Niemals war es mir so sehr bewusst, als jetzt, da Du nicht da bist, für lange Zeit nicht da bist. Sicher, es war alles besprochen. Der Auftrag, der Dich ins Ausland verschlägt, ist eine große Chance für Dich. Nein, mehr, es ist „die“ Chance für Dich und weil dem so ist, habe ich Dich bestärkt, ja fast schon bedrängt, ihn anzunehmen. „Ich werde lange weg sein“, sagtest Du. „Wie lange?“, fragte ich postwendend. „Rund sechs Monate“, erwidertest Du. „Was sind schon sechs Monate, im Vergleich zu all dem Leben, das noch vor uns liegt“, entgegnete ich, weil wir immer davon ausgehen, dass noch so viel Leben vor uns liegt. Ich tröstete mich, es sind doch nur ein paar Monate. Es gibt genug zu tun. Auch für die Ablenkung.
Doch jetzt stehe ich am Fenster und sehe hinaus in die Nacht. Es ist spät geworden und ich bin so unendlich müde. Ich werde ins Bett gehen und schlafen. Wo wäre der Unterschied, wenn Du da wärst? Ich hätte wohl nichts anders gemacht, oder zumindest nicht viel. Doch Du wärst neben mir gewesen, auch wenn wir beide unseren eigenen Beschäftigungen nachgegangen wären. Ich hätte fragen können, zwischendurch. Vielleicht hätten wir eine Tasse Tee getrunken oder gemeinsam in die Nacht gesehen. Du wärst zu mir gekommen und hättest mir einen Kuss, ein Lächeln, ein aufmunterndes Wort geschenkt. Vielleicht hätte sich ein Gespräch ergeben, unbefangen aber bereichernd, wie jedes Gespräch mit Dir, das meinen Gedanken auf die Sprünge hilft. Immer wieder. Wenn ich feststecke oder einfach nicht weiter weiß. Darin liegt so viel Selbstverständlichkeit, dass es gar nicht mehr auffällt und doch so belebend wirkt. All diese Kleinigkeiten, die passieren, weil wir uns wahr- und annehmen, ohne viel Aufhebens darum machen zu müssen. Wenn ich traurig bin, nimmst Du mich in den Arm und tröstest mich. Einfach so. Dann lässt Du mich reden und hörst mir zu. Bei Dir gibt es keine billigen Abschiebemanöver, keine Floskeln, nur reine Zugewandtheit, die mich auch aus der Trauer herausholt, zurück ins Leben, die Lebendigkeit, die ich erlebe, weil Du mich mit Deiner Liebe umfängst und hältst. Du holst mich herunter, wenn ich zu aufgekratzt und euphorisch bist, sanft, aber bestimmt. Du lässt mich nicht fallen. Sogar dann, wenn wir streiten sind unsere Worte immer noch mit Bedacht gewählt und umfangen vom grundlegenden Wohlwollen, das wir einander entgegenbringen, auch da noch, wo wir voneinander abrücken. Doch noch immer haben wir den Weg wieder zueinander gefunden, das Wort, das verbindet, so dass wir auch wieder zu einem Verstehen kommen. Wir sind füreinander da, ohne einander zu begrenzen oder einzuengen, zeigen den Respekt und die Achtung, vor dem was das Leben des Anderen ausmacht. Auch die Arbeit. Auch die Herausforderungen, denen wir uns stellen.
Wenn Du jetzt da wärst, dann wäre ich zu Dir gegangen und hätte Dir Gute Nacht gesagt. Du hättest mich kurz umarmt und mir einen erholsamen Schlaf gewünscht. „Ein wenig mache ich hier noch weiter“, hättest Du gesagt. Und wenn Du dann zu mir ins Bett geschlüpft wärst, dann hätte ich es gespürt, selbst im tiefsten Schlaf. „Alles ist gut“, hätte ich gewusst, „Denn Du bist da.“ Ich lächle, wenn ich daran denke, denn der Gedanke daran erfüllt mich mit Wärme und Geborgenheit. Es war nie spektakulär, sondern ruhig und gelassen und verlässlich. Und jetzt bist Du nicht da. Mir wird bewusst, noch mehr als sonst, wie sehr Du mich und mein Leben bereicherst. Ich schicke meine Gedanken an Dich, meine Wünsche und meine Verbundenheit mit Dir hinaus in die Nacht. Sie werden Dich erreichen. Es geht wieder besser. Es wird ein neuer Tag kommen und ein weiterer. Etliche noch ohne Dich, aber es wird auch jener anbrechen, an dem ich Dich wieder in die Arme schließen darf. Es ist gut, daran zu denken, gut an Dich zu denken. Es ist beruhigend und bestärkend, um Dich zu wissen, Dich in meinem Leben zu wissen, und ganz gleich was passiert, was wir Herausforderungen wir noch zu bewältigen haben, ich bin mir sicher, Du bist die Liebe meines Lebens.
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Wagst Du es, vom Apfel zu naschen?
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…jetzt sitze ich hier und bin im tiefsten Herzen berührt. Hier finde ich einfach mein Innerstes wieder… Danke für diese wundervollen Worte, mein Herz bebt und wartet auf die Erfüllung. So bald wie möglich.
Das freut mich sehr. Und ich kann das sehr gut nachvollziehen.