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Life is too short for boring stories

„Eine spannende Frage“, meinte Christian, als sie endlich ein gemütliches Restaurant gefunden hatten, „Man sollte meinen, dass es jedem zugänglich sei.“

„Lass mich raten, es ist nicht so, und es geht wieder einmal ums Geld“, hakte Martinique nach.

„Ja, worum sollte es sonst gehen, und zwar um richtig viel Geld“, entgegnete Christian lapidar, „Es verwundert deshalb desto mehr, dass es den Vereinten Nationen gelungen ist ein Internationales Seerechtsübereinkommen (UNCLOS 1982) zu schließen.“

„Und was genau sieht das vor?“, fragte Martinique weiter.

„Es sieht vor, dass jede Nation 12 Seemeilen, also rund 22 km, als eigenes Küstenmeer beanspruchen dürfen. und weitere 200 Seemeilen, sprich etwa 370 km der Wassersäule des Meeres vor seiner Küste und des Meeresbodens, den sog. Festlandsockel, als seine Wirtschaftszone behandeln darf“, erklärte Christian, „Wenn allerdings der jeweilige Staat wissenschaftlich belegen kann, dass ein Kontinentalschelf noch weiter ins Meer hineinragt, sprich geologisch durchgehend mit dem Überwasserland verbunden ist, dann darf er auch jene Ressourcen ausbeuten, die dort liegen. Das betrifft allerdings nur Inseln, nicht aber Felsen oder andere Erhebungen. Dieses Seerechtsübereinkommen kann auch als Verfassung des Meeres betrachtet werden, in dem auch der Umgang mit dem Gebiet geregelt werden soll, das außerhalb staatlicher Souveränität und damit dessen Nutzungsrechten liegt. Dabei orientieren sich die Verfasser am Konzept, in dem das Meer als gemeinsames Erbe der Menschheit gesehen wird, das beinhalten sollte, dass die Umwelt geschützt wird und die Entwicklungsländer am Reichtum teilhaben sollten.“

„Das klingt doch sehr vielversprechend“, wandte Martinique ein, „Endlich ein Gebiet, von dem alle gleichermaßen profitieren und niemand benachteiligt wird.“O-Meer

„Klingt das so?“, sagte Christian süffisant, „Das kann schon sein, dass es gut klingt, und auch so gedacht war. Mit aller Blauäugigkeit. Aber letztlich geht es immer um die handelnde Akteure und deren Absichten. Nur ein Beispiel. Norwegen besitzt eine kleine Insel, die Bouvetinsel, die komplett mit Eis bedeckt ist. Sie liegt im Südatlantik, 2.600 km vom Kap der Guten Hoffnungen entfernt. Damit hat sich Norwegen allerdings ein Nutzungsgebiet von 500.000 Quadratkilometern gesichert. Frankreich geht in ähnlicher Weise vor. D.h. Nationen, die es sich leisten können, bekommen wieder den Löwenanteil ab und können in diesen Gebieten Ressourcen nach Lust und Laune ausbeuten. Durch diese Art des Meeresimperialismus sind bereits 57% verteilt. Das bedeutet aber, dass in Bezug auf die Ausbeutung von Ressourcen und den Umweltschutz nationalstaatliche Gesetze zur Anwendung kommen. Das führt den Gedanken der Nachhaltigkeit ad absurdum. Jeder Staat darf sein Gebiet nach Herzenslust ausbeuten. Und das tun sie auch. Das Problem ist allerdings, würde es nur das Gebiet eben jener Staaten betreffen, die Flora und Fauna dort zerstören, dann wäre es nicht wirklich so ein Problem, aber alle Entscheidungen, die der einzelne Staat trifft, hat Auswirkungen auf das Gesamtsystem. Man kann nicht sagen, es geht mich nichts an, weil es uns letztendlich alle betrifft. Noch schwieriger ist das Recht auf Hoher See zu handhaben. Zwar dürfen Piraten aufgehalten werden, aber keine Umweltsünder, illegalen Fischereiflotten, Terroristen, Waffenhändler, Drogen- und Menschenschmuggler, so weit es sich nicht um die Exekutive des Staates handelt, aus dem sie stammen. Denn die Hohe See ist in territorialer Hinsicht Niemandsland, bei der Nutzung aber Jedermannsland. Dabei bestünde gerade da die große Chance gemeinsam an einem Strang zu ziehen und diese Gebiete vor weiteren Eingriffen zu schützen.“

„So viele Möglichkeiten und Herausforderungen“, meinte Martinique, die interessiert und aufmerksam zugehört hatte, „Aber letztendlich macht der Mensch vor nichts Halt. Alles muss er in irgendeiner Weise besitzen und benutzen.“

„Das Land, das Meer, die anderen Lebewesen“, schloss Christian den Gedanken ab.

„Dabei wäre es so viel schöner, nicht zu besitzen, sondern einfach glücklich zu sein über ein Miteinander, das man sich nicht erworben hat, sondern einfach nur ist, das ich annehmen kann“, sagte Martinique, indem sie Christians Hände in die ihren nahm.

„Einfach da sein und nichts weiter, hier mit Dir, den Moment und den nächsten und vielleicht noch manch anderen“, erwiderte Christian, „Es könnte so einfach sein.“

„Es kann so einfach sein“, korrigierte Martinique, und miteinander gingen sie hinaus in die Nacht, offen und neugierig auf das Leben oder die Liebe, oder beides in einem.

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Ein Gedanke zu “Ohn-macht (17): Wem gehört das Meer?

  1. Super Artikel, interessant und erschreckend, erinnert mich an die Doku „Was kostet die Welt“ lief meine ich auf Arte und ist auch noch bei youtube zu sehen.

    „Dabei wäre es so viel schöner, nicht zu besitzen, sondern einfach glücklich zu sein über ein Miteinander, das man sich nicht erworben hat, sondern einfach nur ist, das ich annehmen kann“

    Ja wirklich, so schön und einfach könnte es sein, obwohl ich viel daran arbeite bin ich da noch weit von entfernt.
    Ich wünsche Dir ein schönes WE 🙂

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