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Life is too short for boring stories

Da war kein Mond. Und auch keine Sterne. Nackt lagen wir. Auf dem Bett. Halb abgedeckt. Halb zugedeckt. Du auf dem Rücken. Die Arme. Links und rechts. Der Kopf auf dem Polster. Atmend. Schlafend. Mitten in der Nacht. Drei und vier. Oder vier und fünf. Ich kann mich irren. Ich irre mich. Ich irre mich immer. Ich bin verirrt. Auch in das Bett, nur verirrt. Zwischenstation. In einen Tag. In ein Bett. In einen Tag. In eine Nacht. In ein Funkeln. In eine Stumpfheit. Nichts weiter. Verirrt. Ins Leben. Irgendwie muss man es verbringen. Den Tag. Die Nacht. Drei und vier. Oder vier und fünf. Dumpf sind die Körper.

Ohne Farbe. Ich an Deiner Seite. Spüren hält lebendig. Spüren hält den Anschein von Lebendigkeit aufrecht. Am Tag nicht. In der Nacht. Da greift etwas nach mir. Es geht, wenn ich spüre. Es genügt, wenn ich mich spüre. Oft. Nicht immer. Wenn es nicht genügt. Ich spüre Dich. Es schleicht weg. Das, das nach mir greift. Ich liege auf der Seite. Mein Bauch berührt Deine Lenden. Ich schlafe. Und dann nicht mehr. Mein Kopf auf Deiner Schulter. Dein Arm um mich. Der eine. Der andere liegt offen. Inhaltslos. Du schläfst. Du lässt es nicht. Ich schließe die Augen. Will mich zurücktasten. Es gelingt nicht. Ich öffne die Augen. Du bist da. Noch. Ich spüre Dich. Aber das kann eine Täuschung sein. Ich sehe Dich. Aber es kann eine Täuschung sein. Meine Hand streicht über Deine Brust. Deinen Bauch. Deine Lenden. Ich vergewissere mich. Der Schlaf lässt Dich nicht los. Ich lasse Dich nicht los. Du lässt mich nicht los. In einer Nacht. An einem Tag. Ich presse mich fester an Dich. So fest ich kann. Es ändert nichts. Auch nicht an der Verirrung. An der Verwirrung. Am verirrt sein im Leben. In einer Nacht. An einem Tag. Den Kopf heben. Noch einmal. Ich sehe unsere Körper. Eine feine Linie. Dort wo es dunkler wird. Es gibt kein wirkliches Zusammen. Immer ist diese Linie. Trennung. Rückstoß in die Verirrung. Leben. Alles andere ist Verschwendung. Tag um Tag. Nacht um Nacht. Fahle Körper. Fleischkörper. Blutkörper. Mein Ohr juckt. Meine Hand ruht an Deiner Seite. Mein Ohr verlangt nach der Hand, die es kratzt. Das Jucken soll aufhören. Ich presse die Hand an Deine Seite. Das Jucken verstärkt sich. Ich will nicht nachgeben. Ich kralle mich fest. Der Drang wird übermächtig. Wenn ich die Hand weggebe. Wenn Du es zulässt. Wenn Du nicht erwachst. Wenn Du die Hand nicht packst und festhältst. Der Drang wird unerträglich. Ein Weggeben der Hand. Ein kurzes Kratzen. Am Ohr. Es passiert nichts. Ich bin noch einmal davongekommen. Aber es hätte Dich betroffen. Das Jucken kehrt wieder. Noch stärker. Es hat einmal geklappt. Es kann noch einmal klappen. Ich nehme die Hand nochmals weg. Ich kratze. Ich beginne damit. Das Jucken geht nicht. Es verstärkt sich. Ich kratze. Immer stärker. Das Jucken wird stärker. Die Nägel kratzen die Haut auf. Erste Schicht. Zweite Schicht. Dritte Schicht. Immer weiter. Das Ohr brennt. Es fühlt sich heiß an. Das Jucken verstärkt sich. Die Körper sind reglos. Schlaff. Fleisch. Der erste Tropfen Blut schlängelt sich über meine Finger. Hindurch. Gefolgt von anderen. Tropf. Tropf. Tropf. Auf Deine Brust. Auf Deinen Bauch. Fahler, nackter Körper. Der Tropfen fällt. Wo er fällt, löst sich der Körper auf. Fleisch. Auch. Ich kratze. Es juckt. Die Haut unter meinen Nägeln. Das Fleisch unter meinen Nägeln. Auflösung. Vor meinen Augen löst Du Dich auf. In ein Wirrnis. Das Blut tropft. Immerfort. Immer weitere Auflösung. Keine Verirrung. Du gehst. Nur mehr. Das Blut tropft. Du bist die Auflösung. Die Endlösung. Die Erlösung. Jesus hat sich am Kreuz in Blut aufgelöst. Das Fleisch am Kreuz hat sich aufgelöst. Das Blut tropft. Bis es ausgetropft ist. Bis Du Dich aufgelöst hast. Und ich erwache. Ich presse mich eng an Deine Seite. Ich muss spüren um zu wissen, dass das Leben noch da ist. Meine Hand an Deiner Seite. Eine mondlose Nacht. Fahler Körper. Drei und vier. Oder vier und fünf. Ich hebe den Kopf. Ein wenig. Ich spüre ein Jucken an meinem Ohr. Immer noch sind wir in den Irrungen verlorengegangen. Auch denen des Fleisches. Und des Blutes.

Lesestoff für Liebhaber*innen von Mystischem und Skurrilem

Schattenraben

Anonym

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