Du warst bei mir als ich wieder zu mir kam. Ich weiß nicht wie lange Du da so neben mir gekniet hattest, zuerst im Schnee, knietest noch als der Schnee taute, knietest noch als die Wiese neu erblühte, aufs Neue, jungfräulich und unberührt. Immer wieder wird es neu, und selbst die Unschuld kann wiedererlangt werden. Du knietest neben mir, als ich wieder zu mir kam, und Deine Hände lagen untätig in Deinem Schoß. Ich hatte Dich noch niemals so gesehen, ruhig und bewusst, den Blick in eine unbekannte Ferne gerichtet. Wie gerne hätte ich Dich schon früher so gesehen, um Dich ansehen zu können, einfach nur ansehen, ohne dass Du Dich meinem Dich-ansehen gleich wieder entwunden hättest. Ich wusste nicht ob Du mein Zu-mir-Kommen überhaupt registriert hattest, denn ungebrochen blieb Dein Blick in der Ferne verhaftet.
„Es ist gut, dass Du wieder da bist.“, hörte ich Dich.
„Ja, es ist gut, dass ich wieder da bin, auch wenn ich keine andere Wahl hatte.“, hörtest Du mich.
„Ich kann nicht so weitermachen, ohne Dich.“, hörte ich Dich.
„Ich kann nicht weiterdenken, ohne Dich.“, hörtest Du mich.
„Du bist der Gedanke.“, hörte ich Dich.
„Du bist die Tat.“, hörtest Du mich.
„Und der Gedanke gehört zur Tat.“, hörte ich Dich.
„Und die Tat gehört zum Gedanken.“, hörtest Du mich.
„Ich will nicht mehr, dass Du aufhörst zu denken, denn dann würdest Du aufhören zu Du zu sein.“, hörte ich Dich.
„Ich will nicht mehr, dass Du aufhörst zu tun, denn dann würdest Du aufhören Du zu sein.“, hörtest Du mich.
„In der Vereinigung von Gedanke und Tat werden wir ganz.“, hörte ich Dich.
„In der Vereinigung von Tat und Gedanke werden wir ganz.“, hörtest Du mich.
„Wollen wir gehen uns eine neue Wiese zu suchen?“, hörte ich Dich.
„Nein, das ist nicht notwendig, denn sieh Dich um, sie ist uns neu geworden, jungfräulich unberührt.“, hörtest Du mich.
Vorsichtig, ganz vorsichtig und zaghaft legtest Du Deine warme, weiche Hand auf meinen nackten Bauch, branntest sie ein, mahnend des Vergangenen, Wegweiser zum Kommenden. Tiefe Spuren hinterließ sie, an mir, in mir, Deine Berührung, schenkte mir neue Kraft, und in dieser neu erfochtenen Vereinigung mit Dir erfolgte die Zeugung eines neu zu fügenden Gedankens.
Ich lag im Gras, noch gänzlich erfüllt von Dir und unserem Ineinander, lag neben dem schwarzen Stuhl, von dem Du das Leichentuch abgezogen und es durch ein weißes, mit Blumen geschmückten Tuch, ersetzt hattest. Er hatte wohl aufs Neue Wurzeln geschlagen, mein schwarzer Stuhl, und die Sonne kitzelte meine Nase. Du hattest Dich zu mir gelegt, so dass Dein und mein Körper in dieser einzigen Berührung aufgingen, hautauflösend, Fleisch, pures, nacktes Fleisch freilegend und in der Verschmelzung rehabilitierend, wo kein Schmerz und kein Leid, nichts Trennendes und nichts Abstoßendes mehr durchdrang, versunken in diese eine, alles in sich saugende, alles in sich beherbergende Berührung.

Aus: Geschichten über die Liebe und andere Absonderlichkeiten