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Life is too short for boring stories

Immer wieder passiert es, man lernt einen Menschen kennen und findet eine gemeinsame Wellenlänge, worin auch immer diese bestehen mag. Man findet diesen Menschen sympathisch und ist gewillt, nur die guten Seiten zu sehen. Nein, das passiert nicht nur Verliebten. Und was spricht auch grundsätzlich dagegen, von einem Menschen zunächst einmal das Beste anzunehmen? Doch man kennt diesen Menschen nicht, nicht wirklich. Nach und nach lernt man ihn besser kennen und immer wieder tauchen Dinge auf, die einem Unbehagen bereiten. Dennoch ist man nach wie vor gewillt, dies bei Seite zu schieben. Man findet Ausreden, auch vor sich selbst, redet es sich schön, weil man es will. Doch dann kommt der Punkt, an dem man feststellt, dass von diesen guten Seiten, die man zunächst feststellte oder feststellen wollte, nichts mehr übrigbleibt. Alles Schall und Rauch, Maskerade, von der man sich blenden ließ. Plötzlich steht es einem glasklar vor Augen, dass man Dummheit, Ignoranz, Verschlagenheit und Opportunismus übersehen hat. Was ist zu tun?

Man beschließt, diese Freundschaft in aller Stille zu beenden. Gut erzogen und auch empathisch, wie man ist, macht man das auf eine Art und Weise, dass man denjenigen nicht bloßstellt. Wenn man schon auseinandergeht, dann kann das im Einvernehmen geschehen. So macht man das dann auch. Schließlich ist man immer noch von dem naiven Gedanken beseelt, dass der Andere, den man doch einmal schätzte und dem man sich in Freundschaft verbunden fühlte, die Entscheidung akzeptiert. Natürlich, man kann darüber lamentieren und es ausreden, aber auch das hat irgendwann ein Ende und es wird Zeit nach vorne zu sehen, abzuschließen. Und man behält sich schlussendlich in guter Erinnerung. Soweit die Theorie, doch die Praxis lehrte mich eines Besseren.

Ich habe es gewagt, eine Beziehung zu beenden, die streckenweise wirklich sehr bereichernd war, bis die Fassade bröckelte und nichts mehr übrigblieb als bereits genannte Dummheit, Ignoranz, Verschlagenheit und Opportunismus. Das war es, was die Trennung unumgänglich machte. Es kostete mich einfach viel zu viel Kraft. Deshalb habe ich den Schlussstrich gezogen und erwartete Akzeptanz. Darauf konnte ich allerdings lange warten. Was ich stattdessen bekam, waren Vorwürfe, Schimpftiraden und Abwertungen. Zunächst bin ich noch mit viel Ruhe und Geduld darauf eingegangen, weil ich den Schmerz verstand, doch die Gespräche drehten sich nur im Kreis, so dass ich eines Tages klar und deutlich kundtat, dass es nichts mehr zu sagen gab. Deshalb ignorierte ich jede weitere Nachricht. Irgendwann blieben sie tatsächlich aus und ich atmete auf, weil ich annahm, dass er es tatsächlich endlich akzeptiert hatte. Dem war allerdings nicht so, doch wer konnte schon ahnen, dass jemand so untergriffig sein konnte, wie es sich dann zeigte.

Nein, ich bekam keine Nachrichten mehr. Dafür kam mir allerdings zu Ohren, dass dieser Mensch, Freund*innen und Bekannte von mir mit Nachrichten überhäufte, die nur einem Zweck dienten, mich bei ihnen schlecht zu machen. Haarsträubende Lügen, tolldreiste Verdächtigungen und infame Unterstellungen wurden da kundgetan. Allerdings unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Er beschwor sie, mir davon nichts zu erzählen. Bloß, dass es mir erzählt wurde. In allen Einzelheiten bekam ich davon Bericht erstattet. Ich hörte es mir an und fühlte mich zutiefst verletzt. Und aus dieser ersten Emotion heraus, wollte ich ihm all dies um die Ohren hauen. Doch ich riss mich zusammen. War es nicht genau das, was er damit erreichen wollte? Rechtzeitig ermahnte ich mich, den Troll nicht noch zusätzlich zu füttern. Weitaus zielführender war es, mit den Menschen zu sprechen, die er angeschrieben hatte. Die unter ihnen, die mich kannten, gaben sowieso nichts Drauf und denjenigen, die mich nicht so gut kannten, konnte ich den Hergang erklären. Was bleibt ist die Erschütterung darüber, wieviel Mühe sich jemand gibt, einen anderen schlecht zu machen, dem man sich einmal verbunden fühlte.

Ich erzähle das so ausführlich, weil ich überzeugt davon bin, dass es anderen auch schon einmal so ergangen ist. Es passiert. Vielleicht gibt es einen besseren Weg damit umzugehen. Ihr könnt mir gerne schreiben, wenn ihr einen solchen gefunden habt. Aber was ganz wichtig ist, niemals zu vergessen, dass es neben dieser einen negativen Erfahrung, dutzende positive gibt. Deshalb, hört nicht auf, Menschen zu vertrauen, nur weil es einmal daneben ging. Vielmehr nimmt es dem Troll den Wind aus den Segeln, wenn man ihm zeigt, er hat keine Macht über einen und man lässt sich das Leben nicht dadurch vergällen. Dann verschwindet es von selbst, als hätte es ihn nie gegeben.

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