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Life is too short for boring stories

Lisa hatte unterdessen Hr. Dr. Anständig mit sich mit in den Garten genommen, in dem sich schon alle angeregt unterhielten, während die Kinder ausgelassen mit Jimmy spielten, dem kleinen Chihuahua, der die Abwechslung sichtlich zu genießen schien. „Was habe ich meinem Hund doch vorenthalten“, dachte Lucinda Schön, die das Treiben beobachtetete, bevor sie sich Lisa zuwandte. Das Auftauchen des neuen Gastes wurde allseits mit Verwunderung aufgenommen. Nur Lisa selbst schien es für eine Fügung zu halten, jetzt, da sie eine juristische Auskunft benötigten.
„Lucinda, erzähl mal, was in Deinem Ehevertrag steht“, meinte Lisa kurz, „Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Rechtens ist und wenn es Rechtens ist, dann stimmt mit dem Recht etwas nicht.“
„Was für eine wunderbare naive Vorstellung von der Jurisprudenz“, sagte Hr. Dr. Anständig kopfschüttelnd, „Aber jetzt erzählen Sie“, forderte er Lucinda Schön auf, die sich nicht lange bitten ließ.

„Nun, ich denke, dass es tatsächlich gegen die guten Sitten verstößt“, erklärte er abwägend und in der vornehmen Zurückhaltung, die Anwälte stets an den Tag zu legen pflegen, weil sie sich nie festlegen wollen, wohl auch nicht können. Doch weiter kamen sie nicht, denn wiederum klingelte es an der Haustüre und gespannt wurde verfolgt, wie Lisa den Raum verließ und mit zwei unbekannten Personen wiederkam, die eine Kiste trugen, von der angenommen werden konnte, dass sie schwer war, denn der Mann und die Frau, die sie trugen, gingen etwas gebückt.
„Guten Tag!“, sagte der unbekannte Mann, nachdem sie die Kiste abgestellt hatten, „Mein Name ist Philip Brügge, und dies hier ist meine Frau Marie-Luise. Wir haben von Hr. Ehrgeizig erfahren, dass hier Veganer*innen leben.“
„Das stimmt, wir versuchen so weit wie möglich vegan zu leben“, erklärte Lisa.
„Ausgezeichnet!“, lies sich nun Marie-Luise Brügge vernehmen, „Wir sind dabei vegane Grillspezialitäten auf den Markt zu bringen. Ehrgeizig-Solutions sollte die PR für uns machen, aber wie wir feststellen mussten, ist eine Zusammenarbeit nicht möglich.“
„Nun hatten wir aber eine Produktneuheiten im Auto, von denen wir dachten, wir könnten sie gleich ausprobieren“, erzählte Philip Brügge weiter, „Dort hätte man es aber nicht zu würdigen gewusst. Deshalb sind wir hier. Hätten Sie Lust unsere Produkttester zu sein?“
„Woraus sind die Grillspezialitäten?“, wollte Ben wissen.
„Die Basis ist Erbsenprotein“, sagte Hr. Brügge knapp.
„Na dann wollen wir doch mal den Griller anwerfen“, meinte Ben und lies seinen Worten sofort die Tat folgen.
„Ich werde Gemüse und Salate vorbereiten“, schloss sich Lisa an und verschwand in der Küche, gefolgt von Lucinda Schön und Marie-Luise Brügge, fest entschlossen, der Gastgeberin unter die Arme zu greifen. Nur Hr. Dr. Anständig und Hr. Fleißig sahen eher skeptisch drein. „Worauf habe ich mich da nur eingelassen“, mochten sie wohl denken, aber es war zu spät einen Rückzieher zu machen. Deshalb harrten sie der Dinge, die da kommen mochten mit Argwohn und Neugierde zugleich. Nina und Leo wiederum kamen ebenfalls zum Griller gelaufen, denn so sehr sie auch ins Spiel vertieft gewesen waren, hatten sie doch nicht überhört, dass es nun bald etwas Leckeres zu essen gab. Nur Jimmy untersuchte weiter den Garten. Da roch es überall höchst interessant. Unbeirrt schnüffelt sich der kleine Chihuahua durch die verschiedensten anregenden Gerüche, bis er ein Loch im Zaun entdeckte, durch das zu schlüpfen, er nicht unterlassen konnte. Einem kleinen Hund sind Besitzverhältnisse an Grund und Boden, Zäune und Betretungsverbote herzlich egal. So landete er, ohne es zu wissen, im Garten der Familie Fleißig.

Fr. Fleißig ihrerseits hatte kurz ihre Arbeit unterbrochen. Es kam ihr ein wenig seltsam vor, dass ihr Mann immer noch nicht da war. „Wo er wohl hingegangen sein mochte?“, fragte sie sich, nachdem sie das ganze Haus inspiziert hatte und letztendlich in den Garten hinaustrat. Ihren Mann fand sie nicht, aber ein kleines, wuselndes, befelltes Etwas, das gerade im Begriff war ein Loch in den tadellos getrimmten Rasen zu graben, als es plötzlich aufjaulte und die linke Vorderpfote winselnd in die Höhe hielt.
„Du bist ja das Hündchen von der Schön“, erkannte Fr. Fleißig endlich, „Die sollte besser auf Dich aufpassen. Aber jetzt lass doch mal sehen, was passiert ist. Und dann bringe ich Dich zu Deinem Frauchen.“ Damit hob sie den kleinen Hund auf, der es sich auch ohne Weiteres gefallen ließ, wie ein Baby auf den Arm genommen zu werden.

Hier gehts zu Teil 11

Das Leben literarisch ergründen

Ungezähmt. Anleitung zum Widerstand

Die Pianobar

Der Weg ist das Ziel ist der Weg

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2 Gedanken zu “Die Anständigen, die Fleißigen, die Ehrgeizigen, die Schönen und die Anderen (10)

  1. oma99 sagt:

    ein interessantes Durcheinander der Grundeinstellungen hat sich hier entwickelt – bin gespannt, in wie weit sich daraus Annäherungen ergeben – ein paar zeicnnen sich ja bereits ab *smile* .

    1. novels4utoo sagt:

      So unterschiedlich wie die Menschen

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