„Ich werde sie ein bisschen persönlicher erzählen, diese Ankunft, wenn es Dir recht ist.“, schlug ich vor.
„Mir ist alles recht, mittlerweile.“, antwortetest Du resigniert, denn inzwischen warst Du wohl überzeugt davon, dass da niemals eine Geschichte draus werden würde.
„Also, dann stell Dir vor, wir beide sterben, sagen wir einmal, jetzt.“, begann ich mit der etwas persönlicheren Variante.
„Schöne Vorstellung …“, warfst Du ein.
„Und da wunderst Du Dich, dass ich nicht zum Erzählen komme, wenn Du mich dauernd unterbrichst.“, entgegnete ich prompt, „Nochmals, wir sterben und kommen direkt in den Himmel.“ „Entschuldige, aber das kann ich nicht so stehen lassen. Wir kommen direkt in den Himmel? Was ist dann mit dem Fegefeuer und der Hölle und der Eingangsprüfung und so?“, fragtest Du entgeistert.
„Gibt es alles nicht. Die Sachen sind alle nur erfunden worden, damit sich die Menschen nicht gleich nach ihrer Geburt wieder in den Himmel verabschieden wollen.“, gab ich zurück, um dann fortzufahren, „Wir kommen in den Himmel, ganz und zusammengesetzt, wenn nötig, und werden zunächst am Eingang vorstellig. Einer der bereits Eingesessenen nimmt uns unter seine Fittiche und führt uns zum Hausherrn, zu Gott. Neuankommende empfängt Er normalerweise am Ufer eines Sees, und Er weiß ja immer im Vorhinein, wenn jemand kommt. ‚Hallo ihr beiden!’, wird er sagen. ‚Hallo!’, werden wir antworten. ‚Ich würde euch bitten euch den Anwesenden vorzustellen.’, wird Er uns auffordern. ‚Und was sollen wir erzählen?’, wirst Du fragen, natürlich Du. ‚Ich denke zunächst genügt es, wenn ihr uns die Umstände eures Todes verratet und was ihr auf Erden gemacht habt.’, wird Er erklären. Das werden wir dann erzählen, und danach stellen sich uns die anderen vor und damit wird der Anstoß dazu gegeben sein mit all den Anderen in Kontakt zu treten, um einander zu begegnen und uns auszutauschen. Damit werden wir fortan unsere Zeit verbringen, oder besser gesagt, die Ewigkeit, denn Zeit vergeht dort ja nicht mehr.“, beschrieb ich diesen himmlischen Zustand, verlor mich an dieses Bild, das ich gemalt hatte und eine schwache Sehnsucht begann zu flattern.
„Aber dann ist es ja ganz genau so wie auf der Erde, abgesehen von diesem Stoffwechselzeugs, das zugegebener Maßen recht lästig ist, aber eigentlich nichts Schlimmes.“, warfst Du herausfordernd ein.
„Doch, es ist sogar ganz anders, denn es gibt keinen Streit mehr, ja nicht ein böses Wort. Die Kommunikation ist eine vollkommene, d.h. alles Gesagte wird in dem Sinne verstanden, in dem es gesprochen wurde. Die Annahme des Du ist eine allumfassende. Da gibt es keine Ressentiments mehr, keine Vorurteile und keine Barrieren. Da sprechen wir wahrlich Du zu Du, und das gilt für jeden und immer und überall.“, versuchte ich das himmlische Miteinander in Worte zu fassen.
„Das soll der Himmel sein? Soll so die ewige Glückseligkeit aussehen? Friede, Freude, Eierkuchen die ganze lange Ewigkeit hindurch? Das, was Du da beschreibst klingt mir eher nach einer Beschreibung der Hölle, nach unerträglicher, schrecklicher Langeweile. Natürlich, eine Zeit lang ist das vielleicht auszuhalten, aber irgendwann würde ich durchdrehen.“, entgegnetest Du sinnend. „Genau so ist es, endlich hast Du es verstanden.“, entgegnete ich erleichtert, „Aber auch das hat Gott gewusst und vorgesorgt, denn schließlich kennt niemand den Menschen so gut wie Sein Schöpfer.“ „Und wie sieht diese Vorsorge aus?“, fragtest Du.
Das Leben literarisch ergründen

Ungezähmt. Anleitung zum Widerstand


Der Weg ist das Ziel ist der Weg
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