novels4u.com

Life is too short for boring stories

Quirlig und permanent voller Unruhe ist sie. Immer möchte sie sich irgendwie beschäftigen. Wie ein Wirbelwind fällt sie bei ihr ein und vertreibt jeden Trübsinn, aber auch jede Ruhe. An diesem Abend saß sie neben mir am Steg, und tat ausnahmsweise nichts, und selbst im Nichts-Tun wirkte ihr Körper als wäre er unter Strom gesetzt. Ihre Füße wippten, die Finger waren in Bewegung und der Blick schweifte umher. Bloß, sie sagte nichts, und das war ungewöhnlich. Ich ließ sie, wie ich sie immer ließ, wie sie wollte.

„Es ist ja eigentlich wunderschön, hier, bei Dir“, sagte sie schließlich, und es klang, als wäre es der Abschluss einer langen, intensiven Überlegung.
„Das freut mich, dass es Dir bei mir gefällt“, entgegnete ich spontan.
„Es gefällt mir. Ja. Es ist so harmonisch, voller Zuwendung und Kraft, einladend, verheißend, bergend, beruhigend, verträumt, entspannt hier. Ich kann Dir alles erzählen und anvertrauen. Du erzählst so wunderbare Geschichten. Du belehrst nicht. Du erzählst, und das ist eine ganz eigene, warme Art ins Leben einzutauchen, so tief und nachdenklich“, fügte sie hinzu.
„Dann ist es richtig, denn so soll es sein“, bestätigte ich ihre Eindrücke.
„Ernst und ernster. Aber ich habe Dich noch nie lachen gesehen, glaube ich. Lach doch mal!“, forderte sie.
„Wie soll ich das?“, fragte ich erstaunt.
„Wie Du lachen sollst? Wie man halt lacht. So die Mundwinkel nach oben ziehen, die Lippen voneinander trennen und lachen. Das ist doch nicht so schwer!“, versicherte sie mir, und ich versuchte es, ihr zuliebe, aber es war künstlich und gefordert.
„Das ist falsch“, merkte sie an.
„Natürlich ist es falsch, ein falsches Lachen“, erwiderte ich.
„Na dann mach es doch einfach richtig“, forderte sie.
„Es gibt Dinge, die lassen sich nicht zwingen. Einander zugetan sein, sich öffnen, weil man Annahme spürt, und lachen, das kommt, das passiert, das lässt sich nicht zwingen“, entgegnete ich nachdenklich.
„Aber ich will Dich doch so gerne mal lachen hören. Nicht immer nur ernst. Das kann doch nicht gut sein, dass man immer nur ernst ist“, erwiderte sie und ihre Worte klangen besorgt.
„Es wird sich ergeben, weil es sein soll. Aber es geht mir deshalb nicht schlecht. Es muss von innen kommen“, versuchte ich zu erklären.
„Ich lache eigentlich ständig, und ich habe noch nie darüber nachgedacht. Aber ich habe Dich im Verdacht, Du musst sogar aus dem Lachen eine Wissenschaft machen“, sagte sie sinnend.
„Nein, so einfach ist es nicht. Ich gehe achtsam damit um, mit dem Lachen, so wie mit Dir“, versuchte ich zu erklären.
„Das würde aber bedeuten, dass ich nicht achtsam mit Dir umgehe“, warf sie ein.
„Nun, jeder versteht wohl unter Achtsamkeit etwas anderes, und wenn es für Dich stimmig ist, dann soll es so sein“, sagte ich.
„Dann lass uns Ringelspiel fahren, und ich werde es doch noch schaffen Dich zum Lachen zu bringen, so richtig“, meinte sie, sprang auf und lief Richtung Ringelspiel, und ich wusste, wenn es jemand schaffen würde, dann sie. Erfreut lief ich ihr hinterher und spürte wie das Leben mich durchfloss – und ein Lächeln erstand.

***


Entdecke mehr von novels4u.com

Melde dich für ein Abonnement an, um die neuesten Beiträge per E-Mail zu erhalten.

Kommentar verfassen