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Life is too short for boring stories

Der Putz ist längst abgebröckelt, der Glanz aus den Augen verschwunden, der Vorfreude, der wir uns so gerne erinnern, aus fernen Kindertagen. Übrig ist der Duft nach Nelken und Zimt, dem wir immer noch hinterherfantasieren. Was bleibt ist ein Fest ohne Bezug, ein Muss ohne Verbindlichkeit, ein Anlass ohne Bereicherung. Eine leere Hülle ohne Inhalt. Aber war er je da?

Ein Riss geht quer durch die Gesellschaft. Wer behauptet, dass er nicht schon immer da war, lügt. Sind wir doch schon immer dem Bettler aus dem Weg gegangen, auch dem Gedanken, dass es Menschen gibt, die frieren und hungern und allein sind. Einsamkeit als Volkskrankheit. Dem Individualisierungswahn geschuldet. Nur mehr Ich. Es ist zu wenig für ein Weihnachten. Es ist zu wenig für das Leben an sich. Dennoch bilden wir uns ein, es macht das Leben aus. Ellenbogen raus und über die Gestrauchelten hinwegzusteigen. Ohne Rücksicht auf Verluste, nicht nur der fremden, auch der eigenen. Selbsterfüllungswahn, lässt uns Ding um Ding um Ding aufstapeln, als würde es aus einem verwahrlosten Leben mehr machen, mehr machen können. Lässig gelehnt am neuen, großen Auto, um zu beeindrucken, während die Ernüchterung über das Ausbleiben an tatsächlicher Zufriedenheit wächst. Es bleibt außerhalb, nichts was berührt, nichts was nahegeht. Darf auch nicht sein. Das ganze Jahr über stehen wir schließlich über solchen Gefühlsduseleien. Aber was das ganze Jahr über unbedacht bleibt, wird zu Weihnachten offensichtlich. Auch der Riss durch die Gesellschaft, vormals zwischen denen, die nichts haben und denen, die ein wenig mehr besitzen, zwischen den Geschlechtern und Rassen und Spezies. Nicht wissen zu wollen, wie es den anderen geht, es nicht wissen zu wollen. Sind ja selber schuld, das sie nicht sind wie wir. Doch der Riss geht noch weiter, nicht mehr nur durch verschiedene gesellschaftliche Gruppen, sondern er entzweit Familien und Freunde. Zu sehr versessen von der eigenen Meinung, zu sehr vergessen auf das einst Verbindende.

Und was kommt dann? Ein Streit, der uns auseinandertreibt? Muss das sein? Wäre es nicht möglich, zu vergessen, an diesem einen Abend, zumindest, das Trennende und Beziehungsvernichtende und stattdessen zu sehen, das Verbindende und das Beziehungsstabiliserende. Ein Anfang wäre, Dich einfach in den Arm zu nehmen. „Gut, dass es Dich gibt“, an Weihnachten, ja, aber vielleicht ist da etwas, das bleibt, über diesen einen Abend hinaus. Das ist es, was ich Euch wünsche.

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