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Life is too short for boring stories

Da stand er, eine Frau auf den Armen mit seidigen Strümpfen angetan, die allem Anschein nach tatsächlich ohnmächtig war und alle anderen hatten offenbar den Moment genutzt um fluchtartig die Stätte des Geschehens zu verlassen. Was sollte er jetzt tun? Wer konnte schon wissen wie lange so eine Ohnmacht andauert. Irgendwo musste er sie hinlegen, dachte er. Ein Blick auf die Couch machte ihm sofort klar, da war kein Platz. Blieb also nur mehr das Bett. Vorsichtig bugsierte er seine charmante Last durch die Türen, immer darauf bedacht, dass er ihr nicht weh tat. Sacht legte er sie nieder, wagte noch einen letzten Blick auf die bestrumpften Schenkel, bevor er ihr Kleid züchtig darüber zog.

Der Teil war geschafft. Aber wie sollte er nun weiter vorgehen? Sollte er sie wecken? Die Weckmethoden, wie sie zu ohrfeigen oder ihr einen Kübel Wasser über den Kopf zu schütten, erschienen ihm wenig opportun. Er war sich noch nicht einmal sicher ob es überhaupt gut wäre sie zu wecken oder nicht besser abzuwarten bis sie von selbst aus der Ohnmacht erwachte. Es würde schon nichts Ernstes sein. Oder doch? Wäre es notwendig die Rettung zu rufen? Er war doch ein Mann, und Männer haben Lösungen. Die eiern nicht herum, sondern tun. Irgendetwas. Damit was getan ist. Tief in seine Überlegungen verstrickt, begann er seine Hände über ihre warme, weiche Haut gleiten zu lassen, die Wangen, den Hals, die Schultern, beugte sich über sie, sie zu küssen. Wie unbeabsichtigt. Und während er so dasaß und sie mit Zärtlichkeiten bedachte, spürte er eine Hand, die seinen Arm entlang strich. Wenn er sich das nicht einbildete, dann musste es echt sein. Und wenn es echt war, dann konnte sie nicht mehr ohnmächtig sein. Und wenn sie nicht mehr ohnmächtig war, dann musste sie munter sein.

 

„Was ist passiert?“, hörte er dann auch schon ihre Stimme.

„Du bist ohnmächtig geworden“, erklärte er ihr knapp.

„Und Du hast mich ins Bett gebracht?“, fragte sie, und er sah, dass sie lächelte.

„Ich wusste nicht, wohin sonst“, meinte er, „Passiert Dir das öfter?“, schob er schnell nach, um auf sichereres Terrain zu kommen.

„Eigentlich ist mir das schon seit Ewigkeiten nicht mehr passiert“, antwortete sie knapp, „Aber ich habe es wohl in letzter Zeit ein wenig übertrieben, zu wenig geschlafen, zu viel gearbeitet, Du weißt schon.“ Er nickte, während er ihre Hand nahm, die immer noch an seinem Arm herumstreichelte. Das irritierte ihn. Ein wenig. Dann zog sie ihn an sich und küsste ihn. Einfach so. Das irritierte ihn. Ein wenig mehr. Zuletzt drehte sie ihn so, dass er auf dem Rücken zu liegen kam und schwang sich auf ihn, während sie seine Handgelenke umfasste und aufs Bett drückte. Das irritierte ihn. Nun vollends. Natürlich wäre es ihm ein Leichtes gewesen sich aus ihrem Griff zu befreien. Er musste zugeben, sie war kräftiger als er gedacht hätte, für eine Frau mit ihrer Statur eben. Vielleicht war kräftig das falsche Wort. Es war vielmehr Entschlossenheit. Er wagte nicht sich zu widersetzen. Da erst ließ sie seine Handgelenke los, zog ihm das T-Shirt über den Kopf und strich mit ihren Händen über seine Brust, so wie sie es zuvor mit seinem Arm getan hatte. Also da stimmte nun wirklich gar nichts mehr. Widerstand begann sich ihn ihm zu regen, doch sie streifte sich das Kleid über den Kopf und erstickte selbst dieses erste Aufflackern mit einem neuerlichen Kuss, so dass ihr Oberkörper auf seinem zu liegen kam. Warme, weiche Haut auf seiner, so dass ihm nichts Anderes übrigblieb als sie seinerseits zu umarmen. Ein wenig konnte er sie noch gewähren lassen, bevor er die Situation so abänderte, dass sie für ihn wieder stimmig war. Schließlich war er ein Gentleman, der der Dame, die er im Bett hatte, so weit wie möglich entgegenkam, vor allem, wenn sie gerade eben noch ohnmächtig gewesen war. Ihr zuliebe, nur noch ein wenig. Aber wie viel war ein wenig?

Aus: Weibliche Ohn-machten


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