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Life is too short for boring stories

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages erreichen mich Horrormeldungen, von Misshandlung, Missbrauch, Vergewaltigung und allen anderen Arten von Leiden.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute ist es präsent, weil es geschieht, jetzt und jetzt und jetzt und jetzt, weil es so umfassend und allgegenwärtig ist.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages, so man noch zumindest ein klein wenig Mitgefühl hat, möchte man verzweifeln ob all des menschengemachten Horrors, der allerorten geschieht, ja, vielleicht sogar gleich nebenan.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages steht man verständnislos vor der unfassbaren Dummheit, die da schwafelt von artgerecht und schmerzfrei, und damit ein klein weniger Leiden meint oder einen schnellen Tod.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages möchte man schreien, für all jene, deren Schreie niemand hört, weil sie gut versteckt werden, in Dunkelhaft, zusammengepfercht, verschlossen, und wer hinsehen will bekommt es mit dem Gesetzgeber zu tun, dem Eigentum wichtiger ist als das Leiden zu beenden.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages möchte man weinen, eine Träne für jede einzelne Kreatur, deren Qualen Du und Du und Du, und wohl auch immer noch ich mitverschulde, weil ich es zulassen muss, weil ich nicht anders kann.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages möchte man dabei sein, eine lebende Mahnung, das Leben leben zu lassen, in Freiheit, im Glück, in der Unbeschwertheit, es unangetastet zu lassen, weil niemand kann das Leben besitzen, außer dem, dem es gehört.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute ist es präsent, auch gleich neben mir, auf Deinem Teller, und Du faselst mir zum 100.000 Mal was von Tradition oder dass Du nicht anders kannst oder irgend so einen Scheiß, den ich nicht mehr hören will, nicht mehr hören kann.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages sehe ich, dass es Menschen um mich gibt, die ebenso fühlen, denken, sehen, verzweifeln, weinen, schreien und kämpfen, die einander aufhelfen, wenn man meint nicht mehr weiter zu können, weil das Leid einen niederdrückt.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages sehe ich den Einsatz und die Bereitschaft für die Misshandelten, Missbrauchten, Vergewaltigten, Zugrundegerichteten dieser Welt einzutreten, ohne Rücksicht auf das eigene Leben oder die eigene Reputation, denn wer für das Leben eintritt wird mit Repression überschüttet.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages lebe ich das Leben in aller Hingabe, in aller Leidenschaft, lebe die Liebe, bunt und intensiv wie das Leben selbst, verliere mich, ergebe mich, lasse verloren gehen und lasse ergeben, gerade deshalb und allem Lebensfeindlichem zum Trotz.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages will ich die kleinen Glücksmomente zelebrieren, die ich geschenkt bekomme, in Überschwang und purer Respektlosigkeit vor der Korrektheit und dem Anstand.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages will ich die Freiheit sein, die ich allen anderen wünsche, die Freiheit ihr Leben so zu gestalten, dass es ihres ist, dass es voller Möglichkeiten und Berechtigungen ist.

Nicht täglich, sondern in jeder einzelnen Minute des Tages soll Leben einfach Leben sein. Und es keiner weiteren Begründung bedürfen.

 

Aus: Leben & leben lassen. Geschichten von Veganismus & Aktivismus

4 Gedanken zu “In jeder einzelnen Minute des Tages

  1. wunderbar geschrieben…

    1. novels4utoo sagt:

      Vielen Dank!

  2. Frank sagt:

    Den ganzen Mist der so tagtäglich auf uns einströmt und langsam immun macht sehr eindrücklich zusammengefasst. Tolle Worte.

    1. novels4utoo sagt:

      Vielen Dank!

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