und ließt mich fliegen, die Welt zu erkunden und zu erobern. Und Du hast es mir gezeigt.

Du tust mir gut, weil Du mir die Freiheit schenkst zu fliegen, zu entdecken und zu werden, immer mehr. Da Du mich anspornst und herausforderst. Anspornst,  die Entwicklung fortzusetzen, herausforderst weiterzugehen, immer weiter. Immer dann, wenn ich in die Versuchung gerate auf mein Schmetterling-Sein zu vergessen und mich wieder in den Kokon zurückziehen will, dann fängst Du mich auf. Die Angst ist noch immer da und vielleicht wird sie auch niemals gehen, aber es sind die Momente, in denen Du mich in den Arm nimmst und mir Deine Zuwendung schenkst, weil ich es brauche. Und Du mich wieder los lässt, ziehen lässt, wenn die Angst der Zuversicht gewichen ist. Und Du hast sie mir gezeigt.

Du tust mir gut, weil Du mich in meinem Leben lässt und mir ein Ort der Ankunft und der Rückkehr bist, da Du für mich da bist. Wenn ich Dich brauche und nicht brauche, wenn ich mich verloren und wenn ich mich gefunden fühle, dann kann ich zu Dir kommen. Du nimmst mich an, mit meinem Lachen und meinem Weinen, mit meiner Freude und meiner Trauer, meiner Verwegenheit und meiner Verzweiflung, mit meiner Abhängigkeit und meiner Unabhängigkeit, mit meiner Stärke und meiner Schwäche, mit meiner Macht und mit meiner Ohnmacht, mit einer Verwegenheit und meiner Ängstlichkeit. Das eine wie das andere findet Platz darin, wie Du mich mit Dir umgibst, locker oder fest, wie ich es gerade brauche. Und Du hast es mir gezeigt.

Du tust mir gut, weil Du mich selbst noch dann annimmst, wenn ich mir selbst zuwider bin, wenn ich mich aus mir selbst befreien will und nichts und niemand mich erreichen kann, kein Licht und kein Schatten, kein Gedanke und keine Vernunft, kein Zuspruch und kein Wohlwollen, dann bist Du einfach da und lässt es geschehen. Selbst dann noch, wenn ich nichts mehr sehe, nichts mehr fühle, nichts mehr zu sein scheine, als meine Wut und mein Schmerz, meine Verzweiflung und meine Verlorenheit. Oder vielleicht gerade dann. Dann setzt Du Dich still neben mich. Einfach da zu sein. Nichts weiter. Weil ich nichts anderes ertrage. Bis es aufhört und sich lichtet, weil Du nichts bist als da. Und Du hast es mir gezeigt.

Du tust mir gut, weil ich mit Dir immer mehr bin, als ich es ohne Dich wäre. Und dennoch, ich mache Dir keine Liebeserklärung, weil sie meist so armselig und fadenscheinig, so abgedroschen und verbraucht, so unwürdig und beschämend sind. Auch, weil es so viele davon gibt und die Wiederholung der Einmaligkeit widerspricht, in der Du mir bist. Es hieße Dich zu verallgemeinern und Dich Deiner Individualität zu berauben, Deinem mir Du sein. Ein fahler Abklatsch dessen, was es eigentlich heißen soll, dass Du mir gut tust.

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