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Eine zarte Knospe,
unbesehen, unbeachtet,
sollte es so bleiben,
die Kräfte ahnend,
die darin schlummerten,
bis sie erwachten,
da ich mich entfaltete,
und sie mit mir,
meine weiße Orchidee.

Die Blütenblätter,
eins ums andere,
behutsam ausbreitend
zwischen den Hügeln,
den sandfarbenen,
besehen, beachtet,
Verbindendes offenbarend,
Unabhängigkeit verheißend,
mir und ihr,
meine weiße Orchidee.

Den verlockenden Kelch,
randvoll mit Nektar,
süß und betörend
samtweich die Haut,
stark das Innere,
bewusst, bewegend,
Selbstbestimmheit lebend,
Selbstbewusstsein ausstrahlend
von mir und ihr,
meiner weißen Orchidee.

Die subversive Offenheit,
Geheimnisse entmachtend,
war sie im Verborgenen,
war ich im Außen,
Empörung provozierend,
schamlos, unsittlich,
und doch nichts weiter
als ungebrochener Gleichklang
zwischen mir und ihr,
meiner weißen Orchidee.

Die brachiale Strenge,
in die Schranken zu weisen,
was bisher keine kannte,
mit Gewalt zu besiegen,
was unbezwingbar war,
in Fetzen zu schneiden,
bis das Blut floss,
Weiß in Rot tränkend,
meines und ihres,
meiner weißen Orchidee.

Die zarte Behutsamkeit,
mit der Du mich verbandst,
sanft wie der Flügelschlag,
achtsam wie ein Schmetterling,
heiltest Du was wund war,
wandeltest Du was rot war,
einfühlsam, fürsorglich,
wolltest Du die Stärke,
für mich und sie,
meine weiße Orchidee.

Aus: Geschichten über die Liebe und andere Absonderlichkeiten