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Life is too short for boring stories

Ohn-macht, gegenüber den Verhältnissen, den Gegebenheiten, die Martinique immer bewusster wurden, weil sie es zuließ, dass sie sich darin verlor, Ohn-macht, ohne Macht und Möglichkeiten. Was sollte sie tun? Wo sollte sie ansetzen? Doch vor allem, war sie die einzige, der die Versklavung des Lebens so intensiv bewusst wurde? Konnte es denn sein, dass sie sich als einzige betroffen fühlte? War es nicht zu offensichtlich, um es nicht zu sehen? Ohne Macht und Einfluss etwas zu ändern. Oder sich auch nur verständlich zu machen. Es ließ sie nicht mehr los. Es war ihr, als müssten ihr Herz, ihr Kopf zerspringen, doch ihr Körper bewahrte sie davor, indem er sie von sich selbst erlöste, in eine Ohnmacht, nichts mehr zu denken, nichts mehr zu spüren. Vielleicht auch eine Art von Flucht. Für eine kleine Weile.

Christian sah es an ihren Augen, an ihren Bewegungen, als würde er selbst diese immer schneller werdende Achterbahnfahrt in ihrem Kopf erleben, doch da war nicht mehr zu tun, als da zu sein. Da sein, für sie, sie aufzufangen und zu halten, wenn es notwendig war. Das war alles. Nicht viel, wie er fand, und doch das Umfassende. Würde sie sagen. Doch sie sagte nichts mehr, als sie sich einfach fallen ließ, weil ihr ihr Körper keine Wahl ließ, und er sie auffing, gerade weil er eine Wahl hatte. Er nahm sie mit sich mit, weg aus diesem Gefängnis, das ein Leben war, in dem noch mehr Gefängnisse waren. Gleichheit zwischen Leben im Wasser und an Land in der scheinbaren Unentrinnbarkeit. Da gehörte sie nicht hin. Er hatte sie gewarnt, weil er geahnt, nein, weil er gewusst hatte. Es hatte keine Relevanz, denn es galt sie fortzubringen, an einen Ort, an dem sie es aushalten konnte, das Leben und alles was damit zusammenhing. Doch wo konnte dieser Ort sein? Sein Blick ruhte auf ihr, so wie sie in seinen Armen, willenlos, bewusstlos, lag. Ein Ort der Ruhe und des Bleibens. Vielleicht konnte er nicht immer ganz nachvollziehen, was in ihr vorging. Er war mit solchen Annahmen immer sehr vorsichtig, denn letztlich wusste niemand was im anderen vorging. Wusste er es doch mitunter bei sich selbst nicht so genau. Und selbst wenn man es wusste, konnte man sich selbst trauen?

 

Christian fühlte ihre Verlorenheit. Hatten sie deshalb zueinander gefunden. Verlorene auf der Suche nach, ja nach was eigentlich? Konnte es ein Ort sein? Konnte es ein Mensch sein? Konnten sie es sich sein? Ein Mensch, der dem anderen Mensch ist, oder einfach nur ist? War es das, was mit Lebensmensch gemeint war? Sich einfach lebendig fühlen und angenommen und angekommen, oder so etwas in der Art, für eine kleine Weile, wenn Du da bist? Unwillkürlich riss er sich von ihrem Anblick, ihrem zarten Körper, der mittlerweile auf seinem Bett ruhte, los, auch von dem Gedanken. Es konnte nicht sein. Es konnte nicht so einfach sein. Nach einer jahrzehntelangen Suche, da durfte es nicht sein. Man lässt sich auch nur allzu leicht täuschen. Verbundene in der Verlorenheit. Nichts weiter. Das war die Lösung. Dabei wollte er es auch belassen. Um sich ihr doch wieder zuzuwenden, denn was wenn sie munter werden würde. Da zu sein. Mehr konnte er nicht tun. Vorsichtig setzte er sich neben sie, nahm sie an, in der Wärme ihrer Haut. Endlich war sie zur Ruhe gekommen, wenn auch nicht ganz freiwillig.

 

Als sie die Augen wieder aufschlug, saß er immer noch neben ihr. Er ließ ihr Zeit, sich zu orientieren, zurechtzufinden, weil er wusste wann es nicht notwendig war etwas zu sagen. Schritt für Schritt fand sie zurück in die Gegenwart und in den Ort und zu ihm, da sie die Hand hob und mit ihren Fingern sanft über sein Gesicht strich. Fast nur ein Hauch. Und eine Vergewisserung. Eine Zusicherung. Aus der Möglichkeit erwuchs eine Gewissheit, die sie nicht aussprachen, weil es zu offensichtlich war. Sie waren angekommen, oder zumindest war es so etwas wie. Für diesen Moment. Für dieses Hier. Und der Nachmittag brach an, ging über in den Abend, in eine Nacht und ein weiteres Erwachen. Sie hatten es nicht gemerkt. Es tat nichts zur Sache. Bloß Zeit, die verging. Und inmitten des Vergehens, ein Angekommen-sein im Miteinander. Auch wenn es nur ein so etwas wie war. Es genügte.

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