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Life is too short for boring stories

Schläfst Du?“, frage ich vorsichtig.

Schweigen, sich verkriechen, so gut als möglich, in uns selbst. Dieses Bett ist das Nadelöhr, um das wir nicht herumkommen. Entkommen ist nur in den Schlaf möglich, auch wenn man nur so tut. So liegen wir, Nacht um Nacht, im selben Bett, tunlichst an der äußersten Kante, um uns nicht zu verraten, entkommen, dem Angesprochen-werden, der Berührung. Tagsüber ist es leicht, wenn man sich ein wenig bemüht, doch nachts, im selben Bett, da gibt es nur diese eine Möglichkeit. Unsere Worte, unsere Gesten, unsere Handlungen, ja unsere bloße Anwesenheit, ein einziger Vorwurf,in Rage bringend, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Wir wissen was der andere sagen will, noch bevor er es ausspricht. Manchmal, da steigen wir darauf ein. Komm, sag schon, was Du mir schon wieder vorzuwerfen hast. Wie ein Boxer, der den nächsten Schlag erwartet. Wir sind uns Vorwurf und personifizierte Enttäuschung. Dabei ist es doch einmal ganz anders gewesen. Kannst Du Dich erinnern, an die Freude und das Glück und das Strahlen, das Du in meine Augen zu zaubern vermochtest?

Du bist alt geworden und glanzlos und verhärmt“, wirfst Du ein.

Das ist wohl wahr. Die Falten sind mehr geworden und das Lachen ist verschwunden. Der Geist ist müde und träge und das Verständnis ist gewichen. Der Körper ist schlapp und aufgequollen und die Belastbarkeit vergangen. Die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen, an uns, aber vor allem in uns. Was haben wir nicht füreinander getan, nichts erwartend als ein Lächeln, eine Umarmung? Mit der Zeit und mit den Anforderungen wurde es gestrichen, nach und nach, das was nicht notwendig war, und da blieb als erstes das Miteinander auf der Strecke. Zu müde, zu ausgelaugt, zu verbraucht. Du verstehst es doch. Später, dann wird alles anders. Ja, es wurde anders. Als erst Miteinander, dann Nebeneinander und zuletzt Gegeneinander. Doch kann es nicht anders sein? Ist es denn wirklich so unmöglich einfach nochmals dort anzuknüpfen, wo wir begonnen haben, uns im Verzeihen üben und im Vergessen, und aus den Steinen, die wir uns in den Weg legten, eine Brücke zueinander zu bauen.

Man kann die Zeit nicht einfach auslöschen und so tun, als wäre das alles nicht gewesen, kann nicht einfach die Verletzungen streichen und die Worte, die saßen, wie Messerstiche“, sagst Du nachdenklich.

Und wenn wir es einfach versuchen, einfach nochmals versuchen, wenn ich Deine Hand nehme …“

… so wie damals, und wir nochmals Hallo sagen, einfach so, ohne Vorurteile und ohne Hintergedanken …“

… und wir etwas in uns entdecken, wovon wir schon nicht mehr wussten, dass es da ist, gemeinsam entdecken …“

… uns einlassen auf die Weite der Nacht und auf einander, vertraut, und dennoch von dem Wunsch beseelt einander zu erkennen …“

… ohne einen Gedanken daran, was der nächste Tag von unser verlangt, sondern nur da sein …“

… füreinander, uns zu erzählen, ohne etwas zurückzuhalten …“

… und vielleicht finden wir es wieder, das Strahlen und die Freude und das Glück.“

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