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Life is too short for boring stories

„Hasen, Lämmer, Schweine und Eier werden zu Ostern verspeist“, fasste Martinique ihre Gedanken zusammen, „Und aus dem Fest der Auferstehung wird im Handumdrehen ein Fest des Todes. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jesus das goutiert hätte. Sagte er doch selbst, er wäre das eine Lamm, das letzte, das geopfert werden müsste. Da scheint irgendjemand was falsch verstanden zu haben.“

„Meinst du denn, dass die Menschen überhaupt noch daran denken, dass Ostern was mit Jesus zu tun hat?“, warf Christian lapidar ein, „Geht man von der Häufung an heidnischen Fruchtbarkeitssymbolen aus, kann man sich das schwer vorstellen.“

Martinique schloss die Augen, aber sie konnte den Bildern nicht entgehen, weil sie sie, einmal gesehen, immer mit sich herumtrug. Hasen in kleinen Käfigen, Verschlägen, damit sie sich so wenig wie möglich bewegten und rasch Fett ansetzten. Für die Fleischproduktion, effektiv und effizient. Aber auch solche in nackten Drahtkäfigen, gezüchtet um der Forschung zu dienen. So wie die Legehühner in ihren Batterien. Tag um Tag Eier zu legen, bis sich ihre Knochen aufgelöst, sie alle Kräfte verbraucht hatten. Weggeworfen wie Müll. Hühner in der Fleischproduktion, bei der Küken in eine riesige, fensterlose Halle gesetzt werden. Futter und Wasser kommen automatisch. Die nächsten 42 Tage bleiben sie völlig sich selbst überlassen. Dann werden sie aufgesaugt, getötet und die Kadaver landen auf unseren Tellern. Die Halle wird gereinigt wie dereinst die Ställe des Augias. Jeden einzelnen Tag standen die Hühner in ihrem eigenen Dreck. Dann erinnert nichts mehr daran, bis die nächste Fuhre Küken eingebracht wird. Doch nicht einmal alle Küken werden auf diese Art und Weise umsorgt. Nur die weiblichen erfreuen sich dieses zweifelhaften Vergnügens. Während Frau Huhn immerhin 42 Tage leben darf, werden Herrn Hahn nur wenige Stunden gegönnt, bevor sie im Schredder bzw. im Gas landen. Gleich nach dem Schlüpfen werden die kleinen, gelben Knäuel auf ein Förderband verfrachtet und aussortiert. Die Guten in die Fabrik, die Schlechten in den Schredder. Die Schlechten sind die Hähne, die keine Eier legen und nur sehr langsam Fett ansetzen. Sie sind für nichts nutze. Diese Art der Haltung, die Wegnahme der Eier von der Mutter gleich nach dem Legen und alles was danach folgt, ist so selbstverständlich, dass man meinen könnte, es ist natürlich.

O-Hühner

Mama Huhn legt so viele Eier, dass ihr Nest gefüllt ist. Danach verbringt sie viele Stunden damit sie zu bebrüten, d.h. sie mit der Temperatur zu versorgen, die dazu geeignet ist, die kleinen Küken wachsen zu lassen. Dabei wendet sie ihre Eier immer wieder, lässt sie dazwischen auch mal auslüften. Wie sie das zu bewerkstelligen hat, weiß sie mit absoluter Sicherheit. Nur Menschenmütter meinen Ratgeber zu brauchen, aber wer will schon eine Menschen- mit einer Hühnermutter vergleichen, wo das Resultat doch sehr beschämend für das Säugetier wäre.

O-Hühner1

Nach einer angemessenen Zeitspanne schlüpfen die Babys aus ihrer kalkhaltigen Behausung. Die Mutter wartet bis alle beisammen sind, um sie ins Leben zu führen, hinaus in die Welt. Überallhin folgen ihr die Kleinen, um zu lernen, was man für ein Hühnerleben braucht. Und am Abend, wenn es dunkel und kalt wird, dann nimmt sie die Küken unter ihre Fittiche, sie zu schützen und zu wärmen. So sollte es sein.

 

„So wandern sie mit den Körben voll Osterschinken und buntbemalten Eiern in die Kirche, sie segnen zu lassen“, erinnerte sich Martinique an die Zeit, als sie dieses Spiel selbst noch mitspielte.

„Und dieser Segen wird im Namen Gottes gespendet“, ergänzte Christian, „Doch wer den Tod segnet, kann nicht im Namen des Gottes sprechen, der sich selbst der Gott des Lebens nennt.“

„Eigentlich ist es wie die Wiederholung der Verhöhnung, der Auspeitschung, des Aufsetzens der Dornenkrone“, überlegte Martinique, „Und zuletzt die Lanze in die Seite. Ostern ist ein Fest des Todes. Gott ist tot – wir haben ihn gemordet, und tun es jeden Tag aufs Neue, millionenfach.“

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Ein Gedanke zu “Ohn-macht (31): Ostern – Fest des Todes

  1. leider ist es so….

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