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Life is too short for boring stories

„Ich denke, es ist allerhöchste Zeit Danke zu sagen“, verkündete ich völlig unvermittelt in die Stille eines anklingenden Tages, obwohl wir allein auf der Terrasse saßen und uns von den ersten Sonnenstrahlen wärmen ließen.

„Danke zu sagen ist gut“, meintest Du, „Und wofür genau? Für unser Leben, den wunderschönen Frühlingstag oder einfach für mich?“

„Das wären wohl auch gute Gründe, aber darüber freue mich jeden Tag, aber heute möchte ich mich für etwas bedanken, wofür ich noch nicht gedankt habe, in aller Deutlich- und Eindeutigkeit.“

„Was könnte das sein?“, zeigtest Du Dich interessiert.

„Ich sage Danke, für alle Tierquäler und Mörder, alle Umweltzerstörer und Regenwaldabbrenner, alle Wasservergifter und Bodenvernichter, alle Landräuber und Meeresverschmutzer, kurz für alle, die uns dieses Virus eingebrockt haben, die durch ihren Lebensstil dafür sorgten, dass es E.Coli und HIV, Salmonellen und Vogelgrippe, Ebola und Schweinegrippe gibt, dass es immer mehr mulitresistente Keime gibt, an denen jedes Jahr mehr Menschen sterben und dass die Kinder in den Ländern verhungern, aus denen wir das Viehfutter importieren“, erwiderte ich überlegt, „Ich sage Danke an alle, die damit dafür sorgen, dass ich auch zu Hause sitzen darf, um mich vor etwas zu schützen, womit sie die Welt überzogen haben, mit ihrem Egoismus, ihrer Selbstsucht und Gier. Denn das sind die Gleichen, die uns beschimpften, bedrängten, im besten Fall auslachten, wenn wir sie baten doch einmal die Augen aufzumachen und zu sehen, was sie anrichten. Jetzt haben wir den Schlamassel und noch immer will es keiner sehen. Nein, da werden wir zur Solidarität aufgerufen, von jenen, die meinten, es soll jeder leben wie er will. Doch dieses Leben wie man will, fällt uns jetzt auf den Kopf. Seit 28 Tagen muss ich zu Hause sitzen, weil sie mir ihren Virus brachten. Ist das nicht ein schöner Grund Danke zu sagen? Die, die uns immer sagten, wir sollten sie nicht belehren, missionieren und ihnen unseren Lebensstil aufs Aug drücken, zwingen uns jetzt ihr Versagen auf. Und auch wenn man es immer wieder sagt, das einzige Resümee, das sie ziehen ist, wir müssten jetzt auf den Impfstoff warten, dann ist alles wieder gut. Damit ist gar nichts gut, sondern nur die Symptome werden jetzt bekämpft und ich bin sicher in einem halben Jahr sitzen wir wieder zu Hause und die letzten Klein- und Mittelbetriebe und Selbständige können schließen, so dass nur mehr die Konzerne übrigbleiben, die gestärkt aus der Krise hervorgehen.“

„Das verstehe ich alles“, meintest Du, „Aber was soll man denn tun? Es können doch nicht alle von heute auf morgen vegan werden. Denk nur an die armen Bauern. Was würdest Du konkret vorschlagen?“

„Mein Vorschlag wäre, bezüglich der armen Bauern, die Subventionen für Fleisch und den Transport, die Eier und die Milch zu streichen, so dass die Menschen, die leben wollen, wie sie leben und wir sie lassen sollen, auch den echten Preis dafür zahlen. Dann kann man die freigewordenen Subventionen dazu nutzen, die Bauern zu belohnen, die aus der Maschinerie von Tierausbeutung und Umweltzerstörung aus- und auf nachhaltige, biovegane Landwirtschaft umsteigen. Dann könnte man Kochkurse anbieten, vom Kindergarten bis zur Matura, an Volkshochschulen und bei Mutter-Kind-Treffen, bei Parteiveranstaltungen und in Seniorenheimen und endlich das erfüllen, was wir immer alle sagen, dass wir sowieso tun, nämlich uns biologisch, nachhaltig, regional und saisonal zu ernähren. Dann müssten wir auch unsere Kinder nicht mehr länger belügen, wenn sie uns fragen, woher das Essen kommt und guten Gewissens sagen, wir haben alles dafür getan, dass wir den Planeten für Euch so gut wie möglich erhalten, damit sie und auch noch unsere Enkelkinder eine Zukunft haben, die wir ihnen im Augenblick, im wahrsten Sinne des Wortes, wegfressen.“

„Und Du meinst, dass dieser Zynismus Sinn macht?“, fragtest Du weiter.

„In einer Gesellschaft, in der informieren als belehren abgestempelt wird, natürlich nur bei Dingen, von denen man am liebsten gar nichts hören möchte, in denen Argumente keinen Wert haben, sondern nur skandierte, hohle Phrasen, ist es sowieso schon egal“, meinte ich resigniert.“

„Also meinst Du, dass alles sinnlos ist?“, wolltest Du nun wissen.

„Man hat oft den Eindruck und es schmerzt, aber andererseits, würde ich wirklich meinen, dass alles sinnlos ist, dann würde ich gar nichts mehr machen“, meinte ich, „Vielleicht erreichen wir doch noch die eine oder andere, bloß, dass uns die Zeit davonläuft, noch schneller als ich fürchtete, und deshalb sage ich es laut und deutlich: Danke, dass ihr uns das Virus gebracht habt, dieses und viele andere.“

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2 Gedanken zu “Danke für das Virus

  1. oma99 sagt:

    Ja, die Zeit läuft uns davon und es sind immer noch viel zu viele, die nicht wirklich nachdenken. die Obrigkeits- und Konzernergeben sich mit den Einschränkungen abfinden und recht gerne auch den Verschwörungstheorien lauschen.
    Es wird wohl mit einem Abklingen und einer Lockerung der Einschränkungen zu gerne getan, als ob nun genug getan wurde und man geht zum Alltag wie zuvor über. dann kommt ganz sicher eine neue Welle, die ganzen Kleinbetriebe verschwinden, es wird nach Schuldigen gesucht und nur zu gerne die Regierung, oder die „bösen Chinesen“, 5G-Strahlung oder auch Flüchtlinge als solche favorisiert.

    Wie du schon schreibst – übrig bleiben Konzerne, konzerntreue Politiker, Despoten im Sinne der Wirtschaft (wie ein Trumpeltier) und brave Bürger die tun was ihnen auferlegt wird. es wird auch die Massentierhaltung bleiben, ja wohl eher noch stärker betrieben. Und es wird auch viele Stadttauben nicht mehr geben, weil die wenigsten Städte bereit waren und sind, sich dieser ausgesetzten, sich selbst überlassenen Haustiere anzunehmen. Welch ein Segen!

    Mein Herz trauert bereits jetzt um so viele Menschen, so viele Tiere und nur vergleichsweise wenige engagierte Mitmenschen lassen mich nicht aufgeben.

    Danke für Deine Worte, es sind auch die meinen.

    1. novels4utoo sagt:

      Vielen Dank für Deinen Kommentar. Der Knackpunkt ist, es läuft uns die Zeit davon und man kommt sich vor, als wären alle blind um einen und taub und verstockt und … Na ja, mehr als hinweisen, immer und immer wieder, kann man nicht. Und ja, die Tauben sind mir auch ein Anliegen. Es schmerzt so zu sehen, dass sie jetzt verhungern. Es trifft immer die Schwächsten als erste. Da hätte ich gleich eine Bitte an Dich, hättest Du Lust einen Gastbeitrag zu schreiben. Das kann keine so gut wie Du. Es würde mich unheimlich freuen. Alles Liebe, Daniela

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