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Life is too short for boring stories

Es gibt Nächte, da scheint alles so klar zu sein, so klar wie der Mond und seine Spiegelung im Wasser. Sie lächeln einander zu und alles ist gesagt. Es gibt keine Missverständnisse. Und es gibt andere Nächte, da ist alles verworren, so verworren wie der Mond und seine Spiegelung im Wasser, wenn sich eine Wolke dazwischen schiebt. Sie finden nicht mehr zueinander und spüren die Distanz, die sie voneinander trennt, dabei liegt es nicht an ihnen, weder am Mond, noch an seiner Spiegelung, bloß an etwas Belanglosen, das sich zwischen sie geschoben hat und wieder vorüberzieht.

„Es sieht aus, als würden die Wölkchen Abfangen spielen“, sage ich leichthin, nebenher, weil ich gerade hinauf zum Himmel blicke und die kleinen Wölkchen da so rasch über den Himmel zu flitzen scheinen.
„Wölkchen spielen nicht Abfangen. Wölkchen spielen überhaupt nicht. Sie sind bloß eine meteorologische Erscheinung und der Wind treibt sie vorwärts, der zugegebenermaßen heute ganz besonders kräftig bläst“, entgegnest Du, weil Du nicht hinauf in den Himmel siehst, sondern die Spiegelung suchst, die sich nicht findet.
Du hast ja gar nicht hingesehen! Es ist so schön und heiter. Es hat so etwas Zielloses. Ein Spiel, auch wenn Wolken nicht spielen, aber das macht doch keinen Unterschied. Ich sage, sie spielen und es erheitert mich“, entgegne ich trotzig.
„Das glaube ich, dass Dich das erheitert, das Spiel. Du spielst so gerne und bist so wenig ernst. Man muss auch ab und zu ernst sein. Das Leben ist nicht nur ein Spiel“, merkst Du an.
“Nein, nicht nur ein Spiel? Ich dachte, man könnte es doch so machen, dass alles ein Spiel ist, dass man an allem Freude hat oder zumindest versucht sie zu haben“, merke ich an.
„Das geht doch nicht. Und was ist mit mir? Was ist mit Dir? Was ist mit Uns? Ist das vielleicht auch alles nur ein Spiel?“, fragst Du, weil Du es wahrscheinlich gerade nicht besser verstehst oder die fehlende Spiegelung Deinen Blick trübt.
„Ja, auch das ist ein Spiel. Wir, das ist Lebensfreude, Liebensfreude, pur und rein. Wir, das ist ziel- und zweckentkleidet, denn wir sind uns um unserer Selbst willen. Nichts was uns drängt oder zwingt, nur pures Wollen. Wir, das ist ein sich im Takt finden. Wir, das ist ein ständiges sich Wiegen in der Melodie. Ja, auch das ist ein Spiel, ist Freude und Glück und Zuversicht und Licht. Ja, auch das ist ein Spiel, das wir miteinander spielen, in dem es keine Verlierer gibt, nur das Gewinnen im anderen, Wachsen und Werden“, entgegne ich nachdenklich.
„Du spielst mit mir! Du spielst mit meinen Gefühlen und Ängsten und Sorgen!“, wirfst Du ein, und ich spüre Deine Betroffenheit.
„Nein, ich spiele nicht mit Dir, sondern wir spielen miteinander, unser gemeinsames Spiel“, sage ich.
„Warum fühlt es sich denn so fremd an? Warum ist es mir, als würdest Du Dich über mich lustig machen?“, fragst Du, weil Du es angesichts der fehlenden Spiegelung nicht anders verstehst.
“Weil Du anders verstehst als ich. Weil Du die Worte hören solltest wie ich sie sage. Weil Du niemals Deinen Sprachduktus in meinen legen darfst. Und deshalb ist es ein Spiel, das Miteinander, rein und ohne Hintergedanken, frei und zwecklos“, antworte ich entsprechend und ich merke, dass Du verstehst, endlich verstehst, und das Verstehen zaubert Dir ein Lächeln aufs Gesicht, lässt es strahlen.
„Komm, fang mich, wenn Du kannst“, forderst Du mich auf, im Aufstehen und als Du zu laufen beginnst, drehst Du Dich nochmals um. Ja, es ist ein Strahlen in deinen Augen.
„Ich fang Dich“, antworte ich übermütig.

Es gibt solche Nächte.

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