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Life is too short for boring stories

Wenn Du meinst, dass es nichts mehr gibt, was Dich überraschen kann.

Wenn Du meinst, dass Du alles kennst und alles gesehen hast.

Wenn Du meinst, dass Du jeden Pfad erkundet und ausprobiert hast.

Wenn Du meinst, dass das Leben sich vorwärtsbewegt, wie es das gewohnt ist zu tun.

Wenn Du Dich zurücklehnst und meinst, jetzt ist es gut, so wie es ist.

Wenn, ja dann geht die Sonne von Neuem auf und Du erkennst, dass Dich das Leben doch noch überraschen kann, weil es ein Erwachen ist, wie kein anderes zuvor, dass Du nur deshalb meintest, alles zu kennen und gesehen zu haben, weil das Unbekannte und Ungesehene im Dunklen lag, dass Du nur deshalb meintest, jeden Pfad erkundet und ausprobiert zu haben, weil Du die anderen nicht sehen konntest, dass Du Dich vorwärtsbewegtest, wie Du es gewohnt warst, weil Du nicht stolpern wolltest, dass Du Dich zurücklehntest und meintest, dass es gut sei, so wie es ist, weil Du nicht wissen konntest, dass es noch mehr gibt.

Und die Sonne geht auf, da eine Begegnung geschah, einfach so. Es war die Zeit und der Ort und die Offenheit dafür. Es war, weil es sein sollte und weil das Licht da war, zu sehen. Eine Begegnung. Weiter nichts. Nichts weiter?

Und im Licht der aufgehenden Sonne ward der Entschluss in die Begegnung zu gehen und darin zu stehen. Vielleicht war es noch nicht einmal ein wirklicher Entschluss, vielmehr ein Geschehen-lassen, das sein kann, wenn alle Abschottung und Verteidigung offenbart und überwunden sind.

Und es war im Licht der aufgehenden Sonne, das das Licht einer neuen Bestimmtheit war. So dass ich mich in Deinen Armen wiederfand und unsere Lippen sich vereinten. Es war ein Geschehen-lassen, aber auch ein Wollen und Bereit-sein.

Ein Sonnenaufgang.

Ein Beginn.

Ein Erwachen.

Und es war das Licht der aufgehenden Sonne, die nur uns aufging. Die Fadenscheinigkeit einer bloßen Metaphorik mit Leben füllend, das wir beide so lieben, das uns zulächelt. Kann man dann das Leben von sich weisen, das sich so offen und freigiebig präsentiert, wenn man es wirklich liebt?

Und wir nahmen uns an der Hand, uns voneinander überraschen zu lassen, miteinander das Unbekannte und Ungesehene zu entdecken, den Pfad zu erkunden und auszuprobieren, den wir uns eröffneten, uns ins Ungewohnte vorzuwagen, uns aufzumachen, in diesen neuen Tag.

Und es war das Licht einer aufgehenden Sonne, die nicht außerhalb des Normalen lag, sondern mittendrinnen, ein Freiraum, ein Anderleben, eine Utopie, ein Traum, nur für Dich und mich, zu sehen, was uns wird, was wir uns sein können. So lange wir darinnen sind, gibt es nichts zu bedenken, nichts zu kalkulieren oder zu berechnen. Verschwendung und Hingabe und Einlassen sind die Kategorien, die hier zählen. Und so will ich Dir nahe sein, so nahe, wie es möglich ist, will Dich um mich spüren, in mir spüren, will Dich ganz und gar, mich in Dich fallen lassen, rückhaltlos.

Und das Licht der am Horizont fortschreitenden Sonne wurde kräftiger. Wärmend und erhellend und erhebend. Wir sehen die Möglichkeiten, die sich uns bieten, die wir uns bieten können, denn der Raum, der zunächst so beengt schien, eingeschränkt von der Nüchternheit des Faktischen, wurde weiter, weil wir es zulassen und uns nach und nach immer besser darin zurechtfinden. Weil wir uns in uns immer besser zurechtfinden.

Hattest Du mich geküsst, im Licht und in das Licht der aufgehenden Sonne, so war es vielleicht nichts weiter gewesen als ein Kuss, der die Lippen umspielt, doch dann wurde es ein Kuss ins Erwachen. So dass ich mich in diesen Traum erhob, der mir ein neues Stück Leben brachte. Mich neu zu sehen. Mich neu zu erleben.

In das Licht der aufgehenden Sonne hast Du mich wachgeküsst und in das Licht der fortschreitenden Sonne küsstest Du mich fort in eine neue Lebendigkeit und Sinnlichkeit. Zum ersten Mal mich als Einheit zu erleben, dass der Körper sich mit dem Denken versöhnt, weil Du mich im Ganzen umfasst in Deiner Umarmung. Und während dieser Stunden, in denen wir unseren Traum leben, da leben wir die Ungeteiltheit, die so wohl tut, weil die Wunden heilen, weil die Narben verblassen. Es kann sein. Es ist. Es ist in diesen Stunden und auch in jenen, in denen wir uns in jenem Leben bewegen, das wir Normalität nennen. Ich weiß mich umgeben und behütet von Deinem Mit-mir-sein, von Deinen Gedanken, so dass der Traum fortlebt und ist, von einem zum anderen Mal.

In das Licht der aufgehenden Sonne haben wir uns erhoben, gehen mit mit ihrem Fortschreiten. Niemand weiß wie weit es schon ist, und ich will es auch nicht wissen. Es wird sein, dass sie wieder untergeht, und dann werden die neu gefundenen Pfade wieder im Dunklen verschwinden, doch dass wir sie begangen, erlebt und belebt haben, das bleibt in mir, so wie die Begegnung und Du, weil Du mir etwas schenktest, was es zuvor nicht gab und was es nie mehr geben wird. Von Sonnenaufgang Lebendigkeit zu sein bis zum Sonnenuntergang.

Aus: Geschichten über die Liebe und andere Absonderlichkeiten


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