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Life is too short for boring stories

Es war, als hätte sich das Leben aufgelöst, alle Verlässlichkeit verloren. Gestern noch war alles ganz anders gewesen. Gestern noch. Und heute. Lachen und scherzen in der Verbundenheit und im Miteinander. Es war gewesen. Dann bin ich gegangen. Ein paar Stunden nur. Es war bereits morgen gewesen, also eigentlich gar nicht mehr gestern, sondern schon heute. Also war es nicht von gestern auf heute passiert, sondern heute, zwischen Morgen und Abend. Irgendwann dazwischen. Ich hatte keinen Einblick in die Umstände oder Entwicklungen, nur das Ergebnis sah ich, verspürte ich. Heute morgen noch. Zwischen Morgen und Abend. Es war passiert. Und ich wusste noch nicht einmal was.

Die Sonne war gerade aufgegangen. Ich hatte es durchs Fenster beobachten können. Strahlend und einladend war dieser neue Tag, ansteckend, so dass auch ich strahlte und mich einladen ließ auch diesen Tag zu leben. Es ist nicht schwer sich zum Leben überreden zu lassen, wenn man glücklich ist, unermesslich glücklich. Nichts und niemand würde dieses Glück trüben. Wenn man mitten drinnen ist, auch im Glück ist man immer geneigt an die Ewigkeit zu glauben. Die Ewigkeit, die im Moment schlummert. Ein Versprechen. Eine Verheißung. Ich fühlte mich aufgehoben, in Dir und in dieser Gewissheit, die Du mir gabst. So schien es. Und als ich wiederkam, da war alles anders.

Ein letzter Kuss, ein Befreien aus Deiner Umarmung, um hinauszugehen in diese Welt, von der ich glaubte, dass sie mich erwartete, um dort hinaus das Leben zu bringen, ansteckend zu sein auch im Strahlen des Glücks. Es kann sein. Es ist möglich. Eine Botschaft der Unabdingbarkeit des Lebens. So war der Tag erfüllt. Vom Morgen bis zum Abend. Vom Moment, da ich Dich verließ bis zu dem Moment, da ich wiederkehrte. Ein paar Stunden der Emsigkeit und der freudigen Erwartung auf das Kommende. Es gab keine Vorzeichen. Nicht das geringste, dass etwas anders sein könnte. Ich hatte es nicht geahnt. Ich hatte es nicht ahnen können. Und ich hätte es nicht geglaubt. Es waren doch bloß ein paar Stunden. Es hätte auch keinen Platz gehabt, inmitten der Gewissheit des Miteinander und des Du.

Mich auf den Weg zu machen zu Dir. Einen Weg, den ich schon so oft bewältigt hatte, jedes Mal mit derselben Vorfreude, doch mit jedem Mal mit mehr an Sicherheit. Am Anfang, da hätte es sein können, da hätte ich noch damit gerechnet, dass alles anders sein könnte, auch vom Morgen bis zum Abend, doch von Mal zu Mal wurde ich mir sicherer. Auch weil ich meinte zu erkennen, dass auch Du glücklich warst. Du sprachst nicht davon, aber ich vertraute meinem Gefühl und Dir. Vor allem Dir. Und als ich ankam, da sahst Du mich an und schon dieser Blick war irritierend. So weit weg, aufgetaucht aus einer Ferne, die mir nicht zugänglich war. Sahst mich an, als wärst Du überrascht, dass ich kam. Überrascht, dass es mich gab. Als hättest Du auf mich vergessen, in den wenigen Stunden von Morgen bis Abend.

Aber ich war da. Du nahmst es zur Kenntnis. Nicht mehr. Und weil es so üblich ist, dass man sich begrüßt, reichtest Du mir die Hand, in der Art, wie man eine Fremde begrüßt, der man gerade das erste Mal begegnet. Fast hätte ich erwartet, dass Du mich nach meinen Namen fragtest, aber nein, den hattest Du nicht vergessen. Oder doch und er interessierte Dich nicht, nicht mehr, so wie ich. Die Hand ließ die meine wieder los, so dass Du Dich abwenden konntest und Dich von mir entferntest. Du hast nichts gesagt, mich nur hingestellt, wie eine Kommode oder einen Beistelltisch oder eine Stehlampe. Nein, Du sagtest nichts, aber ich hatte es gespürt. Ich stand da und wusste nicht was geschehen war. Ich wartete. Vielleicht würde noch etwas geschehen. Als ich lange genug gewartet hatte, ging ich wieder. Und es fiel Dir nicht einmal auf.

Ich ging, weil ich weder eine Kommode noch ein Beistelltisch noch eine Stehlampe war, und Du diese Dinge eigentlich nicht brauchtest, ging, weil ich keinen Platz mehr hatte, nicht mehr in Deinem Leben und auch nicht bei Dir. Und ich wusste nicht was geschehen war, zwischen Morgen und Abend. Es hätte wohl auch nichts geändert. Du hattest mich abgestellt. Und würdest mich nicht mehr abholen, einfach so und ohne ein einziges Wort.

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