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Life is too short for boring stories

Vorsichtig öffnet er die Türe. Eine schmale Gestalt steht im Flur, die ihm vage bekannt vorkommt. Da huscht endlich der Ausdruck des Erkennens über sein Gesicht. Das Lächeln versteckt er ganz schnell wieder hinter der lange geübten und doch brüchigen Verbitterung.

„Was willst Du hier?“, fragt er die Frau, die wohl in seinem Denken immer ein Mädchen bleiben wird, selbst jetzt, da sie selbst eine Familie hat, ja sogar Kinder.

„Dich besuchen“, erklärt sie kurz, „Würdest Du zurücktreten, dass ich hineinkommen kann.“ Er versteht nicht ganz, was da vor sich geht, aber er befolgt dennoch ihre Aufforderung, um sie hereinkommen zu lassen.

„Du weißt aber schon, dass das jetzt nicht erlaubt ist“, merkt er an, während sie in der Küche verschwindet. Langsam folgt er ihr, „Und vor allem, jetzt hast Du 15 Jahre lang nichts von Dir hören lassen, dann hätte das auch noch zwei Monate warten können.“

„Ich habe nichts von mir hören lassen?“, zeigt sie sich pikiert, während sie dennoch ungeniert in seinen Schränken stöbert, „Wer war denn nie da? Wer hat sich nie gekümmert? Und so jemand hat auch noch die Dreistigkeit sich Vater zu nennen.“

„Du bist also gekommen, all die alten Geschichten wieder aufzuwärmen?“, fragt er.

„Nein, das wollte ich gerade nicht, aber Du hast es ja unbedingt aufs Tapet bringen müssen“, erklärt sie, nun doch in ihrem Tun innehaltend, „Vielleicht können wir nochmals von vorne anfangen, z.B. mit, ‚Ich freue mich, dass Du da bist‘, oder so.“ Woraufhin ein langes Schweigen eintritt, doch endlich überwindet er sich.


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