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Life is too short for boring stories

Ich war mir so sicher, so, so, so, so sicher. Oder war ich mir mal gerade so sicher, wie ich mir meiner selbst gewiß bin, eben immer nur so vage? Nein, ich war mir ganz sicher, so sicher, wie ich mir sicher sein konnte, dass am nächsten Abend der Mond wieder aufging, so sicher, wie ich mir sicher sein konnte, dass es immer irgendwann zu regnen aufhörte, so sicher, wie ich mir sicher sein konnte, dass Du mich nie mehr berühren könntest, dass das Brennen in mir nicht mehr wäre, das Dein Bei-mir-sein entzündete, dass Dein Zuspruch sich nicht mehr in mich einbrannte, wie es in jenem Damals möglich war.

Schließlich hatte ich lange daran gearbeitet Dich aus mir zu vertreiben, und zwar noch lange, nachdem Du gegangen warst, lange nachdem ich mir endlich eingestanden hatte, dass Du es ernst meintest mit Deiner Abwendung. Ich hatte es akzeptiert, getragen und durchgetragen. Mehr noch, ich hatte es geschafft, all die guten Momente, die ich mit Dir im Miteinander erleben durfte, aufzubewahren, wie kleine, glitzernde Perlen, aufgefädelt um meinen Hals tragend, und all das Unangenehme und den Schmerz im See zu versenken. Ich war mit mir und meiner Welt, doch vor allem mit Dir, im Reinen. Ich konnte wieder frei atmen und hatte mein Lächeln und meine Zuversicht wiedergefunden. So dachte ich zumindest. So hatte ich mich selbst beruhigt.

Doch dann bist Du aufgetaucht, wieder aufgetaucht bei mir und in meinem Leben, völlig unvermutet und unvorhergesehen. Hast Du auch nur einen Moment, auch nur den Hauch eines Momentes daran gedacht was Du aufführst in meinem Leben, indem Du dieses wunderschöne Trugbild, das ich mir so mühsam zusammengezimmert hatte, mit einem Schlag vernichtetest? Hast Du überhaupt darüber nachgedacht, was es für mich bedeutet, wenn Du einfach so wieder auftauchst, als hätte ich Dich darum gebeten, als hätte ich Dich eingeladen?

Meine Hand glitt gedankenverloren über die Perlen an der Schnur um meinen Hals, und indem meine Finger darüber strichen, erstanden die Bilder wieder, jeder einzelne Moment des Miteinander, sie nochmals zu erleben, bis hin zu jenem bitteren Ende, und mit dem Ende war der Schmerz wieder da, aus jenem Damals, als hätte er mich niemals verlassen, als hätte er nur einmal kurz Atem geholt um sich nur noch mehr in mir zu verbeißen.

Immer noch berührtest Du mich, berührtest Du jede Faser meiner Seele. Immer noch vermochtest Du dieses Brennen in mir zu entzünden. Immer noch brannte sich Dein Zuspruch in mich ein. So sehr ich es auch versucht hatte, ich hatte Dir nicht entkommen können, damals nicht und heute nicht. So sehr ich mich gewehrt hatte, ich schaffte es nicht die Distanz aufrechtzuerhalten, damals nicht und heute nicht. So sehr ich auch gewütet hatte, ich schaffte es nicht Dein Bild aus mir zu löschen, damals nicht und heute nicht.

Doch dann fasste ich einen Entschluss, fasste die Perlenkette um meinen Hals und mit einem kräftigen Ruck zerriss ich sie, so dass die Perlen, die die Erinnerungen bargen, von der Schnur fielen und in den Tiefen des schwarzen, undurchsichtigen Wassers des Sees verschwanden. Vielleicht denke ich noch ab und zu an Dich, womöglich sogar an uns, aber es kann mich tatsächlich nicht mehr berühren.

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