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Life is too short for boring stories

Du hattest den Regen hinter Dir gelassen und kamst in der nächsten Nacht, obwohl die Sonne alles aufgetrocknet hatte. Ich verlangte keine Erklärung, war nur froh, dass Du da warst, um fortzusetzen.

„Immer wieder gingen mir die Worte durch den Kopf:
Doch findest Du in Eins
ein Herz, das nicht erlag
ist die Erlösung nah.

Immer wieder überlegte ich mir das Für und Wider. Doch vor allem sah ich dort oben sitzen, der der so schön war, dass ihm die Menschen mit Haut und Haaren, Geist und Seele verfielen, dass sie sich nicht mehr aufrecht und alleine zurechtfinden konnten. Wenn niemand kam, so dachte ich, müsste er für den Rest seines Lebens dort oben bleiben und es wäre vertan gewesen. Andererseits, wen wollte man dieser Gefahr aussetzen. Jemanden, dessen Leben sowieso schon zu Ende ist, der lebendig tot ist, so jemanden wie mich, dachte ich. Würde ich es schaffen mich nicht gänzlich vereinnahmen zu lassen, so hätte ich ihn gerettet und alles wäre gut. Er bekäme sein Leben zurück, könnte frei und unabhängig sein, und ich hätte noch einmal etwas Gutes getan, hätte zumindest jemand anderen sein Leben zurückgeschenkt, denn meines sah ich als unwiederbringlich dahin gegangen. Was hatte ich also wirklich zu verlieren? Eigentlich konnte ich nur gewinnen, nämlich die Kraft meinem Leben ein Ende zu setzen, diesem elenden Dasein, das ich zu fristen hatte. Und ich hatte zumindest die Möglichkeit gehabt ein anderes Leben zu retten. Sollte es mir allerdings gelingen sein Herz zu berühren, so wäre zumindest er gerettet. Vielleicht, so hoffte ich wohl auch insgeheim, konnte er mir über meinen Schmerz hinweghelfen, waren wir doch in einer ähnlichen Lage. Ich war entschlossen, fest entschlossen, so dass ich vorsichtig beim Kamin klopfte. ‚Morrigan?’, kam es fragend durch den Kamin. ‚Ja, ich bin es, und ich möchte es wissen ob ich diejenige bin, die Dir Ausweg sein kann’, sagte ich unumwunden. ‚Ich weiß nicht ob ich das zulassen kann’, gab er zurück, und mit seiner Arbeit hörte ich wie die Raben krächzten und die Wölfe heulten, als würden sie mit ihm einer Meinung sein, als wollten sie mir zurufen, ich sollte es nicht tun, doch ich wollte es unbedingt. Festentschlossen mich von nichts und niemandem mehr von meinem Vorhaben abhalten zu lassen, setzte ich Mochridhe meine Überlegungen auseinander. Immer wilder krächzten die Raben und immer lauter heulten die Wölfe. Ich sah ihnen in die Augen, diesen beiden Raben, und da war so etwas wie ein Erkennen, doch ich schüttelte es ab, denn das konnte nicht sein, konnte einfach nicht sein. So verstaute ich mein Erkennen irgendwo ganz weit hinten in meinen Gedanken. ‚Mochridhe’, sagte ich langsam, jedes Wort betonend, als wäre es ein heiliger Eid, den ich ablegte, ‚Ich will es wagen, unbedingt.’ ‚Aber ich habe Angst um Dich. Da sind schon so viele, die ich betrauern muss, so viele, die wegen mir den Tod fanden oder zumindest den Wahnsinn, ich will kein Opfer mehr. Ich weiß nicht, ob ich das verkraften könnte’, gab er zurück, und ich konnte sie spüren, seine Angst und seine Sorge. ‚Du kennst mich ja gar nicht’, erinnerte ich ihn, doch er ließ es nicht gelten. ‚Das kann sein, dass wir uns noch nie begegnet sind, dass wir uns noch nie in die Augen gesehen und die Hand geschüttelt hatten, aber es ist mir dennoch, als würde ich Dich schon lange kennen, was auch immer das bedeuten mag. Ich will Dich nicht verlieren. Selbst, wenn ich für ewig in diesem Turm bleiben muss, so hast Du doch die Möglichkeit mit mir zu sprechen, auch wenn Du frei bist, kannst Du wiederkommen und mit mir sprechen. Das ist das letzte was ich habe und ich will nicht auch noch das verlieren’, erwiderte er, und der Einwand wog schwer. ‚Aber Du hast doch gesagt, dass es ein gutes Zeichen wäre, dass ich Deiner Mutter widerstanden habe. Ich denke, dass es mir gelingen kann. Was ist das schon für ein jahrzehntelanges Leben, in einem Turm und immerzu zu warten, dass jemand kommt bloß um ein paar Worte zu wechseln. Das kann, das darf Dir nicht genug sein’, warf ich ein, froh darüber, dass mir das eingefallen war. ‚Nun gut’, sagte er, ‚Heute Nacht werde ich meinen Vater bitten Dich zu mir zu bringen.’ Und ich harrte der Dinge, die da kommen würden.“

So verließt Du mich, aber bald würde ich es wissen, bald würde der Regen wiederkommen und Du mit ihm.

Hier gehts zu Teil 11

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