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Life is too short for boring stories

war einer jener Tage, die erfüllt waren von emsiger Betriebsamkeit. Das war nun nicht wirklich ungewöhnlich. Eigentlich sind alle meine Tage irgendwie so oder so ähnlich. Aber an diesem einen, speziellen Tag fühlte ich mich ganz besonders beflügelt. Zunächst nahm ich es einfach hin, Aber irgendwo im Hinterbauch lag die Frage, warum war es so und warum gerade heute? Dabei war die Antwort doch so simpel wie augenfällig. Du warst es. Du warst in meinem Leben, schenktest mir Deine Unterstützung, Dein Einfühlungsvermögen, Deinen Halt und Dein Verständnis, selbst da noch, wo ich mich selbst nicht verstand. Aber immer dann, wenn ich es brauchte. Doch das war nicht alles, lange nicht alles, denn das tun gute Freunde auch. Es war dieses Gefühl der Verbundenheit, des Einvernehmens und Zutrauen, das ich schon lange nicht mehr erlebt hatte. Wie könnte man das nennen? Dann endlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen, oder – genau genommen – war es einfach da. “Ich liebe Dich”, schoss es mir durch den Kopf. Dann flüsterte ich die Worte, hörte ihnen zu und nach, und es war stimmig. Das war es, was ich Dir sagen würde, unbedingt, wenn Du heute kämst.

Dein Auto fuhr vor. Kein Zweifel, es war Deines. Beschwingt lief ich zur Türe, um Dich mit einer innigen Umarmung in dem Moment zu überfallen, in dem Du dieselbe öffnetest. Du ließt mich gewähren. Dann löste ich mich, schob Dich auf Armeslänge weg, holte tief Luft, wie wenn man Anlauf nimmt, um eine Hürde zu überspringen, setzte an, um gleich wieder innezuhalten.

“Was ist los?”, fragte ich. Es waren zwar auch drei Worte, aber nicht wirklich die, die ich sagen wollte, aber Dein Blick war so müde und Du wirktest so zerstreut, dass das später auch noch ginge.

“Ich bin so erledigt”, antwortetest Du kurz, “Du weißt ja, ich habe mich um einen Auftrag beworben. Und eigentlich war er schon an jemand anderen vergeben worden. Der sagte aber, quasi im letzten Moment, ab, und so kamen sie heute auf mich zu, ob ich nicht doch könne. Und ich kann. Ich habe Dir ja erzählt was das für eine Chance bedeutet. Allerdings sollte ich morgen fertig sein.”

“Und wo ist das Problem?”, entgegnete ich, da ich genau wusste wie sehr Du solche Herausforderungen schätztest.

“Na ja, eigentlich hätten wir doch vorgehabt uns einen Kuschelabend zu machen”, erwidertest Du treuherzig.

“Als wenn das nicht morgen auch noch ginge oder ein andermal”, unterband ich Deinen Einwand kurzentschlossen.

“Macht Dir das nichts aus?”, fragtest Du verdutzt.

“Warum sollte es mir etwas ausmachen?”, war es nun an mir irritiert zu sein, “So spielt nun mal das Leben. Ich würde vorschlagen, Du isst erstmal was, und dann machst Du was Du zu machen hast. Ich nehme an, Du hast heute noch nichts gegessen und ich habe gekocht.”

Später würde ich es Dir sagen.

 

Einem Verhungernden gleich stürztest Du Dich auf das Essen, um Dich danach mit Deiner Arbeit zurückzuziehen. Entspannt legte ich mich auf die Couch um zu lesen. Irgendwann brachte ich Dir einen Kaffee und Mannerschnitten. Nervennahrung für den schwerst Arbeitenden. Ein kurzes Lächeln huschte über Dein Gesicht, bevor Du Dich wiederum in Dein Projekt vertieftest. Ich zog mich leise wieder zu meinem Buch zurück. Später würde ich es Dir sagen.

 

Mittlerweile erschien es mir beinahe wie eine Mission, die ich zu erfüllen hatte, und dabei wollte ich Dir doch nur drei kleine Worte sagen. Es musste sein, unbedingt. Du solltest es wissen. Deshalb durfte ich auf keinen Fall einschlafen. Auch wenn mir das Wachbleiben von Minute zu Minute schwerer fiel.

 

Als ich erwachte, war es wohl, weil Du neben mir warst und mich ansahst. Sanft war Dein Blick, und auch voller Fürsorge.

“ich wollte Dir doch noch was ganz Wichtiges sagen”, brachte ich endlich heraus, “ich liebe Dich.”

“Als wenn ich das nicht schon gewusst hätte” , sagtest Du lächelnd, während Deine Hand über meine Wange strich, “in allem was Du tust, sprichst Du es mir. Und ist das nicht viel besser?”

Aus: Geschichten über die Liebe und andere Absonderlichkeiten

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