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Life is too short for boring stories

„Es war der Schöpfungsmythos, wie er im Alten Testament steht, und stehengelassen wurde, aus gutem Grund, der erklärt wie das Verhältnis zwischen Mann und Frau auszusehen hat. Adam, der erste Mensch, war unglücklich, da allein und einsam. Gott konnte das nicht mitansehen und beschloss ihm eine Gefährtin zu verschaffen. Deshalb ließ er einen tiefen Schlaf über ihn kommen und während Adam selig schlummerte, operierte Gott höchstpersönlich eine Rippe aus seiner Seite und bastelte daraus Eva. Adam war der Mensch. Eva die Menschin. Adam war von der Erde genommen. Eva war von Adam genommen. Sie stand also von Anfang an und durch Gott persönlich legitimiert, in einem Abhängigkeitsverhältnis, denn ohne ihn hätte es sie nicht geben können“, so begann er zu erzählen, um von meiner Freundin rüde unterbrochen zu werden.

„Das ist uns geläufig“, meinte sie. Doch er blieb gelassen.

„Dessen bin ich mir durchaus bewusst, aber es gehört dazu, also lass mich einfach erzählen“, meinte er lächelnd, um dann fortzufahren, „Die Theologen werden nicht müde darauf hinzuweisen, dass das unumstößlich so ist und immer so bleiben wird, mit den entsprechenden Folgen. Was uns jedoch die Theologen gerne verschweigen ist, dass es vor der Geschichte von Adam und Eva, die beibehalten wurde, weil es eben opportun ist und ihre Überzeugungen rechtfertigt, noch zwei weitere Geschichten gab, die einen ganz anderen Zugang zum Geschlechterverhältnis zuließen, zumindest eine, die ältere, von beiden, und deshalb gestrichen wurden. Denn Eva war nicht Adams erste Frau, nicht die zweite, sondern erst die dritte. Die zweite war ein glatter Fehlversuch.

‚Nein, die gefällt uns nicht’, stellten Gott und Adam unisono fest, und so wie sie aus Lehm geformt worden war, wurde sie auch wieder eingestampft, aber Adams erste Frau ist äußerst interessant. Und ihr Name war Lilith.

 

Lilith und Adam wurden beide aus Lehm geformt. Zur gleichen Zeit und gleichwertig. Sie verbrachten ihre Tage einträchtig im Paradies, so einträchtig, dass sie es auch nicht notwendig hatten die sonstige Tierwelt zu unterwerfen, indem sie den anderen Tieren Namen gaben. Es war ein friedliches, harmonisches Miteinander zwischen allen Tieren. Lilith und Adam lebten vegan, so muss man daraus schließen. Lilith war eine kluge Frau und wollte mit ihrem Mann reden, wollte sich mit ihm auseinandersetzen, ihm ihre Gedanken anvertrauen. Sie war aber auch eine Frau, die noch nichts von Einschränkungen irgendwelcher Art wusste. Und so wie sie ihre intellektuellen Wünsche auszuleben wünschte, so auch ihre sexuellen.

 

Eines Tages lag Adam unter einem Baum und sah gen Himmel. Der Himmel war blau und nur vereinzelt hüpften lustige Schäfchenwolken darauf herum. Ein idyllischer Tag. Da trat Lilith an ihn heran. Sie war schlank und großgewachsen. ihre Silhouette war umrahmt von Sonnenstrahlen, und es war, als würde sie von ihnen her leuchten. Breitbeinig und geerdet stand sie vor ihm, denn sie wusste auch noch nichts davon, dass eine Frau ihr Geheimnis zwischen zusammengepressten Schenkeln zu verbergen hatte. Adam sah also vom Himmel weg und sie an, die wippenden Brüste, die schlanke Taille, die sanft geschwungenen Hüften und den bewaldeten Hügel zwischen ihren Beinen. Und da er sie so ansah, erwachte in ihm das Verlangen sich mit ihr zu vereinen, was sich dadurch bemerkbar machte, dass sein Penis erigierte. Doch Lilith war eben keine Frau, die einfach nur so dastand und sich ansehen ließ. Sie sah auch an.

 

Ihr Blick musterte Adam, der unter dem Baum lag. Ihr Blick glitt über die Brust, die Schenkel und wieder zurück zu seinem Penis und als sie sah wie sich dieser ihr entgegenstreckte, erwachte auch in ihr das Verlangen sich mit ihm zu vereinigen. Nun ist das Erwachen des Verlangens bei einer Frau nicht so einfach und auf den ersten Blick sichtbar, was sich aus der anatomischen Konstitution logisch ergibt. Doch Lilith kannte auch keine Scheu dieses in Worte zu fassen oder gleich die Initiative zu ergreifen.

 

‚Ich will mit Dir schlafen’, sagte sie wohl. Vielleicht verwendete sie auch einen anderen Ausdruck, doch ganz gleich welchen sie benutzte, es war eine Hybris, die sie beging, denn Frauen haben nun mal keine sexuellen Wünsche zu haben. Und wenn sie sie schon haben, dann sollen sie gefälligst schamhaft den Kopf senken und sie so schnell wie möglich wieder vergessen. Lilith tat keines von all dem. Ganz im Gegenteil, sie ging noch weiter in ihrer Vermessenheit, indem sie ihren Platz vor der Sonne verließ und sich nun breitbeinig über Adam stellte, mit ihrem Geheimnis direkt über seinem Geschlecht. Adam musste immer noch blinzeln, als er zu ihr aufsah. Da regte sich der erste, kleine Widerwille in ihm. Er musste zu ihr aufsehen, während sie stark, groß und sonnengleich über ihm aufragte. Eigentlich hätte er sich entlastet fühlen sollen, als sie nun in die Hocke ging, mit ihrer Hand zwischen ihre Beine griff und sich seinen Penis einverleibte, einfach so, ohne weiters zu fragen. Adam hatte gar keine andere Wahl als es zuzulassen, schon allein deshalb, weil er selbst geil war.

 

Lilith hatte in dieser Stellung das Heft in der Hand und das mit Wonne. In ihren Bewegungen folgte sie ihrem eigenen Rhythmus und erlebte während dieses Aktes drei Orgasmen, einen klitoralen, einen vaginalen und einen, von dem sie selbst nicht genau wusste, wo er zugeordnet werden sollte. Adam hingegen erlebte zwar auch einen Höhepunkt, aber nur einen. Und als, nach vollbrachtem Koitus, das Blut wieder in seinen Kopf zurückfloss, war er sich sicher, er musste jetzt verärgert sein über seine Gefährtin, die nicht nur ebenbürtig geformt worden war, sondern sogar die Dreistigkeit besaß sie zu leben. Lilith hingegen rollte sich, schnurrend wie ein kleines Kätzchen, in den Arm des Mannes, von dem sie meinte, er wäre ihr Gefährte, Vertrauter und Partner. Doch in ihm gärte die Wut und die Abscheu.“

„Und was wollte er dagegen ausrichten?“, fragte ich.

„Er konnte einiges aus- und damit auch anrichten“, entgegnete er lächelnd, „Denn die Geschichte geht noch weiter.“

Aus: Weibliche Ohn-machten


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