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Life is too short for boring stories

Die Ehe ist eine Institution, eine rechtliche und wirtschaftliche Institution in erster Linie. Was den Romantikerinnen nicht gefallen wird, aber grundsätzlich geht es bei der Ehe weder um Liebe noch um Romantik, sondern um der wirtschaftlichen Tätigkeit im Rahmen des privaten Lebens einen rechtlichen Rahmen zu geben. Deshalb ist es auch eine durchaus bürgerliche Institution. Denn wenn man gemeinsam ein Haus baut, eine Familie gründet und Vermögen aufhäuft, möchte man für eine gewisse Absicherung Sorge tragen. Dafür, und für sonst nichts, wurde die Ehe erfunden.

Die große Tragödie begann erst damit, dass man diese Aspekte bewusst in den Hintergrund schob und darauf einschoss, dass es unbedingt auf Liebe basieren musste, doch das ist eine äußerst unsichere Basis. Aber nicht nur das, die Ehe wurde damit mit einer Vorgabe befrachtet, die sie nicht zu leisten vermochte. Enttäuschungen sind vorprogrammiert. Das kommt dem Versuch gleich einem Fisch Klavierspielen beibringen zu wollen. Das kann nicht funktionieren. Und eigentlich kann auch Ehe nicht funktionieren. Außer man besinnt sich des Wesentlichen, nüchtern und funktionell.

Ganz egal wen man heiratet, die Ehe ist eine bürgerlich, konservative Angelegenheit, die die alten Werte einzementiert und damit klar legt, hier gibt es eine Verbindung, die alle anderen ausschließt. Innerhalb dieser gibt es eine fixe Rollenverteilung und die entsprechenden Anforderungen. Damit ist die Ehe von ihrer Grundkonstitution ein natürlicher Feind des Feminismus. Die Übertragung der Rechte an einer Person als Besitzrechte zementieren ökonomische, separierende Tendenzen, denen der Feminismus entgegenzuarbeiten hat, so weit er sich als verbindend und dem Leben zugewandt versteht.

Bei der Sologamie, als der Hochzeit mit sich selbst, wird die Situation auf die Spitze getrieben. Sie ist dem eines Igels vergleichbar, der sich bei der Annäherung von Gefahr in sich einrollt. Wenn eine tatsächliche Gefahr droht, ist dieser Rückzug in sich selbst und die Zuwendung der stacheligen Außenhülle zum potentiellen Angreifer, eine gesunde Reaktion. Ungesund wird es, wenn die Einigelung nach dem Verschwinden der Gefahr weiter aufrechterhalten wird. Bei der Sologamie verbleibt man in dieser Einigelung. Vielleicht ist man verwundet worden. Dann ist es sinnvoll, bis die Wunden verheilt sind. Doch diese anfängliche Ausweichreaktion wird zu einem Idealzustand erklärt. In sich gekehrt, nur sich zugewandt, wird die kranke Form des Solipsismus zum Normalfall erklärt. Mehr noch, er wird glorifiziert, der immer mehr um sich greifende Individualismus auf die Spitze getrieben.

Unschuldig, ja fast naiv wird zwar erklärt, dass es sich bei der Selbstliebe einfach um die Abkehr vom Selbsthass handelt. Explizit wird behauptet, dass es nur zwei Aggregatzustände des Selbstbezuges geben kann, den Selbsthass oder die Selbstliebe. Wenigen scheint aufzufallen, dass diese Art der einfachen Lösung der menschlichen Komplexität zutiefst widerspricht. Unterstellt es doch, dass ich mich nicht selbst lieben kann, wenn ich eine emotionale Verbindung zu einer anderen Person eingehe. Wie trübe muss der Blick auf die Welt und das Leben jener Menschen sein, die dies vertreten.

Sologamie ist nicht nur eine Bankrotterklärung des Feminismus, sondern auch der Menschlichkeit und eine Glorifizierung der bürgerlich-kapitalistischen Moralvorstellungen. Gerade in der Wahl der entsprechenden Form wird manifestiert, wie sehr man es sich wünscht, um es doch nie wirklich zu erreichen. Selbstliebe, als Zuwendung zu mir selbst, nicht nur, aber auch im Spiegel des Du, entspricht den komplexen Möglichkeiten des Menschen zu Begegnung und Austausch viel mehr. Selbst Wasser weist mehr Aggregatzustände auf, als der Sologamiegedanke unterstellt. Aber vielleicht ist Wasser auch vielseitiger als der Mensch.

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