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Life is too short for boring stories

„Nur noch eine Stunde!“, dachte ich, „Dann bist Du zu Hause und ich habe noch nicht einmal angefangen zu kochen.“ Wie immer in der letzten Minute riss ich mich von meiner Arbeit los und begann in der Küche alles herzurichten, was ich für die Zubereitung eines abendlichen Mahls benötigte, um einen armen, müden Mann satt zu bekommen. „Mist, kein Reis da.“ Ein weiterer Blick auf die Uhr. Es würde sich ausgehen, rasch noch zum Supermarkt zu gehen und trotzdem rechtzeitig mit dem Kochen zu beginnen. Wenn ich nicht fertig werden würde, dann müsstest Du Dich eben ein paar Minuten gedulden. Bei dem Gedanken graute mir. Du und gedulden? Nein, es musste sich ausgehen. Also begab ich mich mitten in den schlimmsten Schneefall, den wir seit langem erlebt hatten.

Wenige Minuten später befand ich mich auf dem Rückweg. Umständlich fischte ich mein Handy aus der Tasche, um zu sehen wie spät es war. „Sehr gut, das kann sich noch ausgehen“, versuchte ich mich selbst zu beruhigen, ohne dass es mir wirklich gelang. Mühsam stopfte ich das Handy zurück in die Jackentasche, als mir der Reis aus den Händen fiel, doch statt eines lautlosen Auffallens im Schnee, war ein leises Wimmern zu vernehmen. Ich sah genauer hin. Da entdeckte ich auch eine Schnur, die an einem kleinen Bäumchen festgebunden war. Ich nahm die Schnur in die Hand und folgte ihr bis zum anderen Ende, das an einem Halsband festgebunden war. Das Halsband wiederum wurde von einem kleinen, schwarzen Hund getragen, der schon völlig eingeschneit war. Behutsam befreite ich ihn ganz vom Schnee. Da erst merkte ich, wie er zitterte. Ohne auch nur einen Augenblick nachzudenken, löste ich die Schnur und nahm ihn auf die Arme. So schnell wie möglich brachte ich ihn nach Hause, rubbelte ihn vorsichtig mit einem Handtuch trocken und bereitete ihm ein weiches Plätzchen vor dem Kamin. Langsam hörte das Zittern auf und er wurde ruhiger. Nachdem ich ihn gefüttert hatte, schlief er erschöpft ein.

„Was soll das werden?“, fragtest Du, über meine Schulter blickend zu dem kleinen Bündel Leben, das durch Deinen rüden Ton sichtlich erschrocken aus dem Schlaf auffuhr.

„Sei nicht so laut, er ist ja noch ganz verschreckt“, gab ich zurück. Ich hatte Dich tatsächlich nicht kommen gehört, so vertieft war ich in den Anblick dieses Hundes, der zweifelsohne erfroren wäre, wenn ich ihn nicht zufällig gefunden hätte.

„Was ist das da?“, fuhrst Du ungemindert laut fort, meine Bitte absichtlich ignorierend.

„Das ist ein Hund“, erklärte ich verwirrt, da das ja kaum zu verkennen war.

„Das sehe ich selbst!“, herrschtest Du mich an, „Du weißt genau, dass ich keine Tiere im Haus haben will.“ Das hatte ich nun allerdings nicht gewusst, aber das war auch noch nie ein Thema gewesen.

„Hätte ich ihn draußen im Schnee erfrieren lassen sollen?“, erwiderte ich verunsichert.

„Das gerade nicht, aber Du hättest ihn gleich wegbringen können, ins Tierheim oder so“, meintest Du und jetzt sah ich sie, die Wut in Deinen Augen.

„Das hätte ich nicht können, ohne Auto. Außerdem war es notwendig, dass er sich aufwärmt und wieder zu Kräften kommt“, versuchte ich weiter, Dich zu beschwichtigen, auch wenn ich nicht wirklich daran glaubte, dass es mir gelingen würde

„Ist wenigstens gekocht?“, wechseltest Du unvermittelt das Thema.

„Darauf habe ich ganz vergessen“, gab ich zu, während mir einfiel, dass der Reis wohl noch im Schnee draußen lag.

„Der Köter ist Dir also wichtiger als ich! Er kriegt was zu fressen, aber ich nicht!“, herrschtest Du mich an, „Ich sag Dir eines, noch nie hat mich jemand so schäbig behandelt wie Du. Und ich lasse mir das nicht gefallen. Entweder der Hund geht oder ich.“

„Ist das Dein letztes Wort?“, fragte ich, nun nicht mehr verunsichert, denn dieses Wesen bedurfte meines Schutzes und meiner Hilfe, aber Du nicht.

„Ja, das ist es!“, gabst Du unumstößlich zurück.

„Gut, dann weißt Du ja wo die Türe ist“, erklärte ich traurig, aber auch ein wenig erleichtert, denn wie hätte ich sonst merken können, wie herzlos Du warst.

Ich hörte noch wie die Türe ins Schloss fiel. Dann wandte ich mich dem Kleinen zu, der sich langsam wieder beruhigte und zuletzt einschlief. Und ich war mir sicher, es konnte und kann keine andere Entscheidung geben.

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