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Life is too short for boring stories

wurde mir auch eine neue Freiheit zuteil, eine Freiheit, die ich schon einmal verspürt hatte, ohne sie wirklich zu erkennen, weil es zu einer Zeit des Lebens war, da die Ungebundenheit und Verantwortung auf mich selbst beschränkte, alle weiteren Freiheiten verschluckte. Viele Jahre später, die Bindung und Verantwortung weit über mich selbst hinaus bedeuteten, konnte sie endlich aus ihrem Schattendasein heraustreten. Doch es dauerte lange, bis ich sie erkannte und annahm. Immer wieder fiel ich zurück in das Gedankenkorsett einer Verbundenheit, die längst nur mehr Fesselung war. Auch wenn ich sie abgeschüttelt hatte, die Fesseln und die Gefangenschaft, so war es in meinen Gedanken immer noch präsent. Abgeschüttelt, aber noch nicht losgelassen.

An dem Tag war es, dass ich mich aufmachte, in eine andere Stadt. Es war wohl notwendig Abstand zu gewinnen. Lange schon hatte ich mich auf diesen Tag gefreut, oder besser gesagt auf den Abend. Und so wie es ist, mit langandauernden Freuden, versuchte ich mir die Geschehnisse auszumalen. Ich konnte mich nicht mit der Freude zufriedengeben, nein, ich musste es immer wieder durchspielen in Gedanken. Was geschehen würde, wie es geschehen würde. Nur die Frage nach dem Warum ließ ich aus. Es war auch nicht wichtig, denn so lange es sich um Träume handelte, so lange konnte ich alles erwarten.

 

Endlich war es so weit. Da erst merkte ich, dass ich in meinen Träumen so vieles ausgemalt hatte, doch ich hatte dabei vergessen, dass sie irgendwann mit der Realität in Konfrontation treten mussten. Vielleicht hätte ich es beim Träumen belassen sollen. Dann hätte ich mir zumindest diese bewahrt. Und wenn alles anders käme? Schlimmer noch, wenn gar nichts geschähe und ich den Heimweg antreten würde, ohne dass irgendetwas geschehen wäre? Ich hätte zu Hause bleiben sollen und mir das niemals antun. Noch war es nicht zu spät. Ich würde ganz einfach gehen. Die Enttäuschung zu vermeiden, aber auch die Erfüllung, die doch auch nicht gänzlich unmöglich war.

 

Das Licht ging aus, Ruhe kehrte ein. Es war zu spät. Doch in dem Moment, in dem das Licht ausging, machte ich mich frei von all den Träumen und Gedankenspielen, machte mich leer und offen. Ich ließ los. Endlich hatte ich es geschafft, loszulassen, nicht nur von meiner inneren Gebundenheit, sondern auch von meinen eigenen Gedanken. Ein Moment der Befreiung um das anzunehmen was kommen würde. Nur das. Die Freiheit trat aus ihrem Schattendasein heraus und ich erkannte sie. Die Freiheit mich vom Kommenden beschenken zu lassen. Ich hatte keine Erwartungen mehr, keine vorgefertigten Bilder, nur noch den offenen Blick für das, was um mich geschah.

 

So dass ich mich einlassen konnte, auf alles was da kommen würde, vorurteilsfrei. Ich hatte meine Hände geöffnet und alles fallen lassen, was ich krampfhaft festhielt, und siehe da, meine Hände waren offen und bereit zu erhalten, was immer es auch sein mochte.

 

Im Moment zu sein, mit offenen, leeren, aufnahmebereiten Händen und Gedanken. Und was dann geschah, das war ganz anders, als ich es mir je in meinen Träumen ausmalen hätte können, ganz anders und sehr viel besser. Hätte ich nicht losgelassen, wäre mir die Möglichkeit entgangen, weil ich fixiert war auf meine fertigen Bilder, die der Wirklichkeit nicht entsprachen. Doch weil ich sie hatte gehen lassen können, war ich bereit, auch für die Freiheit und die Begegnung mit Dir, bereit mich unvoreingenommen auf Dich einzulassen. Nichts mehr, was den Blick verstellte oder die Fantasie beschränkte. Nichts mehr, wodurch ich mich selbst einschränkte. Und das Lachen, das ich Dir schenkte, war ein lebendiges.

 

Aus: Geschichte über die Liebe und andere Absonderlichkeiten

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