Es war ein großes Fest – und so war es auch geplant. Denn wenn die NÖM 120 Jahre feiert, dann wird nicht nur alles an Entertainment aufgeboten, was möglich ist, sondern auch unliebsame Gegenstimmen einfach mundtot gemacht. Und das ist in Österreich durchaus möglich, selbst im öffentlichen Raum. Doch halt, ist ein öffentlicher Raum, der von einer Firma angemietet wird, noch öffentlicher Raum? Offensichtlich nicht, denn es war im gesamten Areal untersagt Flyer zu verteilen.
Weiße Milchflecken, schön am Boden aufgeklebt, wahlweise nackt oder mit dem 120 Jahre versehen, kennzeichneten diesen Bereich, in dem die Meinungsfreiheit, nebenbei ein Menschenrecht und in der Verfassung festgeschrieben, für diesen Tag außer Kraft gesetzt wurde, denn innerhalb dieses Bereiches durften sich Aktivist*innen mit Informationsmaterial, das das schöne Lügengebäude rund um das so hochgelobte Eutersekret, aufgezeigt hätte, nicht verteilt werden. Nachdem Tierrechtsaktivist*innen den Fokus auf die Weitergabe von Information legten, und das in einem Bereich, in dem Märchen und Heile-Welt-Geschichten immer noch als die Wahrheit verkauft werden.
Während Kinder Spaß daran haben eine Kuh zu melken, werden Babykühe ihren Müttern sofort nach der Geburt entrissen und ihre überdimensionierten Euter bis zum letzen Tropfen ausgesogen. „Des Kalb kommt von der Kua weg. Na die schreit halt dann a Woche“, kommentiert ein Bauer das Offensichtliche, „Aber die hört auch wieder auf“. Das amüsiert nicht nur ihn selbst, sondern die ganze Zuhörerschaft, inclusive den anwesenden Kindern. Und ich frage mich, ob wir wirklich schon so abgestumpft sind, dass wir über das Leid dieser Kreaturen auch noch lachen können, die uns hilf- und schutzlos ausgeliefert sind. Geschlagen, getreten, vergewaltigt, malträtiert und vereinzelt, das ist das Schicksal eines sog. Nutztieres in unserer Industrie. Aber darüber darf man nicht reden. Das muss draußen bleiben, damit das schneeweiße Image nicht angetastet wird. Und Menschen, die das aufzeigen, werden ins Aus gestellt.
Aber nicht nur, dass nicht geflyert werden durfte, innerhalb der Heile-Welt-Imagination, es wurde auch eine Demonstration untersagt, die angemeldet wurde. Als Grund wurde von der Behörde genannt, dass die NÖM selbst vier Pro-Milch-Demos angemeldet hatte. Diese waren an vier neuralgischen Punkten positioniert, also bei den vier Hauptzugängen zum Fest selbst. Abgesehen davon, dass es wohl einigermaßen erstaunlich ist einen Tisch mit Schirm und drei Herren in Lederhose, die auf dem Tisch drei Informationsbroschüren, nebst Zeichenheften für Kinder, aufliegen haben, als Demo zu bezeichnen, so wurde hier ganz besonders deutlich wie die neue Rechtslage dafür missbraucht wird unliebsame Gegenstimmen so weit wie möglich von sich abzurücken.
Das neue Versammlungsgesetz sieht vor, das zwischen zwei Demos 50 bis 150 Meter Abstand sein müssen. Es hängt von der Behörde ab, welcher Umkreis gewählt wird. In diesem Falle wurde den Tierrechtsaktivist*innen diese mit einem Abstand von 150 Metern gestattet. Nicht unbedingt unerwartet, aber doch erstaunlich, wie sehr die Behörden dieses Spiel mitspielen. So wurde die Gegendemonstration an einen Ort verbannt, der weitab vom Geschehen gewesen wäre und noch dazu unter ständiger Observation von Seiten der Exekutive gestanden wäre. Am eindrucksvollsten wurde dies deutlich, als ein Aktivist im Kuhkostüm, der wiederum nichts weiter tat, als Informationsmaterial zu verteilen, von fünf Beamt*innen niedergerungen und anschließend vier Stunden festgehalten wurde, also gerade so lange, bis das Fest vorbei war.
Dennoch wird es nicht möglich sein die Wahrheit auf Dauer zu unterdrücken. Eigentlich zeigen all der Einsatz von Machtspielen nur, dass die Milchindustrie sieht, wie ihre Fassade immer mehr bröckelt und bald zum Einsturz gebracht wird. Und dann helfen auch die schönsten Feste nichts mehr.
Doch was ist eigentlich so schlimm an der Milch?
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