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Life is too short for boring stories

„Dem Glück zu misstrauen heißt dem Leben misstrauen“, sagte Martinique, als sie sich wieder zurückgelehnt hatte und die Weite der Landschaft auf sich wirken ließ.

„Glück hat nichts mit dem Leben zu tun“, entgegnete Christian postwendend, „Das Leben nimmt seinen Lauf, man muss gewisse Dinge tun, und sollte andere lassen, wenn man in diesem Zustand bleiben will. Alles andere läuft irgendwie von selbst. Da ist nichts mit Glück. Alles bloße biologische Notwendigkeit.“

„Nun, gerade wegen dieser biologischen Notwendigkeit“, präzisierte Martinique, „Glücklich-sein ist letztlich Verbundenheit mit dem Leben und Sicherheit in dem, in dem man verwurzelt ist. Und die Weite anzunehmen, und die Fülle.“ Und während die Dämmerung hereinbrach, machten sie sich auf den Weg. Immer wieder brechen wir auf, von Anfang an, bleiben, eine Weile, um wieder zu gehen. So ist das. Aber die Verbundenheit kann trotzdem bleiben und uns begleiten, so es sie denn gibt.

„Verbundenheit drückt sich regelmäßig in Körperlichkeit aus“, wagte Martinique ihre nächste These, „Das Menschenkind, das, gerade auf die Welt gekommen, aus einem Zustand träumerischer Getragenheit in seiner Mutter, sucht die körperliche Nähe, sucht diese Verbundenheit und Sicherheit, die es dort findet. Die Lippen umschließen die Brust, aus der die Nahrung kommt, die es braucht, aber es ist noch mehr als nur Nahrung. Es ist ein Eins-sein, das zwar nur eine abgeschwächte Fassung des vorherigen war, aber doch noch immer stark genug, um zu erweisen, dass sie nicht ganz getrennt sind. Mit den Jahren wird die Distanz immer größer, denn es stehen sich zwei eigenständige Menschen gegenüber.  Doch wenn die Wurzeln, die wachsen wollten, auf fruchtbaren Boden fielen, dann bleibt die Verbindung, auch über die Trennung hinaus, oder gerade in dieser, in der sie sich als tragfähig erweist. So wie selbst der stärkste Sturm einem Baum nichts anhaben kann, der fest und tief verwurzelt ist, so auch die Stürme des Lebens einem Menschen, der sich dem Leben verbunden weiß. Verbundenheit, die zunächst auf einen Menschen fokussiert war, weitet sich aus, auf die Familie, Freunde, Menschen, die einem begegnen. Verbundenheit mit der Erde, die uns säugt, wie die Mutter das Kind. Verlieren wir die Verbindung, haben wir auch keine Skrupel die Erde auszubeuten, wie ein Kind, das die Mutter auspumpt und ihr zuletzt noch die Brustwarze abbeißt. Wir zerstören unsere Lebensgrundlage, die, die uns nährt, weil wir die Verbindung nicht mehr finden, weil wir dem Leiblichen abschwören und die Vernunft über alles stellen, die doch so leicht und nachhaltig verführt werden kann. Und die Erde geht verloren, so wie dereinst die Mutter. Das fraglose Einvernehmen mit unserem Körper geht verloren, weil er nach irgendeinem fragwürdigen Modell geformt werden soll, als wäre er bloß ein Stück Plastilin. Trennung und Verunsicherung und Verlassenheit, dort draußen, in einer Welt, von der wir sagen, dass es kein Zu-Hause geben kann und kein Glücklich-sein. Vielleicht ist es zu wenig, zu einfach, aber wenn ich dort am Waldrand sitze, auf der Erde, dann spüre ich meine Verbundenheit, erkenne die offenen Wunden, die wir ihr zufügen, indem wir sie ausbeuten, bis wir sie zuletzt auswringen wie ein nasses Handtuch, so dass nichts mehr bleibt. Aber ich sehe auch, dass es anders möglich ist, dass wir so viel nehmen, wie sie zu geben vermag, ohne auszubluten, dass wir uns an ihrer Brust laben, bis wir satt sind und ihr dann die Zeit geben, bis sich die Brüste wieder gefüllt haben. Ich nehme meinen Körper wahr, der mit der Erde verbunden ist, der ich mich hin öffne, aber auch in die Weite der Landschaft, bis hinauf zum Himmel. Verbundenheit mit dem Leben, in dem die Sicherheit wohnt und damit auch das Glücklich-sein. Nichts weiter. Es ist dort, nach wie vor, wo ich mich genährt, geschützt und behütet weiß, so dass ich mich entfalten kann, wie eine Eiche in der Sommersonne. Dort, wo ich nähren, behüten und beschützen darf und Dir Raum bin Dich zu entfalten. Geerdet und wachsend.“

 

Und der Weg führte sie dorthin, wo sie eine Tür hinter sich schlossen. Ab und an ist es gut für sich zu sein, und alles draußen zu lassen.

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