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Life is too short for boring stories

In einer Welt voller überflüssiger Leiden ist es gut zusammen zu sein. Leben ist Leiden. Von Geburt an ist es präsent, in Form von Krankheit, Feinden und Tod. Niemand kann dem entkommen. So sehr der Mensch auch versucht sich zu schützen und alle Wägbarkeiten und auch Unwägbarkeiten des Lebens auszuschließen, so bleiben sie doch unbeherrschbar. Das Leid ist omnipräsent. Doch es gibt auch das Leid, das vom Menschen gemacht ist.

 

„Es gehört nun mal zum Leben dazu. Da kann man gar nichts machen“, wird dann gesagt, „In der Natur ist es auch so.“ Deshalb nimmt sich der Mensch das Recht heraus, das Leiden zu vermehren. Plötzlich sieht er sich wieder als Teil der Natur, selbst wenn er sich in allen anderen Belangen aus der Natur herausnimmt und sich über sie stellt, als wäre es nicht nur sein Recht, sondern seine Pflicht, die ihm anvertraute Erde, nach seinem Willen zu formen, die Erde und alles was da lebt. Doch wer sich herausnimmt verliert den Bezug. Er wird beziehungslos. Desto leichter fällt es, das Leid zu vermehren, ohne es überhaupt wahrzunehmen.

„Die Männer sind das entehrte Geschlecht in unserer Gesellschaft“, meinte Christian, einen Zeitungsartikel eines sehr großformatigen Blattes präsentierend.

„Davon weiß ich nichts“, entgegnete Martinique, „zumindest was die Spezies Mensch betrifft, aber in der sogenannten Nutztierhaltung ist es ganz bestimmt so.

 

Frisch geschlüpft landen die kleinen Küken auf dem Förderband, an dem geschulte Menschen, zumeist Frauen sitzen und die flauschigen Bällchen sortieren. ‚Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen‘, wie es im Märchen schon heißt, dürfen die weiblichen Küken weiterfahren, die männlichen jedoch kommen in den Schredder, wahlweise ins Gas. Und es sind Menschen, die die einen in den Tod und die anderen in ein Leben voller Ausbeutung senden. Immerhin 9.000.000 pro Jahr allein in Österreich.“

 

„Die männlichen Kälber“, setzte Christian hinzu, „Niemand braucht sie. Niemand will sie. Zumindest in unseren Breiten. Für den Bauern sind sie eine Belastung. Sie geben keine Milch und gebären keine Kälber. Und was ökonomisch untragbar ist, ist Abfall. So werden die Kälbchen, die noch nicht einmal selbständig trinken können, in Transporter verfrachtet, die sie tausende Kilometer weit verbringen, zusammengepfercht, ohne Nahrung, ohne Wasser. Das Leid der männlichen Kälber ist unermesslich und kaum zu ertragen. Mancherorts lässt man sie auch einfach verhungern. Weitab jeder menschlichen Behausung, dass sie niemand hören kann, so dass die Schreie nicht beunruhigen. Alles geschieht weit weg, damit man sagen kann, man hätte es nicht gewusst.“

 

„Nie weiß irgendwer irgendetwas“, bestätigte Martinique, „Außer denen, die es tun, stillschweigend, als gäbe es eine geheime Vereinbarung zwischen Konsumenten und Produzenten, die besagt, dass alles gekauft wird, solange das Leid hinter verschlossenen Türen bleibt. So werden männliche Ferkel nach wie vor innerhalb der ersten Lebenstage kastriert, ohne Betäubung, weil es billiger ist und der Konsument billiges Fleisch kaufen will, als wäre es ein Menschenrecht. Die Bäuerin nimmt das Baby auf den Schoß, macht zwei Schlitze in die Bauchdecke und schneidet die Hoden ab. Das Baby schreit wie am Spieß, aber sie hört es nicht. Dann kann sie sagen, dass das Ferkel nichts spürt.“

 

„Es ist möglich das Offensichtlichste zu negieren“, erwiderte Christian, „Und so leiden jeden Tag, jede Stunde, jede Minute Millionen männlicher Individuen, weil ihr Wert sich nach dem bemisst, was der Markt bestimmt. Und weil es möglich ist. Immer billiger zu produzieren, immer mehr zu konsumieren, immer mehr zu entsorgen. Lebendiger Abfall in einer Welt, in der nur die Kalkulation zählt, sonst nichts.“

 

„Leiden ist unvermeidlich, so lange das Leben so ist, wie es ist“, erklärte Martinique, „Aber der Mensch hat – angeblich – die Gabe des Verstandes, mit der er die Möglichkeit hat Leiden zu vermehren oder es so gering wie möglich zu halten. Würde er zweiteres machen, würde er seinem Mensch-sein gerecht werden.“

„Und was kann man tun? Wie kann man es verhindern?“, fragte Christian.

„Man muss die Mauern verschwinden lassen und den Blick freigeben auf all die Machenschaften, die aus guten Grund so gut wie möglich geheim gehalten werden.“

„Aber es leiden auch so viele Menschen auf diesem Planeten“, warf Christian ein, „Wäre es nicht sinnvoller sich zuerst um das menschliche Leid zu kümmern?“

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